ENTWICKLUNGSPOLITIK: Leere Versprechen

Die Armut bis 2015 halbieren helfen, wollten die Industrieländer. Zehn Jahre vor dem Termin ist klar: Sie werden das Ziel verfehlen.

International verhandelte Entwicklungsziele haben Tradition. Seit es die Vereinten Nationen gibt, spätestens aber seit die früheren Kolonien in Asien und Afrika ihrem Schicksal überlassen wurden, gibt es derlei Abkommen zuhauf. Berühmt-berüchtigt etwa ist die Entscheidung der Industrieländer aus dem Jahr 1970, innerhalb von zehn Jahren rund 0,7 Prozent des jeweils nationalen Bruttoinlandsproduktes als öffentliche Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen. Das Ergebnis kennen wir: Heute, ein Vierteljahrhundert nach der versprochenen Frist, sind es lediglich eine Hand voll Länder, welche die Schwelle der 0,7 Prozent überschritten haben. mehr lesen / lire plus

ASYLPOLITIK: Hart und halbherzig

Die LSAP-Minister Asselborn und Schmit betonen den humanen Charakter ihres Entwurfs zum neuen Asylgesetz. Dabei steht er in der Tradition von Luc Friedens Abschiebepolitik und entspricht ganz den Harmonisierungsbestrebungen der EU.

Ibrahim Ejiofor* ist spät dran. Der Nigerianer ist zwar schon vor halb neun im Immigrationsministerium in der Avenue Monterey. Doch andere warten bereits im Erdgeschoss, bis sie aufgerufen werden – Asylbewerber wie er. Sie sind aus unterschiedlichen Anlässen gekommen. Im Ministerium wird ihnen eine Unterkunft zugeteilt, erhalten sie Taschengeld oder eine Busfahrkarte. Eines verbindet sie: Sie warten auf einen Bescheid, ob sie in Luxemburg bleiben dürfen oder nicht.

Ibrahims Geschichte klingt abenteuerlich. mehr lesen / lire plus

ANTI-WEIHNACHT: Kampf dem Lampenfieber

Nieder mit Santa Claus, dafür ein Hoch aufs Kleeschen – so lautet die Kampfparole eines Aktionskomitees, das zur Festzeit sein Unwesen treibt. Diesmal soll nicht nur Santa
dran glauben …

Nein, das ist kein Weihnachtsmänner-Massaker. Nach der kunstvollen Aufhängung tauchten die entführten Santas unbeschadet bei ihren BesitzerInnen wieder auf. (Foto: KKLS)

Der Sommer ist kaum vorbei, da marschieren sie auf: Heerscharen von Nikoläusen und Weihnachtsmännern aus Schokolade. Mit oder ohne lila Schleifchen sind sie das süße, rot-weiße Symbol für die Weihnachtszeit. Zumindest für Kaufleute kann die Adventszeit anscheinend gar nicht früh genug kommen. Mit dem Einzug des Schoko-Onkels und seiner geklonten Brüder in die Regale ändert sich auch die Musik in den Geschäften. mehr lesen / lire plus

OLIVIER MARCHAL: Melvilles Erbe

Olivier Marchal betreibt Traditionspflege mit Mitteln des modernen Action-Kinos. Sein Polizeifilm „36, quai des Orfèvres“ erinnert an alte französische Klassiker.

Bei Regisseur Olivier Marchal findet Gérard Depardieu eine seiner besten Rollen seit langem.

Eine Gangsterbande hat einen Geldtransporter überfallen. Der gepanzerte Wagen wird dabei in die Luft gejagt. Das Ganze ist bis ins Detail geplant. Kurze Zeit später trifft die Polizei ein: Leo Vrinks (Daniel Auteuil) von der Fahndung und Denis Klein (Gérard Depardieu) von der Abteilung organisierte Kriminalität haben sich wenig zu sagen. Ihre Brigaden konkurrieren miteinander. Hinzu kommt, dass Vrinks seinem Rivalen einst die Frau ausgespannt hat.

Zwei Polizisten, einst befreundet, dann verfeindet – Olivier Marchals Film „36, quai des Orfèvres“ basiert auf einer klassischen Konstellation. mehr lesen / lire plus

PIETER JAN BRUGGE: The Clearing

Das Regiedebüt des Produzenten Pieter Jan Brugge ist genau das, was es eigentlich nicht sein dürfte: bieder und ziemlich leidenschaftslos. Für einen Film um Erpressung und Ehebruch ist das nicht unbedingt die tollste Referenz. Sogar Leinwandgrößen wie Helen Mirren und Robert Redford können den wenig originellen Stoff nicht über Fernsehfilmniveau heben. mehr lesen / lire plus

MUDAM-ALMANACH: Museum zwischen Buchdeckeln

168 Seiten, 35 €.

Das Mudam (Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean) sei ein Museum ohne Mauern, schreibt die Journalistin und Kunstkritikerin Josée Hansen in ihrem Beitrag zum gerade erschienen Mudam-Almanach. Das ist gleichzeitig Fluch und Segen: Es ermöglicht einerseits die Kunst aus ihrem geografischen Rahmen zu befreien, andererseits fehlt der Wiedererkennungseffekt. Deshalb hat das Team um Direktorin Marie-Claude Beaud die seit 2000 geleistete Arbeit vorläufig zwischen die vornehm silbrigen Deckel eines Almanachs gepackt. Wenn es auch erst im Mai 2006 möglich sein wird, durch das Gebäude von Ieoh Ming Pei zu flanieren, so gibt’s noch rechtzeitig zu Weihnachten Augenweiden und „food for thought“ auf Hochglanzpapier. mehr lesen / lire plus