Welt-Aids-Tag: Luft holen, weitermachen

35 Millionen Menschen sind bis heute an den Folgen von Aids verstorben. Die Zahlen sind rückläufig. Ein Grund zum Aufatmen, ist das nicht.

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Unter dem Slogan „Connais ton status!“ beteiligt Luxemburg sich an dem 30. Welt-Aids-Tag. 2018 steht der Aktionstag im Zeichen der Prävention, der Früherkennung und der medizinischen Behandlung von HIV. Alles längst „supposé connu“? Jein. Wer denkt, dass der Großteil der Weltbevölkerung ausreichend über die Krankheit, HIV-Tests und Behandlungsmöglichkeiten informiert sei, täuscht sich.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das „Centre européen de prévention et de contrôle des maladies“ (ECDC) gehen davon aus, dass rund 75 Prozent aller Aids-Infizierten nichts von ihrer Krankheit wissen. Davon leiten die Gesundheitsorganisationen ab, dass 25 Prozent der Betroffenen erste Krankheitsanzeichen ignorieren und keinen Zugang zu antiretroviralen Behandlungen haben.

Keine Mutmaßungen, sondern ungeschminkte Realität, sind hingegen die verzeichneten Zahlen von Aids-Infizierten weltweit und in Luxemburg. Die afrikanischen Regionen sind am stärksten betroffen. Letztes Jahr zählten die Gebiete 25, 7 Millionen Aids-Kranke. In Luxemburg sind es mit etwas über 1.000 Erkrankten (Stand 12. Juli 2018) vergleichsweise wenige. Auch die Zahl der Neuinfizierungen hierzulande nimmt ab: Aktuell ist von 80 Neuansteckungen die Rede. 2017 waren es noch 101. Diese Statistik ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn bis zum Jahreswechsel bleiben noch knapp vier Wochen.

Es ist ein Etappensieg, wenn auch nur ein kleiner. Die Zahl liegt immerhin unter den Werten von 2012 und 2013 – damals gab es jeweils 83 und 82 Neuinfektionen –, als man von einer epidemischen Ausweitung der Krankheit in Luxemburg sprach. Ein Phänomen, das die ehemalige Gesundheitsministerin Lydia Mutsch 2017 mit dem erhöhten intravenösen Kokain-Konsum und der sozialen Isolierung der Drogenabhängigen erklärte. 2018 gab es in diesem Bereich bisher nur vier, im Vorjahr sieben, Neuinfektionen. Am öftesten wurde der Virus nach wie vor durch Geschlechtsverkehr übertragen. 11 Menschen steckten sich bei heterosexuellem Sex an, 18 Männer bei gleichgeschlechtlichem.

Wagt man einen Blick über den nationalen Tellerrand, so beobachtet man, dass die Zahl der Neuansteckungen in der europäischen Region der WHO zunimmt. Die UN-Organisation sprach bei der Welt-Aids-Konferenz im Juli von 130.000 Neuansteckungen in Osteuropa und Zentralasien. Ein Anstieg, der dem globalen Trend widerspricht: Im Zeitraum von 2000 bis 2017 sanken die Neuinfizierungen um 36 Prozent. Auch die Zahl der Todesopfer ging in der Zeit um 38 Prozent zurück, was 11,4 Millionen Menschen entspricht, die durch antiretrovirale Behandlungen überlebten. Die WHO und die ECDC führen dies auf die weltweiten Bemühungen im Kampf gegen Aids zurück.

In Luxemburg ist das Ziel klar definiert. In einer Pressemitteilung des Gesundheitsministeriums heißt es, man wolle das 90-90-90-Vorhaben der ONUSIDA bis 2030 umsetzen. Sprich: 90 Prozent der Aids-Infizierten diagnostizieren, 90 Prozent davon behandeln und ermöglichen, dass 90 Prozent der Behandelten eine „charge virale indétecable“ haben. Das ist aber nur dann möglich, wenn die Infizierung bekannt ist – deswegen auch der diesjährige Slogan und der Aufruf zum HIV-Test.

Wie jedes Jahr finden im Rahmen des Welt-Aids-Tages diverse Aktionen und Veranstaltungen statt. Unter anderem bietet das „Dispositif d’Intervention Mobile pour la Promotion de la Santé Sexuelle“ (Dimps) am Samstag, dem 1. Dezember 2018, von 10 bis 14 Uhr, am Hauptbahnhof in Luxemburg-Stadt kostenfreie und anonyme HIV-Schnelltests. Sie stehen für alle Interessierten bereit. Darüber hinaus gibt es Infostände sowie eine 3D-Animation über die Auswirkungen von HIV auf den Körper zu sehen.


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