Ende von Expertisa: Cid Fraen an Gender schmeißt hin

Das Cid Fraen an Gender verkündet das Ende der Datenbank Expertisa zur Vermittlung von Expertinnen – und liefert damit ein Armutszeugnis nationaler Gleichstellungspolitik.

Expertisa, die Datenbank zur Vermittlung von Expertinnen in Luxemburg, wird vom Netz genommen. (COPYRIGHT: Isabel Spigarelli/woxx)

Expertisa sollte helfen: Ziel der 2013 gegründeten Datenbank und Website war es, Expertinnen aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen leicht auffindbar zu machen und so ihre Sichtbarkeit in den Medien oder bei Veranstaltungen zu steigern. Das Cid Fraen an Gender sowie der Conseil national des femmes de Luxembourg (CNFL) trugen das Projekt. Jetzt ist nach zehn Jahren Schluss, dabei hat sich die Ausgangslage nicht nennenswert verbessert.

Die Idee zur Plattform entstand nach Luxemburgs erster Beteiligung am Global Media Monitoring Project (GMMP) im Jahr 2010, unter der Leitung des Cid und des CNFL: Bei dem Projekt werden nationale Medien alle fünf Jahre auf die Geschlechterverhältnisse und die Repräsentation von marginalisierten Personengruppen hin analysiert. Damals machten Frauen insgesamt 20 Prozent der Menschen aus, die in den Medien vertreten waren. Im Hinblick auf Spezialist*innen fiel die Wertung niedriger aus, denn von den herangezogenen Expert*innen waren nur 18 Prozent weiblich. Das Argument der Medienschaffenden: Befragt wird, wer schnell verfügbar ist.

2020 beteiligte sich Luxemburg erneut an dem GMMP und die Ergebnisse fielen ähnlich mau aus: Die allgemeine Repräsentation von Frauen in Medienberichten ist seit 2010 um 5,3 Punkte gestiegen. „Wenn sich die Medienlandschaft in dem Tempo weiterentwickelt, ist es bis zu einer ausgewogenen Berichterstattung wohl noch 67 Jahre hin“, kommentierte Claire Schadeck, politische Mitarbeiterin im Cid, damals die Ergebnisse im Interview mit der woxx.

Für große Kampagnen sind die Mittel da, für die Personalaufstockung zentraler Anlaufstellen zu Gender-Themen aber nicht?

Warum also aufgeben und Expertisa einstellen? Das Cid nennt in seiner Pressemitteilung zum Ende der Plattform die intensive Betreuung der Datenbank und regelmäßige technische Probleme, die die Website lahmlegten. Es sind jedoch andere Beweggründe, die einen aufhorchen lassen: ein eklatanter Personalmangel und unzureichende Arbeitsstunden, um die zeitraubende Daueraufgabe der Datenpflege zu bewältigen. Die Suche nach alternativen Projektträger*innen sei zudem erfolglos verlaufen.

Nun finanzierte ausgerechnet das Ministerium für die Gleichstellung von Frauen und Männern das Projekt und unterhält noch dazu eine Konvention mit dem Cid. Zwar verfügt das Ministerium im Vergleich zu anderen über ein lächerliches Budget – 2023 macht es 0,09 Prozent der gesamten Staatsfinanzen aus –, trotzdem ist es besorgniserregend, dass das Ende von Expertisa und die Unterbesetzung im Cid billigend in Kauf genommen werden. Zumal Isabelle Schmoetten, politische Beauftragte, der woxx zum 30. Geburtstag des Cid offenbarte: „Wir kämpfen seit Jahrzehnten für mehr Personal. Das wurde seit 2000 nicht mehr aufgestockt.“

In dem Sinne scheint es fast schon konsequent, dass das Ministerium auch jetzt nicht zu Hilfe eilt. Das rückt die nationale Gleichstellungspolitik wenige Monate vor Ende der laufenden Legislaturperiode in ein äußerst unvorteilhaftes Licht: Für große Kampagnen sind die Mittel da, für die Personalaufstockung zentraler Anlaufstellen zu Gender-Themen aber nicht? Nachhaltigkeit schaut anders aus. Medienschaffenden bleiben derweil internationale Pendants zu Expertisa wie die Website „speakerinnen.org“, wo über 4.000 Expertinnen zu mehr als 12.000 Themen zu finden sind.


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