Zur politischen Lage in Brasilien: Absurdität und Hoffnung

Brasiliens Präsident Lula da Silva steht vor der Herkulesaufgabe, die Spaltung der brasilianischen Gesellschaft, die sein Vorgänger Jair Bolsonaro vertieft hat, zu kitten. Zwei politische Biografien zeigen, wie unterschiedlich die beiden Politiker waren und sind.

Die Bilder ähneln sich. Die Erstürmung des brasilianischen Kongressgebäudes, des Präsidentenpalastes und des Sitzes des Obersten Gerichtshofes in Brasilia durch mehrere Tausend Anhänger*innen des abgewählten Präsidenten Jair Bolsonaro am 8. Januar (siehe „Bolsonaros klägliches Spiel“ in woxx 1719) erinnert an den Angriff auf das Washingtoner Capitol durch Gefolgsleute von Donald Trump zwei Jahre zuvor. Beide Fälle zeigen, wie ernst es um die Demokratie sowohl in Brasilien als auch in den USA zurzeit bestellt ist. mehr lesen / lire plus

Italien: Demontage des Antifaschismus

Jedes Jahr am 25. April feiert Italien den Sieg der Partisaninnen und Partisanen sowie der Alliierten über den italienischen Faschismus und die deutschen Besatzer. Die rechtsextreme Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni will das Gedenken umdeuten und den Tag als „Fest der nationalen Aussöhnung“ begehen.

Eindeutige Handbewegung: Pappfiguren auf einer Demonstration am 1. Mai in Turin; sie stellen Italiens Premierministerin Giorgia Meloni und ihren Stellvertreter Matteo Salvini dar, die beide der extremen Rechten zuzuordnen sind. (Foto: EPA-EFE/Alessandro Di Marco)

Als Italien 1955 den zehnten Jahrestag der Befreiung vom Nazi-Faschismus beging, rief Giorgio Almirante, der Mitbegründer des neofaschistischen „Movimento Sociale Italiano“ (MSI), in einem Beitrag für die parteieigene Tageszeitung „Il Secolo d’Italia“ dazu auf, sich den 25.  mehr lesen / lire plus

Vorratsdatenspeicherung: „Uns fehlt einfach die Verhältnismäßigkeit“

Mit dem Slogan „Big Tanson is watching you“ macht der Chaos Computer Club Lëtzebuerg (C3L) seine Kritik an der neuen Vorratsdatenspeicherung deutlich. Die woxx hat sich mit C3L-Sprecher Sam Grüneisen über Metadaten, schwammige Gesetzestexte und Drogendeals in Naturschutzgebieten unterhalten.

Sechs Monate lang müssen Internet- und Mobilfunkprovider die Metadaten von Telekommunikation in Luxemburg speichern. (Foto: Taylor Vick/Unsplash)

woxx: Der Begriff Vorratsdatenspeicherung war jetzt eine Weile aus der öffentlichen Diskussion verschwunden, obwohl die Praxis weitergeführt wurde. Was ist die Vorratsdatenspeicherung genau und warum sollte man sich als „normale*r Bürger*in“ Gedanken darüber machen?


Sam Grüneisen: Vorratsdatenspeicherung sieht in Luxemburg so aus, dass die sogenannten Metadaten von Telekommunikation sechs Monate lang gespeichert werden. mehr lesen / lire plus

Observatoire de l’égalité entre les genres: Alle wollen mitreden

In den vergangenen Monaten erntete der Gesetzentwurf zum Observatoire de l’égalité entre les genres viel Kritik. Während die einen die Reproduktion der Genderbinarität und mangelnde Unabhängigkeit beklagen, warnen andere vor Cancel Culture.

Bringt das Observatoire de l’égalité des genres etwas Bewegung in die Gleichstellungsbemühungen der Regierung? (Public domain CC0 1.0)

Über zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass Gleichstellungsministerin Taina Bofferding (LSAP) den Observatoire de l’égalité entre les genres vorstellte. Was zu diesem Zeitpunkt nur eine Webseite mit Statistiken in puncto Geschlechtergerechtigkeit war, wurde im Herbst 2022 durch einen entsprechenden Gesetzentwurf sowie ein „projet de règlement grand-ducal“ ergänzt: Dies soll eine legale Basis für die Beobachtungsstelle und den Conseil supérieur à l’égalité entre les genres schaffen. mehr lesen / lire plus

Cannabis-Legalisierung: Ausgedämpft?

Ein Konzept zur Legalisierung von Cannabis gibt es nun. Ein Gesetz wird daraus wohl so schnell nicht werden – einmal mehr verpasst die blau-rot-grüne Koalition eine Chance.

So stellt sich die Regierung die Informationsflüsse beim Cannabiskauf vor. Eine Flasche Wodka kaufen ist einfacher – und damit darf man sich in den Park setzen. (Illustration: Ministère de la Santé, Ministère de la Justice)

Stellen Sie sich vor, Sie bestellen in einem Café ein Bier. Aber statt Ihnen Mini oder Humpen zu zapfen, nimmt der*die Wirt*in erst einmal Ihre persönlichen Daten auf und überprüft mittels Blick in den Alkohol-Zentralcomputer der Regierung, ob Sie Ihr Alkoholkontingent für diesen Monat nicht bereits überschritten haben. mehr lesen / lire plus

Berufswelt: Wenn Arbeit zur Qual wird …

Bei Lëtz Rise Up war Diskriminierung, beim Arbeitsministerium Mobbing Thema der Woche. Lëtz Rise Up fordert die Politik heraus, während diese eher Schadensbegrenzung betreibt.

Lëtz Rise Up, das Arbeitsministerium und die Inspection du travail et des mines äußerten sich diese Woche zu harten Konflikten im Arbeitsbereich. (Copyright: cottonbro studio/Pexels)

Rund um den ersten Mai stehen Arbeiter*innen traditionsgemäß im Mittelpunkt des öffentlichen Diskurses, doch die feministische und anti-rassistische Organisation Lëtz Rise Up setzte diese Woche einen eigenen Schwerpunkt: Am Dienstag stellte sie ihre Aktionen gegen Diskriminierung in der Berufswelt vor. Neben einer Infobroschüre und einem Erklärungsvideo, stellt die Organisation Forderungen an die zuständigen Ministerien, darunter das Ministerium für Arbeit. mehr lesen / lire plus

Après le 1er-Mai : Macron : un dangereux déni 
de réalité

Emmanuel Macron parie sur l’épuisement du mouvement social contre la réforme des retraites. La mobilisation historique lors des défilés du 1er-Mai démontre qu’il n’en est rien. Par son rejet de la démocratie sociale et parlementaire, le président enfonce le pays dans une impasse politique et nourrit la montée des tensions.

Casserolade face à la préfecture de Metz lors de la venue du ministre de la Santé, le 28 avril. (Photo : Fabien Grasser)

Les sourires sont à la hauteur de la mobilisation : ce lundi 1er mai, les responsables locaux de la CGT ne boudent pas leur plaisir à l’issue d’un défilé qui a, selon eux, rassemblé quelque 10.000 personnes dans les rues Metz (7.000 selon la police). mehr lesen / lire plus

Jugendstrafgesetz: Lob und Kritik von der CCDH

Vor einem Jahr legte die Regierung drei Gesetzentwürfe zum Schutz Minderjähriger vor: ein Jugendstrafgesetz, ein Jugendschutzgesetz, und ein Gesetz zu den Rechten von Minderjährigen, die Opfer oder Zeuge einer Straftat geworden sind. Die Reform ist sehr zum Wohlgefallen der Menschenrechtskommission (CCDH), das machte sie bereits in ihren Gutachten zu den beiden letztgenannten Entwürfen deutlich. Insgesamt begrüßt sie die Herangehensweise, Jugendschutz und Jugendstrafrecht voneinander getrennt zu behandeln; eine Unterscheidung, die in der aktuell geltenden Rechtslage nicht vorgesehen ist. Nun liegt auch das CCDH-Gutachten zum Jugendstrafgesetz vor. Darin äußert sie viel Lob, aber auch wesentliche Kritikpunkte. Einer davon betrifft das Strafmündigkeitsalter, das laut Entwurf erstmals festgeschrieben wird, und zwar auf 13 Jahre. mehr lesen / lire plus

Forum 431: Suffizienz

In ihrer Mai-Ausgabe dreht sich bei der Zweimonatszeitschrift Forum alles um das Thema Suffizienz. Der Begriff hat keine allgemeingültige Definition, im Grunde geht es um das Bemühen, möglichst wenig Ressourcen und Energie zu verbrauchen. Das Dossier beleuchtet aus unterschiedlichsten Blickwinkeln was der Mensch braucht – und wie viel davon reicht. So gibt Benjamin Klein, Projektkoordinator beim Centre for Ecologial Learning Luxembourg (Cell), eine sehr optimistische Einführung ins Thema, während Marc Baum, ehemaliger Déi Lénk-Abgeordneter, über Star Wars und das Scheitern des grünen Kapitalismus schreibt. Carlo Thelen, Generaldirektor der Handelskammer, vertritt ganz andere Thesen, die in Richtung nachhaltiges Wachstum gehen; die Achtsamkeitstrainerin Berenice Boxler schreibt über „Dankbarkeitsübungen“, die dabei helfen sollen, die innere Suffizienz zu finden. mehr lesen / lire plus

Protection du patrimoine : bilan mitigé

Photo : chd.lu

Le hearing pour une « protection du patrimoine architectural plus cohérente et plus efficiente » ce mercredi à la Chambre était déjà un succès avant d’avoir eu lieu : la ministre de la Culture Sam Tanson (Déi Gréng) avait convoqué la veille une conférence de presse sur la nouvelle loi en la matière pour en dresser un bilan éminemment positif. Pas très sportif, pourrait-on dire, car les dépositaires d’une pétition n’ont que dix minutes pour exposer leur point de vue lors des hearings, et la ministre aurait pris ainsi une longueur d’avance. Mais, d’un côté, les pétitionnaires, avec des exposés très fouillés et appuyés par des images d’immeubles récemment détruits, se sont vu accorder par les membres de la commission des Pétitions une petite rallonge pour pouvoir venir à bout de leur propos. mehr lesen / lire plus

Backcover: Giulia Thinnes

Im Mai präsentiert die Fotografin Giulia Thinnes ihr Projekt „It’s easier for me like that“ auf den Rückseiten der woxx. Im Interview teilt sie die Geschichte hinter dem vermeintlich positiven Titel.

Giulia Thinnes ist Fotografin und macht zur Zeit ihren Abschluss an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin. Seit 2016 ist sie außerdem Teil des Luxembourg Streetphoto Collective. (Copyright: Giulia Thinnes)

woxx: Giulia, beginnen wir mit dem Titel Ihrer Fotoserie: Worauf bezieht sich der Satz „It’s easier for me like that“?


Giulia Thinnes: Der Titel ist eine Aussage, die so wortwörtlich im Austausch mit einer meiner Töchter gefallen ist. Sie resümiert darüber hinaus die Lebensverhältnisse, in denen ich mich derzeit befinde. mehr lesen / lire plus

Poésie : « Il se passe des histoires ! »

Le poète Sébastien Fevry a fait halte pour quelques semaines à Neimënster, le temps d’une résidence artistique. Le woxx l’a rencontré juste avant son retour en Belgique.

Dans le cadre d’une résidence à Neimënster, Sébastien Fevry, professeur d’études culturelles à l’université de Louvain-la-Neuve, s’est consacré à plein temps à la poésie pour quelques semaines. (Photo : woxx)

woxx : Comment t’es-tu retrouvé au Luxembourg ?


Sébastien Fevry : J’ai répondu à un appel publié par l’organisme Wallonie-Bruxelles International, qui proposait une résidence d’écriture en partenariat avec l’abbaye de Neumünster. Il fallait remettre un dossier dans lequel on devait expliquer ce qu’on avait fait auparavant, mais aussi présenter un projet spécifique. mehr lesen / lire plus

Auf der Website des Städel Museums: Meinungsbilder

Im Rahmen seiner Bildungsinitiative „Meinungsbilder. Anders sehen. Einander verstehen“ zur Demokratisierung von Kultur präsentiert das Frankfurter Städel Museum nicht nur einen Film, sondern eine sechsteilige Kurzvideoreihe auf seiner Website: Darin beleuchten Künstler*innen ikonische Werke der Museumssammlung wie etwa Edgar Degas‘ „Die Orchestermusiker“ in Bezug auf die Gegenwart. Themen sind unter anderem interkultureller Austausch, Rassismus und Feminismus. Ein spannendes Format für alle, die einen neuen Blick auf traditionsreiche Gemälde werfen wollen sowie ein Geheimtipp für Kulturvermittler*innen auf der Suche nach Inspiration. Punktabzug gibt es dafür, dass außer Rosemarie Trockels „Who Will Be In in ’99?“ nur Werke von Männern besprochen werden …

Auf staedelmuseum.de/de/filmreihe-meinungsbilder mehr lesen / lire plus

Konzert: Orthodoxer Doom Metal

Die griechische Metal Band „The Temple“ verbindet die Polyphonie kirchlicher Chormusik mit langsamen und schweren Gitarrenriffs. Im Mai verkündet die Bruderschaft des „True Doom“ ihre Lehre auch in Liège und Trier.

Vertreten die reine Lehre des Doom Metal: The Temple aus Thessaloniki. (Fotos: privat)

Es kommt häufig vor, dass eine Band ihre Platte mit einem Intro beginnt, das nicht von ihr selbst eingespielt worden ist. Stattdessen wird aus einer Filmmusik, einer Klaviersonate oder aus einem Orchesterstück zitiert. Die griechische Doom-Metal Band „The Temple“ geht auf ihrem neuen Langspieler jedoch viel weiter. Sie hat ein komplettes Chormusikstück des in Griechenland verehrten und 2021 verstorbenen Komponisten Mikis Theodorakis an den Anfang gesetzt. mehr lesen / lire plus