Vertreter*innen der Plattform Journée internationale des femmes haben sich mit Arbeitsminister Dan Kersch getroffen, um über Ungleichheiten in der Arbeitswelt zu sprechen. Am Ende gab es Zusicherungen und Glückwünsche für die Frauenrechtler*innen.
Gender Pay Gap, Elternschaft und die Arbeitswelt – fallen diese drei Begriffe, lassen die Wörter Ungleichheit und Diskriminierung selten lange auf sich warten. Damit das in Zukunft anders ist, haben sich die Vertreter*innen der Plattform Journée internationale des femmes (Jif) am vergangenen Dienstag mit dem Arbeitsminister Dan Kersch getroffen. Das Anliegen der Frauenrechtler*innen? Lohngleichheit durch Transparenz und die Kontrolle der Einhaltung des Arbeitsrechts durch die Inspection du travail et des mines (ITM), reduzierte Arbeitszeit bei gleichem Lohn, die Verlängerung sowie die Öffnung des „Congé de naissance“ für alle Eltern.
Die Mitglieder der Jif betonen in ihrem Bericht über das Treffen, dass das Ministerium für Arbeit eine wichtige Rolle im Kampf um Gleichberechtigung spielt. In der Arbeitswelt werden die Unterschiede zwischen den Geschlechtern besonders sichtbar. Laut einem Fact Sheet der Europäischen Kommission betrug der allgemeine Gender Pay Gap 2018 in Luxemburg 5,5 Prozent. Der EU-Durchschnitt lag bei 16,2 Prozent. Luxemburg schneidet also gut ab? Jein, denn im Wirtschafts- und Versicherungssektor sowie im Handel verdienten Frauen 2017 im Schnitt 22 Prozent weniger als Männer. Im wissenschaftlichen Bereich waren es 25,4 und in Dienstleistungsberufen 30,7 Prozent. Das geht aus dem Bericht „The EU Mutual Learning Programme in Gender Equality“ aus dem Jahr 2019 hervor.
Im Reinigungssektor, in dem vorwiegend Frauen tätig sind, ist die Situation ebenfalls seit Jahren angespannt – und das nicht nur wegen der niedrigen Gehälter und befristeten Arbeitsverträgen voll mit schlechten Konditionen. Bei der Konferenz „Propreté à quel prix? Le nettoyage: un métier non valorisé“ im März 2020 verwies Estelle Winter, Zentralsekretärin des OGBL-Syndikats „Services privés de nettoyage, d’hygiène et de l’environnement“, auf regelmäßig unbezahlte Überstunden und die Missachtung gesetzlich vorgeschriebener Ruhephasen. Die ITM würde die betroffenen Betriebe selten und nicht gründlich genug kontrollieren. Der Arbeitsminister Dan Kersch ließ sich damals bei der Konferenz von einem Mitarbeiter vertreten. Im Gespräch mit den Vertreter*innen der Jif versprach er nun seine Unterstützung im Kampf gegen die Verstöße des Arbeitsrechts.
Der Minister will außerdem über die Anpassung des „Congé de naissance“ diskutieren, heißt es im Bericht der Jif. Der zehntägige Sonderurlaub „Congé de paternité“ steht bisher explizit nur Vätern zu. Gleichgeschlechtliche oder trans Eltern werden durch die bestehende Reglung benachteiligt. Die Plattform Jif setzt sich für die Aufhebung des „Congé de paternité“ und für einen inklusiven, verlängerten „Congé de naissance“ für alle Elternteile ein. Sie verspricht sich davon eine größere ökonomische Gleichheit zwischen den Partner*innen, die gerechte Aufteilung der Erziehung und Pflege des Kindes oder der Kinder sowie die Entlastung berufstätiger Frauen. Die Erwartungen sind nicht aus der Luft gegriffen: Das European Institut for Gender Equality (Eige) hielt in einer Studie im Dezember 2020 fest, dass die ausgewogene Aufteilung der unbezahlten Care-Arbeit im Privatbereich Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt reduziert. Dan Kersch hat den Vertreter*innen der Jif am Ende des Gesprächs für ihren Einsatz für Frauenrechte gratuliert. Ob den Worten Taten folgen?