Ein Hoch auf die Menstruation

Schottland verabschiedete als erstes Land der Welt ein Gesetz, das öffentliche Institutionen dazu verpflichtet in ihren Räumen kostenlose Hygieneartikel für Frauen bereitzustellen. Die Jonk Demokraten aus Luxemburg wollen, dass Luxemburg gleichzieht – und leisten sich dabei leider einen Patzer.

Copyright: Cottonbro/Pexels

Manchmal hat der Nachahmeffekt etwas Gutes: Nachdem Schottland letzte Woche als weltweit erstes Land ein Gesetz verabschiedete, das öffentliche Institutionen dazu verpflichtet in ihren Räumlichkeiten Hygieneartikel für Frauen bereitzustellen, wollen die luxemburgischen Jonk Demokraten (JDL), dass das Großherzogtum dem schottischen Vorbild folgt.

Unter dem Titel „Its about bloody timefordern die jungen Demokrat*innen heute in einer Stellungnahme, dass Menstruationsartikel in öffentlichen Einrichtungen auch hierzulande kostenfrei zur Verfügung stehen sollen. Darunter fallen Binden und Tampons. Die JDL holen in ihrem Schreiben weiter aus und beleuchten die Hintergründe ihres Anliegens. Das schottische Gesetz sei „nicht nur ein Meilenstein für die Enttabuisierung der Menstruation und die Anerkennung weiblicher Grundbedürfnisse, sondern auch ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Armut von Frauen in dem Land“. In Schottland seien nach diversen Studien zwanzig Prozent der Frauen einem Armutsrisiko ausgesetzt. Die Demokrat*innen schauen in ihrem Text auch auf die Situation in Luxemburg: Hier lag das allgemeine Armutsrisiko 2018 bei achtzehn Prozent und steigt seit Jahren an.

Was die Periode mit Armut zu tun hat? Frauen geben, so eine britische Studie aus dem Jahr 2015, im Schnitt jährlich 500 Euro für Menstruationsartikel aus. Das entspricht 20.500 Euro im Leben – ein dicker Batzen Geld für einkommensschwache Frauen. „Wenn Frauen aufgrund von Armut keinen Zugang zu Menstruationsartikeln haben und stattdessen auf nicht geeignete Alternativen, wie (…) alte Textilien, zurückgreifen, ist dies nicht nur unhygienisch und gesundheitlich bedenklich, sondern untergräbt die Würde der Frau“, schreiben die JDL.

In Luxemburg wurde 2019 immerhin die Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte von siebzehn auf drei Prozent gesenkt. Das scheint an den jungen Demokrat*innen vorbeigegangen zu sein, denn sie fordern die entsprechende Senkung in ihrem Text ein. Ihr Engagement büßt durch diese Wissenslücke leider etwas an Glaubwürdigkeit ein und entlarvt sie als Trittbrettfahrer*innen – wenn auch für eine gute Sache.

Wer sich zum Thema Menstruation informieren will oder Fragen hat, sollte auf der Instagram-Seite des Planning Familial vorbeischauen. Gespräche über die Menstruation gibt es übrigens auch im Podcast „Méi wéi Sex“: in der ersten und der sechzehnten Folge der ersten Staffel.

An.d.Redaktion: In einer ersten Version dieses Artikels stand fälschlicherweise, dass Frauen 500 Euro im Monat und 20.500 Euro im Jahr für Menstruationsartikel ausgeben. Die Informationen wurden nachträglich korrigiert.


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