300 Vorschläge zum sicheren Radfahren: Wenn die Basis mitreden darf

Der Meco rief im vergangenen Sommer zu einer Art Inventar in Sachen Radfahrinfrastruktur auf und brauchte sich nicht über die Beteiligung daran zu beklagen.

Als im vergangenen Jahr das beim Rad fahrenden Publikum sehr beliebte „Alles op de Vëlo am Mamerdall“ coronabedingt abgeblasen werden musste, hatte der Organisator Mouvement écologique auch gleich einen alternativen Zeitvertreib für die frustrierten Radfahrer*innen parat: Die Umweltgewerkschaft rief diese dazu auf bis Mitte Juli 2020 sowohl positive als auch negative Beispiele in Sachen sanfter Mobilität im Allgemeinen, aber auch zum Fahrrad im Besonderen auf einer Internetplattform zusammenzutragen. Getauft wurde das Unterfangen auf den Namen „Alles op de Vëlo Spezial“.

Das Feedback war beachtlich und überraschte selbst die Initiator*innen, die jetzt die Auswertung der so zusammengetragenen Rückmeldungen aus der Bevölkerung vorstellten. Mit der professionellen Unterstützung eines Planungsbüros konnten so gut 300 Vorschläge zur Verbesserung der existierenden Fahrradinfrastruktur, aber auch für dringend benötigte, zusätzliche Radwege oder Anbindungen auf einer interaktiven Karte eingetragen werden, die seit Donnerstag online ist.

Interaktive Karte

Joy Mertz, die selber eine große Anzahl an Fallbeispielen, besonders im Süden des Landes, beigetragen hat, demonstrierte die Funktionsweise der Online-Karte. Unterschieden wird zwischen kritischen Einzelsituationen, ganzen Strecken und Problemen die sich über ein größeres Areal bemerkbar machen, etwa wenn in einer Region eigentlich leicht nutzbare Feldwege nicht ins Radwegenetz eingebunden werden.

Leider fehlen dem Meco die personellen und finanziellen Mittel, um diese Karte als eine Art fortlaufendes Projekt beständig zu aktualisieren. Die letzten Erhebungen der Seite stammen aus dem Herbst, sodass es durchaus sein kann, dass einige der erwähnten Mängel inzwischen behoben wurden. Dafür fehlen eventuell Gefahrenpunkte, die erst in den letzten Monaten entstanden sind. Cédric Metz, der als Mitglied des Meco-Staffs das ansonsten von Ehrenamtlichen durchgeführte Projekt betreut hat, betonte während einer Online-Pressekonferenz am Donnerstag, dass es vor allem darum ging beispielhaft aufzuzeigen wie direkte Bürgerbeteiligung funktionieren kann.

Sowohl die einzelnen Ergebnisse als auch die angewandte Methodik der Beteiligung sollen jetzt anhand einer Broschüre den Gemeindeverantwortlichen überall im Lande zugänglich gemacht werden. Nur durch direkte Kommunikation mit den Verantwortlichen ließen sich Ergebnisse erzielen, so Meco-Verwaltungsratsmitglied Bob Reuter. Es gilt die „Crowdintelligence“, die so zusammengekommen ist, wirksam einzusetzen. Dabei muss allerdings auch manchmal ein eventuell zu absoluter Anspruch mit dem technisch oder rechtlich Machbaren abgestimmt werden. Statt nur zu „knouteren“ kann so nach und nach ein gegenseitiges Verständnis entstehen, was dann schrittweise zu Lösungen führen kann.

Im Bohren dicker Bretter in Sachen Fahrradinfrastruktur hat auch Laure Simon langjährige Erfahrung. Sie resümierte aus Sicht des Meco die Forderungen, die sich aus den Erhebungen an die Politik ergeben: Die Interessen der Teilnehmer*innen an der sanften Mobilität sollen endlich ernst genommen werden. „Wir müssen wieder Lebensräume schaffen und gerade innerorts ist dabei das Auto nur ein Gast, und soll sich auch als solcher benehmen“, meinte die ehemalige Meco-Vizepräsidentin, die sich in Zukunft wieder verstärkt für die Belange der sanften Mobilität in der Nordstadt einsetzen will.

Handlungsbedarf sieht sie vor allem im Planungsbereich, denn in Zukunft sollte beim Bau von Straßen als erstes an das Fahrrad gedacht werden. Das Fahrrad sei nicht nur etwas für Tourist*innen, sondern entwickle sich immer mehr zu einem Alltagsverkehrsmittel. Und dabei sollte auch bedacht werden, dass immer mehr Räder mit breiten Einkaufstaschen oder mit Kindersitzen und -anhängern unterwegs seien. Auch verlangt sie von der Politik mehr Courage, dem Auto auch mal etwas wegzunehmen, auch wenn das zunächst durchaus auch Streit bedeutet. Weniger Abgase, Lärm und Gefahren: „Radfahren tut allen gut.“


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