Das Coverbild der woxx vom 26. April ließ manche nicht unberührt und hat eine eigene, gut vierzig Jahre alte „großherzogliche“ Geschichte.
Der vergangene Woche 98- jährig verstorbene ehemalige Großherzog von Luxemburg war für eine ganze Generation täglich präsent, prangte sein markant gezeichnetes Gesicht doch auf Briefmarken aller Wertkategorien und auf Geldmünzen und -scheinen.
Als Guy W. Stoos und Guy van Hulle in den 1970er-Jahren auf die Idee kamen, ihre anti-monarchistische Grundgesinnung in Form einer Plakataktion zum Ausdruck zu bringen, taten sie das – bewusst oder unbewusst – in einer für Luxemburg typischen Zurückhaltung. Die Engländer würden dazu zu wohl Understatement sagen.
Die kleine Krone, die original eigentlich oben links auf der zugrundeliegenden Briefmarke prangte, wanderte mit einem Gummiband zum Festbinden versehen, auf den Kopf des Monarchen – wie bei einem „Fuesbok“ – ohne dabei wirklich royale Dimensionen anzunehmen. Das Ganze ohne weiteren Kommentar.
Die Anpassung ist dermaßen dezent, dass viele die kleine Verulkung zunächst gar nicht mitbekommen. Erst ein zweiter Blick auf das Plakat, das sich seinerzeit in so mancher Studenten*innenbude oder WG vorfand, lässt den „clin d’oeil“ erkennen. Und ruft – je nach monarchischer Gesinnung – die entsprechende Reaktion auf.
Den beiden Autoren brachte es keine Klage wegen Majestätsbeleidigung ein. Dafür protestierte aber die großherzogliche Post. Allerdings nicht wegen der Verunglimpfung des Staatschefs. Vielmehr verwahrte sie sich gegen eine weitere Verbreitung des Plakates, da sie darin eine Verletzung ihres Machtmonopols sah: Nur sie sei hierzulande berechtigt, Briefmarken herauszugeben.
Anders als bei der leicht verrutschten Krone bestand allerdings nie eine Verwechslungsgefahr, misst das Plakat doch 30 x 35 cm und ist damit etwa 350 Mal großherzöglicher als die Originalbriefmarke.