Neue Armee-Fahrzeuge (1): Hund, Katze, Vogel

Für welches (Transport-)Tier sich die Luxemburger Armee entschieden hat und warum.

Das CLRV Eagle V. (©MAEE / EMA)

Hund oder Katze, und welche Unterart, das waren die Fragen, auf die am vergangenen Donnerstag das Armeeministerium eine Antwort geben sollte. Es ging um die Suche nach dem Ersatz für die ausgedienten Miitärfahrzeuge, insbesondere die Dingos, benannt nach den australischen Wildhunden. Im Frühjahr 2021 hatte das Minsterium sein Pflichtenheft vorgestellt – die woxx hatte damals spekuliert, ob die Wahl auf den Griffon, den Serval oder gar den Jaguar fallen würde – alles französische Panzerfahrzeuge (Karneval der Tiere).

Bevor das Geheimnis am Donnerstag gelüftet wurde, unterzeichnete Armeeminister François Bausch zuerst noch den Vertrag mit der Nato Support and Procurement Agency (NSPA). Dann verkündete er, dass die Wahl auf den Kauf von 80 Eagle V gefallen war – also weder Hund noch Katze, sondern Raubvogel. Es handelt sich um ein leichtes 4×4-Fahrzeug, das über eine relativ gute Panzerung verfügt. Das als „Command, Liaison and Reconnaissance Vehicle“ (CLRV) bezeichnete Fahrzeug kommt von der Schweizer Firma Mowag, die Teil des US-Rüstungskonzern General Dynamics ist. Die Überraschung betrifft neben dem zoologischen Aspekt auch den geopolitischen: Durch den Ukrainekrieg priorisiert die Nato wieder schwerere Systeme für einen eventuellen Einsatz gegen Russland (statt gegen technisch unterlegene Dritt-Welt- oder Guerilla-Armeen). Außerdem soll mehr Geld für Rüstung ausgegeben werden, sodass man schon fast erwartete, die Wahl werde auf ein schweres und teures Fahrzeugs wie den 6×6-Radpanzer Jaguar fallen.

1, 2, 3, der Scorpion ist auch dabei

Bausch ging in seinen Erklärungen ebenfalls auf die geopolitische Situation ein: Der Angriff auf die Ukraine habe klargemacht, dass Europa selber einen größeren Beitrag zur Sicherheit leisten müsse, „aber nicht abseits der Nato, sondern mit der Nato“. Zu diesem Bekenntnis transatlantischer Verbundenheit passte, dass die Vorstellung des Neukaufs nicht im Ministerium stattfand, sondern bei der NSPA in Capellen. Der Minister betonte die Wichtigkeit der Interoperabilität zwischen europäischen Streitkräften und insbesondere zwischen Luxemburg und den Partnerländern Belgien und Frankreich. In die Eagle V werden denn auch Systeme installiert, die eine Einbindung ins französische Programm „Synergie du contact renforcé par la polyvalence et l’infovalorisation“ (Scorpion) ermöglichen. „Das heißt aber nicht, dass wir unbedingt französische Fahrzeuge kaufen mussten“, erläuterte Bausch.

In der Tat, auch Belgien hat sich entschieden, seine Scorpion-kompatiblen Einheiten zum Teil mit dem Joint Light Tactical Vehicle (JLTV) der US-Firma Oshkosh auszustatten – eine Option ohne Tiernamen, die die woxx seinerzeit auch aufgeführt hatte. Böse Zungen werden behaupten, durch die Beauftragung der NSPA mit der Auswahl seien die amerikanischen Unternehmen im Vorteil gewesen. Fakt ist, dass, berücksichtigt man das Preis-Leistungsverhältnis, die europäischen Rüstungskonzerne im Bereich leichte Fahrzeuge nichts den JLTVs und Eagles Vergleichbares zu bieten haben.

Eher Mali als Mariupol

Der Armeeminister erwähnte auch, man habe nicht auf „einen Prototypen“ setzen wollen, und der Eagle sei in der Schweiz, Dänemark und Deutschland im Einsatz. Das erklärt die Entscheidung aber nicht wirklich, denn in jenen Ländern sind die Mowag-Fahrzeuge eher für Sonderaufgaben angeschafft worden. Die Alternative von Oshkosh dagegen, die JLTV, stellen in Belgien, aber auch in der US Army und im US Marine Corps ein Standardfahrzeug dar (wie auch die französischen Griffons bei der Armée de terre). Standard (in Belgien) sind immerhin die für die luxemburgischen Eagles vorgesehenen ferngesteuerten Waffenstationen mit 12,7-mm-Maschinengewehr der belgischen Firma FN Herstal.

Was den Spritverbrauch angeht, so machte der sonst so um den CO2-Fußabdruck der Armee besorgte grüne Minister keine Angaben. Der Dieselmotor erfüllt gerade mal die veraltete Euro-3-Norm und kann laut Ministerium auch mit Kerosin betrieben werden – was wohl kaum umweltverträglicher ist. Dafür sind die Eagles aber wirklich leicht und kompakt: Mit neun Tonnen Leergewicht und einer Breite von 2,2 Metern lassen sie sich problemlos per Flugzeug transportieren. Alles in allem sind sie also eher für internationale Operationen wie jene im Mali geeignet als für die Verteidigung Polens oder eine Intervention in der Ukraine. Zu der Rolle der Eagle V in den Zukunftsplänen der Luxemburger Armee, siehe Teil 2 (Mit Belgien an die Front!).

 


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