MONA YAHIA: „Das Wort Heimat existiert in meinem Wörterbuch nicht“
In ihrem Debütroman „Durch Bagdad fließt ein dunkler Strom“ hat die jüdische Schriftstellerin Mona Yahia eigene Kindheitserinnerungen verarbeitet. Ein Porträt.
„Wenn ich gefragt werde, erzähle ich meist, dass ich aus Israel komme. Das ist einfacher als die wahre Geschichte.“ Den Satz spricht Mona Yahia, in Bagdad geborene, jüdische Schriftstellerin, die ihren Erstlingsroman „Durch Bagdad fließt ein dunkler Strom“ demnächst dem Luxemburger Publikum vorstellen wird. Darin beschreibt sie eine jüdische Kindheit in Bagdad – die auch die ihrige sein könnte.
Lina, die irakisch-jüdische Heldin des Romans, wächst in einer relativ gut situierten Familie in Bagdad auf. Unter die Erinnerungen an abenteuerliche Ausflüge zum nahe gelegenen Markt mit seinen bunten Farben und exotischen Gerüchen, an den Schwimmunterricht im Tigris und an das Kindermädchen Bellou, das die besten Kubbas (Hackfleischbällchen) in der ganzen Nachbarschaft backt, mischen sich mit dem Ausbruch des Sechs-Tage-Krieges immer mehr bedrohliche Ereignisse: Bespitzelungen und Verhaftungen durch die irakische Geheimpolizei, ein Scheinprozess gegen angeblich „zionistische“ jüdische Spione, in deren Verlauf Linas geliebter Schwimmlehrer zum Tode verurteilt und öffentlich hingerichtet wird. mehr lesen / lire plus