Koalitionsabkommen
: Wenig vielversprechend


Am Freitag gelangte das Koalitionsabkommen 2023-2028 per Leak an die Öffentlichkeit. Die woxx hat sich die Ankündigungen bezüglich Digitalisierung, Gendergleichstellung, LGBTIQA+, Entwicklungs- und Außenpolitik genauer angeschaut.

Viel Liebe für Technologie-Hype

(Illustration: wikimedia commons)

(ja) – Der Digitalisierung ist das erste Kapitel des Regierungsabkommens gewidmet, was jedoch nicht daran liegt, dass Luc Frieden in den letzten zehn Jahren heimlich zum Hacker geworden wäre: Als Erstes kommt „État moderne“, und da steht das Unterkapitel Digitalisierung nun einmal alphabetisch an erster Stelle. Darin finden sich einige Buzzwords, die zwar gut klingen, von denen aber die wenigsten wissen werden, ob und wie sie funktionieren. Da wäre zum Beispiel die ominöse Blockchain-Technologie, die eigentlich für Kryptowährungen wie Bitcoin entwickelt wurde. Von herkömmlichen Datenbank-Technologien wird sie in Effizienz und Schnelligkeit zwar geschlagen, doch da der Begriff für Modernität steht, wird sie trotzdem eingesetzt. So funktioniert die Lösung, um den staatlich garantierten Studienkredit (Cedies) vollständig digital aufzunehmen, mittels Blockchain. Die neue Regierung will weiter in Forschung und Entwicklung investieren und zur führenden europäischen Plattform dieser aussterbenden Technologie werden. Viele Blockchain-Projekte existieren nur, weil es Fördergelder für sie gibt, wie Informatiker und Philosoph Rainer Rehak im woxx Interview (woxx 1706) erklärte. So ähnlich ist es wohl auch mit den sogenannten „Smart Cities“: Obwohl es schon länger Versuche gibt, bei denen das urbane Leben – vor allem der Verkehr – durch Digitalisierung besser organisiert werden soll, stößt die Idee eher auf Ablehnung, unter anderem aus Datenschutzgründen. Unter dem Motto „Smart Cities in a Smart Nation“ sollen in den nächsten fünf Jahren trotzdem Pilotprojekte finanziert werden.


Freiheit und Offenheit für Einsen und Nullen

(Illustration: wikimedia commons)

(ja) – Im Kapitel über die staatliche Digitalisierung finden sich allerdings auch ein paar wenige positive Punkte: So will die neue Regierung das leidige Geoblocking verbieten. „Schon wieder?“, möchte man fragen, denn eigentlich ist es seit 2018 in der Europäischen Union verboten, Nutzer*innen aufgrund ihrer geografischen Lage von Diensten auszuschließen. Doch was für Onlineshops gilt, gilt aktuell noch nicht da, wo es am meisten Unmut auslöst: bei Streamingdiensten, wie etwa Netflix. Hier ist oft überhaupt nicht transparent, in welchem EU-Land man welche Filme oder Serien anschauen darf. Die Regierung will das ändern und sich auf EU-Ebene für ein Verbot des Geoblockings für sämtliche Dienste aussprechen; wenn es nicht klappt, wird halt die EU Schuld sein. Äußerst ironisch ist der Abschnitt über eine Strategie für Daten des öffentlichen Sektors. Nicht nur, dass es schon ein „Open Data“-Gesetz gibt – das Koalitionsabkommen sollte ja ganz im Gegenteil zu diesem möglichst lange geheim gehalten werden. Aber die neue Regierung will sich bessern: In Zukunft soll es Richtlinien geben, mit denen öffentliche Daten den Bürger*innen noch besser zur Verfügung gestellt werden können. Vielleicht klappt das ja dann auch endlich mit den Fotos des staatlichen Pressedienstes Sip (siehe woxx 1761).

Grande Région : 
nulle rétrocession en vue

(fg) – On ne peut pas vraiment s’en étonner quand on a déjà épluché les programmes électoraux du CSV et du DP : le gouvernement ne prévoit aucune rétrocession fiscale aux communes frontalières françaises et allemandes, comme celles-ci le revendiquent depuis des années. Pour faire face à leurs dépenses publiques, elles demandent au Luxembourg de leur reverser une part des impôts payés par les personnes frontalières employées au grand-duché, de plus en plus nombreuses à résider sur leurs territoires. Leurs élu-es évaluent à quelque 180 millions d’euros le montant annuel de ces rétrocessions, sur le modèle d’une convention en vigueur entre la France et le canton de Genève, mais aussi entre… le Luxembourg et la Belgique. La coalition sortante s’est montrée obstinément opposée à ce mécanisme, plaidant pour des contributions financières sur des projets ponctuels, comme l’aménagement de parkings près des gares frontalières. Cela ne changera pas, le nouveau gouvernement prévoyant d’étendre sa « vision territoriale aux régions transfrontalières en développant un concept partagé et en réalisant des projets transfrontaliers communs ». Rien de précis donc, et en tout cas pas de rétrocession fiscale en vue. Les relations avec la Grande Région sont placées sous la tutelle du chef de la diplomatie, Xavier Bettel, qui pendant la campagne a répété que le « Luxembourg ne fait pas de chèques en blanc ». Le dossier a donc de bonnes chances de traîner encore en longueur.


Petit d et grand D

(Illustration: wikimedia commons)

(lm) – Longtemps, la politique étrangère du Luxembourg s’est basée sur une approche 3D : développement, diplomatie, défense. Cette approche signifie que le recours à la force militaire est à considérer comme un recours ultime, tandis que la prévention des conflits consiste à désamorcer leurs causes profondes en contribuant à un développement économique et social et, le cas échéant, en favorisant des solutions négociées. Longtemps, et logiquement, le budget de la défense a aussi été bien inférieur à celui de la coopération au développement, une comparaison compliquée par le fait que le premier affichait une cible d’un pour cent du revenu national brut (RNB), tandis que le second se référait au produit intérieur brut (PIB, nettement supérieur dans le cas du Luxembourg). Depuis cet été, l’engagement par rapport à l’Otan se calcule également en pourcentage du RNB. Le nouvel accord de coalition permet donc de comparer directement les ambitions dans les deux domaines. « L’objectif de la défense luxembourgeoise est d’accroître, à moyen terme, l’effort de défense à la hauteur de deux pour cent du RNB », lit-on à la page 30. Trois pages plus haut, le maintien de l’autre D à hauteur d’un pour cent est confirmé. Clairement, le rapport s’est inversé : pour maintenir la paix, le Luxembourg mise d’abord sur la dissuasion et la capacité (de l’Otan) à intervenir militairement. Notons que ce changement de paradigme a été mis en chantier par le gouvernement précédent, et notamment le ministre de l’armée François Bausch, mais en continuant à évoquer les 3D. Ce qui a vraiment changé avec le nouvel accord de coalition, c’est que toute référence aux 3D en a disparu.

Qu(e)er gelesen

(Illustration: wikimedia commons)

(is) – Im Wahlkampf waren LGBTIQA+-Rechte ein Randthema. Bei der Lektüre des neuen Koalitionsvertrags wird außerdem deutlich: Manche Wahlversprechen wurden inzwischen relativiert oder gar gebrochen. So sprachen sich die CSV und die DP vor den Wahlen klar dafür aus, die Elternschaft gleichgeschlechtlicher Paare automatisch anzuerkennen. Zurzeit muss der nicht-biologische Elternteil das Kind adoptieren, um die Beziehung rechtlich zu begründen. Ein Entwurf zum Abstammungsrecht, das diese Bestimmungen ändern soll, liegt seit 2013 vor. Im Koalitionsvertrag findet sich zu dem Thema folgende Formulierung: „En cas d’adoption (…) une reconnaissance automatique des deux parents de même sexe sera établie.“ Ändern wird sich für die betroffenen Eltern also doch nichts. An anderer Stelle konnte sich die DP nicht durchsetzen: Schlug sie in ihrem Wahlprogramm die Einführung der altruistischen Leihmutterschaft in Luxemburg vor, die vor allem Männerpaaren mit Kinderwunsch zugutekommen würde, hielt die CSV an dem bestehenden Verbot fest – und dabei bleibt es laut Koalitionsvertrag auch. Kinder, die im Ausland von einer Leihmutter geboren wurden, sollen aber hierzulande von beiden Elternteilen anerkannt werden können. Ferner will die Regierung zwar eine neutrale Gender-Option auf Ausweisdokumenten einführen, doch brechen die CSV und die DP ihr Versprechen, Genitalverstümmelungen an intersex Kindern zu verbieten. Im Koalitionsprogramm heißt es, die Regierung evaluiere die „modalités applicables à la réassignation sexuelle ainsi qu’à l’assignation de sexe chez les personnes intersexuées“ und passe sie nach Bedarf an. Trans Personen tauchen übrigens – abgesehen von diesem Teilsatz – kaum im Koalitionsabkommen auf. Immerhin könnte es bis 2028 zu diesen Änderungen kommen: Verbot von Konversionstherapien, volle Blutspende für alle basierend auf einer individuellen Risikobewertung, die Fortsetzung und Ergänzung des „Plan d’action LGBTI“ (2018) sowie die Entstehung sogenannter „safe spaces“, unter anderem für Regenbogenfamilien.

Gleichstellungspolitik light

(tj) – Auch wenn im Kapitel „Chancengleichheit“ an mehreren Stellen von nicht-binären Menschen die Rede ist, so scheint auch die Politik der neuen Regierung stark auf Zweigeschlechtlichkeit ausgerichtet zu sein. So heißt es etwa gleich im Unterkapitel „Geschlechtergleichstellung“, für die neue Regierung sei die „Gleichstellung zwischen Frauen und Männern“ eine Priorität. Zu diesem Zweck soll der entsprechende Aktionsplan aktualisiert werden, Gleichstellung stärker in die Schulbildung integriert werden, das Observatoire de l’égalité eine legale Basis erhalten, die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten aufgewertet werden und nach Geschlecht aufgeschlüsselte Daten gesammelt werden. Es wird gar nicht erst versucht, den Grund für die Priorisierung schönzureden: „Cette politique aura des effets positifs sur le PIB, engendrera un niveau d’emploi et de productivité plus élevé et permettra de répondre aux défis liés au manque de main d’œuvre qualifiée et au vieillissement de la population.“ Das Patronat kann also aufatmen. Der Unterpunkt „häusliche Gewalt“ ist ebenfalls wenig vielversprechend. Wenn es um die verstärkte Präventionsarbeit geht, wird von schärferen Strafen für Täter*innen gesprochen; eine neue Struktur für Opfer von genderspezifischer Gewalt wird im Laufe des Abschnitts zu einer Struktur für jegliche Gewaltopfer.

Leurs besoins… et les nôtres

(Illustration: wikimedia commons)

(lm) – Qu’est-ce que la coopération au développement ? « De manière générale, la coopération au développement aura comme objectif final de permettre aux pays partenaires de fonctionner sans aide internationale », lit-on à la page 28 de l’accord de coalition. Une approche qui évite les tentations de paternalisme et de néocolonialisme, d’autant plus que le gouvernement affirme vouloir « promouvoir un commerce équitable et des relations égales ». Hélas, le chapitre sur la coopération dans son ensemble n’est pas écrit dans cette tonalité-là. Il débute sur le constat ambivalent que « l’extrême pauvreté est l’un des problèmes les plus urgents auxquels le monde est confronté aujourd’hui ». Mais en déclarant ensuite que la politique de coopération « poursuivra en premier lieu l’impératif humaniste d’aider ceux qui sont dans le besoin », l’intention devient plus claire : combattre la pauvreté plutôt que l’injustice, éviter de problématiser les rapports d’exploitation et de dépossession causant cet état de privation ou y contribuant. Quelques alinéas plus loin, le continent africain est déclaré prioritaire, car il a « un énorme potentiel, notamment en tant que partenaire stratégique pour les matières premières ». On voit bien que ce sera mis au service du développement… de l’industrie des technologies digitales et énergétiques en Europe, qui se nourrit de cobalt et de tantale africains. Plutôt que d’assumer son intention extractiviste, la coalition évoque les « nouvelles synergies concernant les énergies renouvelables, notamment en matière de l’hydrogène renouvelable ». Comme Léopold II aurait pu, en son temps, évoquer les « synergies » en matière de production de caoutchouc au Congo.

Devoir de vigilance : 
préserver les entreprises !

(Illustration: wikimedia commons)

(fg) – Il ne faudra pas compter sur le Luxembourg pour adopter une loi exemplaire sur le devoir de vigilance des multinationales. Tout en reconnaissant que « le respect des droits de l’homme et une production durable doivent être encouragés par des mesures concrètes », l’accord de coalition prévoit un strict alignement sur la future directive européenne, selon le principe de « la directive, rien que la directive ». Le texte européen doit contraindre les grands groupes à respecter les droits humains et environnementaux, ainsi qu’à prévenir et indemniser les violations. Sous la pression patronale, des pays tentent d’en atténuer la portée. Le grand-duché, par exemple, plaide pour une exclusion des fonds d’investissement de son champ d’application. Interrogé par des ONG avant les législatives, Luc Frieden s’y disait pourtant favorable, au contraire du DP. De façon générale, le parti libéral s’oppose à une loi nationale plus exigeante que le texte européen, au nom du maintien de la compétitivité des entreprises luxembourgeoises. Et c’est vers elles que va d’abord la sollicitude du gouvernement : « Il ne faut pas perdre de vue que la charge principale et les coûts de la mise en œuvre de la législation (…) se répercuteront sur les entreprises », dit l’accord. « Le gouvernement veillera dès lors à la proportionnalité de ces mesures », en préconisant notamment des procédures numériques pour alléger les démarches des entreprises. La gestion du dossier devrait revenir à Xavier Bettel, aux Affaires étrangères, et à Lex Delles, à l’Économie. Deux ministres libéraux, donc.


Cet article vous a plu ?
Nous offrons gratuitement nos articles avec leur regard résolument écologique, féministe et progressiste sur le monde. Sans pub ni offre premium ou paywall. Nous avons en effet la conviction que l’accès à l’information doit rester libre. Afin de pouvoir garantir qu’à l’avenir nos articles seront accessibles à quiconque s’y intéresse, nous avons besoin de votre soutien – à travers un abonnement ou un don : woxx.lu/support.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Wir stellen unsere Artikel mit unserem einzigartigen, ökologischen, feministischen, gesellschaftskritischen und linkem Blick auf die Welt allen kostenlos zur Verfügung – ohne Werbung, ohne „Plus“-, „Premium“-Angebot oder eine Paywall. Denn wir sind der Meinung, dass der Zugang zu Informationen frei sein sollte. Um das auch in Zukunft gewährleisten zu können, benötigen wir Ihre Unterstützung; mit einem Abonnement oder einer Spende: woxx.lu/support.
Tagged , , , , , , , , , , , , , .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.