Es ist die Aufgabe der Politik, die Konsument*innen von der Last zu befreien, immer die „richtige“ Entscheidung treffen zu müssen. Ökomoralische Vorwürfe machen nur schlechte Stimmung und bewirken gar nichts: „Verhältnisse müssen das Verhalten ändern“, so die Grundthese von Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie – der am Mittwoch nach Luxemburg kommt.
Gemeinsam mit einer Reihe zivilgesellschaftlicher Organisationen hat der Mouvement Ecologique den Projektleiter für Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut, Michael Kopatz, zu einem Vortrag mit dem Titel „Schluss mit der Ökomoral – Wie wir die Welt retten, ohne ständig daran zu denken“ nach Luxemburg eingeladen. Der Autor des aktuellen, gleichnamigen Buches, wird am kommenden Mittwoch, den 30. Oktober 2019 um 20h im Hotel Parc Belle-Vue, 5, av. Marie-Thérèse, Luxemburg (salle Marie-Thérèse) auftreten.
In Zeiten von Fridays for Future und Klimakrise werde über das „korrekte“ ökologische Verhalten so viel geredet wie über das Wetter, stellen die Veranstalter*innen in ihrem Einladungsschreiben fest. Auch die Politik werde nicht müde, die Menschen immer wieder an ihre Umweltverantwortung zu erinnern. Ob es nun aber ums Klima, um Ressourcen oder andere zentrale Zukunftsfragen geht – stets sei es das gleiche: Wir alle wüssten, was zu tun wäre, aber nur wenige handeln danach.
„Zwischen unseren umweltpolitischen Idealen und unserem Verhalten besteht eine große Kluft“, meint dazu Michael Kopatz. „Laut einer Studie des deutschen Umweltbundesamtes sind zum Beispiel 90 Prozent der Bürger bereit, mehr Geld für Fleisch aus artgerechter Tierhaltung auszugeben – aber nur zwei Prozent tun es.“
Ähnliches gelte, wenn es darum geht, das Auto stehen zu lassen oder auf Flugreisen zu verzichten. „Viele finden Klimaschutz wichtig, schaffen es aber nicht, ihre moralischen Vorsätze im Alltag umzusetzen“, erklärt der promovierte Sozialwissenschaftler, der deshalb vor allem die Politik in der Verantwortung sieht : „Denn wenn wir die Verhältnisse verändern, verändert sich auch das Verhalten. Gäbe es zum Beispiel nur noch Pfandbecher, käme ich als Konsument erst gar nicht in die Bredouille, mich beim Kaffee kaufen jedes Mal wieder bewusst für den Klimaschutz entscheiden zu müssen“. Deshalb sei politischer Protest wichtiger als privater Konsumverzicht.
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