Was ist ein A330 MRTT?

Am 23. Juli hat die Chamber für die Beschaffung eines Flugzeugs dieses Typs votiert. Hintergrundinformationen darüber, was der A330 MRTT kann und was das für Luxemburg bedeutet.

Technische Darstellung des zivilen Basismodells A330.
(Wikimedia; Julien.scavini; CC-BY-SA-3.0)

Es ist sonder Zweifel ein Militärflugzeug, das Luxemburg erworben hat. Genauer gesagt beteiligt sich Luxemburg mit etwa 12 Prozent an der Anschaffung und am Betrieb eines Pools von neun A330 MRTT – was ziemlich genau auf ein Neuntel der Kosten hinausläuft (Details zum Deal in Teil 1 und Teil 3 unserer Serie). Wer mehr über die Spannweite des Flugzeugs oder seine Dienstgipfelhöhe wissen will, kann in der deutschen, besser noch in der englischen Wikipedia nachschlagen.

Wir erläutern die für die luxemburgische Diskussion relevanten Aspekte des „Airbus 330 Multi Role Tanker Transport“, wie das Flugzeug voll ausgeschrieben heißt. Der Name ist Programm: Der A330 MRTT kann sowohl als Tankflugzeug wie auch als Transporter mit verschiedenen Funktionen eingesetzt werden. Die Luftbetankung von Kampfflugzeugen ist heutzutage Teil der normalen strategischen Planung – sie erlaubt, deren Reichweite nahezu zu verdoppeln. Da sich die Kerosintanks des A330 MRTT in den Flügeln befinden, ist eine Kombination von Tank- und Transportfunktion möglich, solange die maximale Startmasse nicht überschritten wird. Transportiert werden können unter anderem Truppen, Militärmaterial und Verletzte, je nachdem wie der Innenraum eingeteilt wird.

Wenn der Tanker nicht tötet …

Dennoch werden diese Flugzeuge in erster Linie als Tanker angeschafft, die anderen Funktionen können reine Militärtransporter genauso gut erfüllen. Insofern haben die Kritiker*innen Recht, wenn sie den A330 MRTT als Hilfsmittel für Militärinterventionen darstellen. Andererseits wird auf die Tankerfunktion fast nur im Kriegsfall zugegriffen – deswegen bewirbt Airbus auch die Multifunktionalität. Dank ihrer kann das Flugzeug nämlich in „Friedenszeiten“ vom Militär sinnvoll genutzt werden – auch für zivile Zwecke, wie François Bausch nicht müde wird zu betonen. Der Armeeminister führte während der Debatte in der Chamber das Beispiel Frankreichs an, das einen seiner A330 eingesetzt hatte, um schwer an Covid-19 Erkrankte via den Findel vom Grand Est in andere Regionen zu verlegen.

Bausch wollte damit das Argument entkräften, für solche Zwecke könne man auf günstigere zivile Transportmaschinen zurückgreifen. „Soll für eine Rettungsaktion im Mali vielleicht die Luxair mit einem Q400 einfliegen in ein Krisengebiet, wo geschossen wird?“, so der Minister, der auch auf die Landepisten vor Ort hinwies, die „nicht wie auf dem Findel sind“. Das Argument, es gebe zivile Alternativen, möge gut klingen, aber es halte nicht der Realität stand, so Bausch.

Wo der Minister blufft

Doch auch Bauschs Behauptungen halten der Realität nicht stand: Das „Kriegsgebiet“ Mali wird immer noch von Air France angeflogen – allerdings nicht mit Q400-Maschinen. Deren Reichweite ist nämlich dafür zu kurz – was Bausch, der auch Transportminister ist, eigentlich wissen müsste. Und was die Landepiste angeht, so blendet der Minister aus, dass der A330 MRTT eine umgebaute Zivilmaschine des Typs A330 ist und deshalb immer noch recht lange und stabile Landebahnen benötigt. Das unterscheidet ihn vom Transporter A400M, der als Militärmaschine konzipiert wurde und auch unter schwierigen Bedingungen landen kann.

Was das Beispiel des Covid-Krankentransports angeht, so kann Frankreich in der Tat den A330 MRTT in der „Morphée“-Konfiguration einsetzen, um bis zu zehn Schwerverletzte zu transportieren. Dabei wird der Innenraum in eine Art Intensivstation umgewandelt – Morphée steht für „Module de réanimation pour patient à haute élongation d’évacuation“. Zu bedenken ist allerdings, dass dieses Modul vor Covid-19 nur in Kriegssituationen zum Einsatz gekommen war. Im Normalfall werden Schwerverletzte einzeln oder zu zweit in kleineren, zivilen Flugzeugen transportiert. Außerdem verfügt Luxemburg für „seinen“ A330 MRTT weder über ein solches Modul, noch über das für solche Einsätze ausgebildete Personal.

Der Nutzen des Militärflugzeugs für Luxemburg ist sehr eingeschränkt, sein Potenzial, Schaden anzurichten, durchaus beachtlich – gemeint ist die Unterstützung zweifelhafter Militärinterventionen (siehe Teil 2 der Serie: „Teuer und kriegerisch“). Und anders als der LUXEOsys-Satellit mit einer Lebensdauer von höchstens zehn Jahren, hat die Chamber Luxemburg beim A330 MRTT bis 2046 engagiert. Das bedeutet eine – zumindest passive – Beteiligung an allen möglichen Interventionen des kommenden Vierteljahrhunderts. Und eine Verpflichtung zu jährlichen Zahlungen, die das Staatsbudget als Ganzes belasten. Dass schon in diesem Jahr die Militärausgaben steigen und die für Entwicklungshilfe fallen („Grand D et petit d“), ist in diesem Zusammenhang ein böses Omen.

Link: der A330 MRTT in der woxx.


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