Willis Tipps: Mai 2016

Anoushka politisch

1372willi1Die entsetzliche Lage der Flüchtlinge ist das Thema des neuen Albums von Anoushka Shankar. Ihr letztes Album war musikalisch ganz traditionell indisch. Auf „Land of Gold“ mischt sie nun indische Musik mit Jazz und Elektronik zu einem Aufschrei gegen Ignoranz und Abschottung. Auf drei Tracks sind die Stimmen von M.I.A. (GB/Sri Lanka), Alev Lenz (D/Türkei) und von Vanessa Redgrave zu vernehmen. Das Album enstand in enger Zusammenarbeit mit dem Perkussionisten Manu Delago, der über weite Strecken das rhythmische Fundament für Shankars oft experimentelle Sitarklänge legt. Angesichts von zunehmenden Fremdenhass und Nationalismus ist es wichtig, dass es KünstlerInnen wie Shankar gibt, die sich nicht in den Elfenbeinturm entrückter Schöngeistigkeit zurückziehen, sondern – musikalisch überzeugend – Position beziehen.

Anoushka Shankar – Land of Gold (Deutsche Grammophon)

Mehr als Fado

1372willi3Es gibt ganz großartigen Fado, aber natürlich hat Portugal musikalisch viel mehr zu bieten. Deolinda belegt seit 2008 mit ihren Alben regelmäßig die Spitzenplätze der portugiesischen Charts, und auch ihre vierte Studioplatte „Outras Histórias“ steht auf Platz Eins. Die Gruppe lässt sich von den vielen Facetten lusophoner Musik inspirieren, sei es von Traditionellem aus Portugal oder von den Klängen Brasiliens und der Kap Verden. Daraus mischen sie ihren ganz typischen Deolinda-Stil mit ruhigen Balladen und schwungvollen Stücken. Im Mittelpunkt des im Wesentlichen akustischen Quartetts steht die Stimme von Ana Bacalhau, die häufig nach Fado klingt, ohne bloßer Fado zu sein. Die Musik einer Gruppe, die in ihrer Heimat dermaßen angesagt ist, kann man Pop nennen. Wenn sie im Kern so portugiesisch und darüber-
hinaus so ausgezeichnet klingt wie bei Deolinda, habe ich kein
Problem, sie als Weltmusik zu empfehlen.

Deolinda – Outras Histórias (Universal Music)

Addis Abeba laut

1372willi2Ukandanz ist atemberaubend. Wer kurzatmig und lärmempfindlich ist, sollte vorsichtig sein. Mich erinnert die Lyoner Gruppe mit Gitarre, Bass, Drums und Sax – zwischen Jazzrock und Noise – an den legendären Jazzrocker James „Blood“ Ulmer; laut, verzerrt, zum Teil mit ungeraden Rhythmen. Einzigartig wird die Band durch den versierten äthiopischen Sänger Asnake Guebreyes aus Addis Abeba. Die Melodien sind im typisch pentatonischen Stil Äthiopiens. In den 1970er Jahren hat man dies am Horn von Afrika mit deutlichen Bezügen zum Soul-Funk eines James Brown gespielt. Ukandanz dreht jetzt bei vielen Stücken des Albums „Awo“ den Powerregler radikal auf Anschlag. Überraschenderweise ruiniert dies die Musik nicht, sondern es entsteht eine äthiopische Musik unter Hochspannung. Aufregend!

Ukandanz  –  Awo (Buda Musique)

 

Mai – Top 20

logo_twmc-1 neu1.    Bombino – Azel (Partisan Records) Niger
2.    Aziza Brahim – Abbar el Hamada (Glitterbeat Records) Westsahara
3.    Rokia Traoré – Né So (Nonesuch) Mali
4.    La Banda Morisca – Algarabya (Fol Música) Spanien
5.    Konono Nº1 meets Batida – Konono Nº1 meets Batida (Crammed Discs) Kongo/Angola/Portugal
6.   Lakou Mizik – Wa Di Yo (Cumbancha) Haiti
7.   Fanfare Ciocărlia – Onwards to Mars! (Asphalt Tango Records)  Rumänien
8.   The Gloaming – 2 (Real World Records) Irland
9.   Stefano Saletti & Banda Ikona – Soundcity (Finisterre) Italien
10. Katerina Tsiridou – Aman Katerina: A Tribute to Panayiotis Toundas (Protasis Music) Griechenland
11. Sociedade Recreativa – Sociedade Recreativa (La Chaudière Production / Jarring Effects) Brasilien
12. Damir Imamović‘s Sevdah Takht – Dvojka (Glitterbeat Records) Bosnien-Herzegovina
13. V.A. – Every Song Has its End: Sonic Dispatches from Traditional Mali (Glitterbeat Records) Mali
14. Las Hermanas Caronni – Navega Mundos (Les Grands Fleuves) Argentinien/Frankreich
15. Anoushka Shankar – Land of Gold (Deutsche Grammophon) Indien
16. DagaDana – Meridian 68 (Karrot Kommando) Polen
17. Sidestepper – Supernatural Love (Real World Records) Kolumbien/GB
18. Elza Soares – The Woman at the End of the World / A Mulher do Fim do Mundo (Mais Um Discos) Brasilien
19. Karsh Kale – Up (Six Degrees Records) USA/Indien
20. Päre – Hausjärvi Beat (Zebo Records)  Finnland

Die ganze Chart auf http://www.transglobalwmc.com und bei
 Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ (Willi Klopottek).


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