Pflegeversicherung
: Ein System, das abhängig macht?

Im Zuge der geplanten Gesetzes-
reform der Pflegeversicherung warnt die Patientenvertretung vor Einschnitten. Ein Stufensystem könnte den Charakter der Versicherung verändern.

Foto: Ulrich Joho / Flickr

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Sie ist einer der letzten Bausteine des sozialen Sicherungssystems: die Pflegeversicherung. Mit dem Gesetz vom 19. Juni 1998 wurde eine Sozialleistung für alle geschaffen. Für einen Beitrag von 1,4 Prozent des Brutto-Einkommens steht jedem, der einen bestimmten Grad an Pflegebedürftigkeit aufweist, eine Unterstützung zu, die sich nach dem Luxemburger Modell flexibel gestalten lässt und dadurch die Autonomie des Einzelnen stärkt – entweder durch ambulante Pflege zu Hause oder in entsprechenden Einrichtungen. Darüber hinaus wurde mit dem Gesetz ein Rahmen geschaffen, der auch eine individuelle Betreuung durch Angehörige ermöglicht. mehr lesen / lire plus

Suizid : Endlich ein kohärenter Aktionsplan

„Luxembourg is really a beautiful town – so many bridges you can jump off“, meinte vor Jahren ein Moderator der englischsprachigen Morgenshow auf Radio Ara. Hinter dem schwarzen britischen Humor versteckt sich eine bittere Realität. Zwar liegt die – offizielle – Zahl der Selbstmorde in Luxemburg unter dem europäischen Durchschnitt, mit 85 dokumentierten Fällen im Jahr 2014. Doch das Thema galt lange Zeit als Tabu. Wie die Gesundheitsministerin zusammenfasste: Die Regierungen arbeiteten schon seit 2006 an dem Thema, doch erst die aktuelle Koalition hat einen kohärenten Aktionsplan auf die Beine gesetzt. Inspiriert von ähnlichen Programmen aus Australien und Neuseeland, basiert der großherzogliche Plan vor allem auf Prävention bei Risikogruppen (Jugendliche und ältere Menschen), Hilfe zur Selbsthilfe, besserer Erkennung von psychischen Krankheiten und einer vertieften Aufklärung im Schulbereich. mehr lesen / lire plus

SUIZID: Wie weit geht die Freiheit?

Die Gesundheitsministerin stellt den nationalen Suizid-Präventions-Plan vor und Mediziner wie Abgeordnete diskutieren über Ursachen und Strategien. Eine konstruktive Debatte?

Foto: Robin Reer / fotocommunity.de

1.600 Selbstmordversuche und 80 Suizide jährlich – das ist die Realität in Luxemburg. Jeden 4. Tag nimmt sich in Luxemburg ein Mensch das Leben und rund ein Viertel der Menschen, die einen Selbstmord begehen, sind über 64 Jahre alt. Verunsicherung, Perspektivlosigkeit, Angst, ins Büro zu gehen, das Abrutschen in die Arbeitslosigkeit, Ruhestand oder Angst vor Mobbing durch Mitschüler oder Kollegen und ein stetig wachsender Leistungsdruck treibt Menschen in Westeuropa in den Selbstmord.

Hinsichtlich der Zahlen liegt Luxemburg zwar im europäischen Mittelfeld, doch das Phänomen bleibt – „eine menschliche Tragödie“, wie sich die Abgeordneten anlässlich einer Debatte in der Chamber am vergangenen Dienstag einig waren. mehr lesen / lire plus

SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH: „Eine der liberalsten Gesetzgebungen Europas“

Seit 1967 gibt es das „Planning Familial“. In der Hauptstadt, Esch und Ettelbrück können Frauen dort eine kostenlose Beratung in Anspruch nehmen. Präsidentin Danielle Igniti über die neuen Räumlichkeiten und die von der Regierung geplante Reform des Schwangerschaftsabbruchs.

Seit 1999 ist Danielle Igniti Präsidentin des Planning Familial. (Foto: Christian Mosar)

woxx: Vergangene Woche wurden die neuen Räumlichkeiten des Planning Familial eingeweiht. Nun steht Ihnen mehr Raum in der Rue de la Fonderie zur Verfügung. Erhält das Planning im Zuge der Gesetzesreform zusätzliche finanzielle Zuwendungen? Tragen die größeren Räumlichkeiten der neuen gesetzlichen Realität Rechnung?

Danielle Igniti: Ja, das ist klar. Wir haben auch unser Team verstärkt. mehr lesen / lire plus

AVORTEMENT: Halbe Bevormundung

Die Regierung will den Schwangerschaftsabbruch aus dem Strafgesetzbuch streichen, doch der Zwang zur staatlichen Beratung soll bleiben.

„Wir haben abgetrieben“. Die Titelschlagzeile der Zeitschrift Stern mit der Headline vom Juni 1971, mit den Gesichtern von Promi-Frauen wie Romy Schneider, markierte in Deutschland einen Höhepunkt der Debatten um den Paragraphen 218. Auf der einen Seite Kirche und Konservative, die das „heilige“ Ungeborene bemühten, um das gesellschaftliche Verfügungsrecht über Bauch und Lebenswege von Frauen zu sichern, auf der anderen die neue Frauenbewegung, die mit Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht für die rechtliche Freigabe eintrat. Eine Konstellation, wie sie im katholisch geprägten Luxemburg nur allzu bekannt ist: Ein ewiges Zerren und Reißen vonseiten der Herren einer CSV-LSAP-Regierung, die noch vor eineinhalb Jahren das Gesetz von 1978, das den Schwangerschaftsabbruch von Frauen unter Strafe stellte, nur marginal reformiert hatte. mehr lesen / lire plus

Schwangerschaftsabbrüche konstant

(avt) – In einer parlamentarischen Anfrage an den Gesundheitsminister hatte der DP-Abgeordnete Alexandre Krieps nach der Anzahl der in Luxemburg vorgenommenen Schwangerschaftsabbrüche gefragt, und gemutmaßt, diese sei gerade in den letzten Jahren insbesondere bei Frauen unter 25 Jahren entscheidend angestiegen. In ihrer gemeinsamen Antwort legen die Minister Di Bartolomeo, Delvaux-Stehres und Spautz jedoch Statistiken offen, aus denen hervorgeht, dass die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche in den vergangenen Jahren zwar angestiegen, doch relativ konstant geblieben ist. Deutlich zugenommen hat lediglich die Zahl der Abbrüche, die vom Planning Familial durchgeführt wurden. Lagen die dort vorgenommenen Schwangerschaftsabbrüche im Jahr 2009 noch bei 245, so waren es 2010 bereits 366 und 2011 insgesamt 441. mehr lesen / lire plus

SEXUELLE AUFKLÄRUNG: Ewiges Tabu

Zu ihrem nationalen Aktionsplan zur Sexualerziehung klopfen sich die MinisterInnen gegenseitig auf die Schulter. Doch Selbstbestimmung bleibt in Luxemburg Heterosexuellen vorbehalten.

Wenn gleich vier Minister zu einer Pressekonferenz antreten, um ein Projekt zu promoten und feierlich eine Absichtserklärung zu unterzeichnen, kann der Grund nur der Wahlkampf sein. Das Thema, um das es in diesem Fall ging – Sexualität und die Prävention von Geschlechtskrankheiten – wurde von den Damen und Herren Ministern jedoch in einer Weise paraphrasiert, als lebten wir noch immer in den 1950er Jahren. Die sexuelle und emotionale Gesundheit zu fördern, ist der Zweck des neuen Aktionsplans, an dem die vier Ministerien seit 2011 gemeinsam gearbeitet haben und der am vergangenen Mittwoch von Mars di Bartolomeo, Mady Delvaux-Stehres, Marc Spautz und Françoise Hetto-Gaasch der Presse vorgestellt wurde. mehr lesen / lire plus

SUIZIDPRÄVENTION: Arbeit kann tödlich sein!

Die Zahl der Suizide steigt weltweit. In Luxemburg ist Selbstmord die erste Todesursache bei Erwerbstätigen. Wer dem Druck im Unternehmen nicht standhält, bleibt auf der Strecke …

… before it kills you

Ein erfüllender Job ist ein Ideal, nach dem die meisten Menschen in unseren modernen Leistungsgesellschaften streben. Sich selbst zu realisieren, ist heute, wo die physische Strapaze der Arbeit dem psychischen Stress gewichen ist, mehr denn je zum Leitmotiv geworden. Zahlreiche Studien zeigen, dass, wer einer sinnstiftenden Arbeit nachgeht, mit der er/sie sich identifizieren kann, meist auch leistungsfähiger ist. Doch wer hat ihn schon, den Traumjob? Leistungsdruck, Mobbing und Konkurrenzkampf sind Begleiterscheinungen, die in den westlichen Wohlstandsnationen fast schon als normal hingenommen werden. mehr lesen / lire plus

ABTREIBUNG: Empathiemangel

Worum geht es wirklich bei dem neuen Abtreibungsgesetz? Den Schutz des Lebens, die Mündigkeit der Frau oder um schiere Machtpolitik? Der Koalitionspoker um die heikle Frage legt eher Letzteres nahe.

Sie hat es geschafft. Die CSV wird dieses Mal kein Debakel erleben wie vor drei Jahren in der Euthanasiedebatte, als zum ersten Mal in Luxemburg ein Gesetz gegen die konservative Mehrheit gestimmt wurde und prompt eine Regierungskrise aulöste. Zwar wurde in den letzten Wochen teils heftig debattiert, aber doch bei weitem nicht so polemisch wie im Jahr 2009. Obwohl uns zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Artikels das Abstimmungsresultat noch unbekannt ist, scheint es doch sehr wahrscheinlich, dass François Biltgens „Reform“ nicht vom Parlament abgeschmettert wird. mehr lesen / lire plus

EUTHANASIE: Délicate évolution

La loi sur l’euthanasie et le suicide assisté est en vigueur depuis 2009. A une journée de la tenue de l’assemblée générale de l’association qui a porté cette revendication, le woxx fait le point sur les évolutions et les questions qui se posent.

Au-delà ou rien du tout, Tartare ou Champs élysées, la destination est inconnue. Mais beaucoup moins que le chemin pour mettre volontairement fin à ses souffrances.

Quelle que soit l’attitude personnelle que l’on adopte face à l’euthanasie, l’idée fait froid dans le dos. On ne badine pas avec la mort. Et si nous y serons tous confrontés un jour, le départ définitif peut nous paraître d’autant plus glaçant lorsqu’il doit être préparé et planifié d’avance au lieu de surgir de manière impromptue. mehr lesen / lire plus

ABTREIBUNG: Unmündige Gynäkologen?

Robert Lemmer ist praktizierender Gynäkologe und Präsident der „Société Luxembourgeoise de Gynécologie et de Obstétrique“. Mit ihm sprach die woxx über das neue Reformvorhaben zur Abtreibung.

woxx: Müssen Frauen heutzutage zur Abtreibung noch immer ins Ausland reisen?

Robert Lemmer: Nein, das stimmt nicht, ins Ausland zu gehen braucht heute niemand mehr. Die Abtreibungen können in Luxemburg vollzogen werden. Die Patientinnen, die ins Ausland gehen, sind solche, die die Abtreibungsfrist von zwölf Wochen überschritten haben, die das Gesetz in Luxemburg vorgibt. Oder die aus Diskretionsgründen die Behandlung im Ausland vorziehen, da Luxemburg klein ist und jeder jeden kennt. Natürlich gibt es auch einige Gynäkologen, die keine Abtreibungen machen wollen, aber das liegt in ihrem eigenen Ermessen. mehr lesen / lire plus

ABTREIBUNG: Der Staat und die Mütter

Das Gesetz zur Abtreibung steht kurz vor der Verabschiedung. Doch nicht nur, dass Vater Staat weiterhin „Herr“ über die Bäuche der Frauen bleiben will – auch die politische Transparenz lässt zu wünschen übrig.

3.253 Unterschriften wurden diese Woche vom Kollektiv „Si, je veux – Für das Selbstbestimmungsrecht der Frau“ dem Präsidenten der Abgeordnetenkammer überreicht. 3.253 Frauen und Männer hatten sich dem Kollektiv angeschlossen, um gegen das von Justizminister François Biltgen vorgelegte konservative Gesetzesprojekt 6103, das das Abtreibungsgesetz-Gesetz von 1978 reformieren soll, zu votieren.

Ziel der Petition ist es, die Abgeordneten in dem nun anstehenden Entscheidungsprozess zur Opposition gegen das Gesetzesprojekt der CSV-Regierung aufzurufen. mehr lesen / lire plus

EUTHANASIE: On ne badine pas avec la mort

Après la théorie, la pratique. La loi sur l’euthanasie est en vigueur depuis plus d’un an, mais un grand nombre de questions restent en suspens.

« Le baiser de la mort »
de Jaume Barda.
Aussi effrayant soit-il, mieux vaut encore que l’ultime départ se fasse en douceur.

Elle avait attaqué l’Etat luxembourgeois dans ses fondements. La Grande Faucheuse avait fait, fin 2008, son irruption dans le débat politique national, brisant le consensualisme presque génétique de la classe politique locale. Acte premier : le partenaire de coalition du CSV, le LSAP avait adopté, lors de débats houleux aussi bien au sein de la population que parmi ses représentant-e-s à la Chambre, la proposition de loi des député-e-s Lydie Err (LSAP) et Jean Huss (Verts) visant à dépénaliser l’euthanasie. mehr lesen / lire plus

SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH: „Die Frau sollte selbst bestimmen“

Nadine Geisler ist Sprecherin des Kollektivs „Si je veux – Für das Selbstbestimmungsrecht der Frau“, das sich als Reaktion auf das von der CSV-LSAP-Regierung erarbeitete Reformvorhaben zum Abtreibungsgesetz auf Initiative des CID-Femmes gebildet hat. Das Kollektiv hat eine Petition gegen das Reformvorhaben verfasst, die noch immer im Umlauf ist.

Die Sprecherin des Kollektivs „Si je veux“ Nadine Geisler findet, ein restriktives Gesetz zum Schwangerschaftsabbruch bringt nichts.

woxx: Wie ist die Kampagne entstanden?

Nadine Geisler: Das Kollektiv hat sich Mitte Februar dieses Jahres gegründet. Es war als Reaktion auf das „Projet de loi 6103“ gedacht. Als diese geplante Reform des Abtreibungsgesetzes bekannt wurde, gab es erst mal keinerlei Reaktionen von Frauenorganisationen. mehr lesen / lire plus

ABTREIBUNG: Realtität ohne Tabu

Mehr als 30 Jahre nachdem die Frauenbewegung das Tabuthema Sexualität und Schwangerschaftsabbruch auf die Tagesordnung gebracht hat, legt die CSV-LSAP-Regierung ein Reformvorhaben vor, das alles lässt, wie es war.

„Sie soll die Schmerzen ruhig ertragen und fühlen, was passiert“. Mit diesen Worten habe ein Arzt in Luxemburg bei einer Abtreibung die Vergabe von Schmerzmitteln an eine Patientin verweigert – in einem anderen Fall habe er eine Beratung vorenthalten: „Frauen, die abtreiben, brauchen keine psychische Beratung“. Daneben komme es, da Abtreibungen in Luxemburg nach wie vor illegal sind, immer wieder zu der entwürdigenden Situation, dass Frauen unmittelbar bevor sie in den Operationssaal geschoben werden, dem Arzt Bargeld zustecken. mehr lesen / lire plus

EUTHANASIE: Mourez comme vous voulez !

La stricte opposition de l’église et du CSV à l’euthanasie cache une approche biopolitique qui réunit le Moyen-Age et le futur proche.

L’argumentaire des pourfendeurs de l’euthanasie est – si on y applique une once de logique – bien pauvre. La protection de la vie à tout prix est une approche dogmatique qui ne tient aucunement la route. Car la mort appartient à la vie, c’est même elle qui la définit. On n’a pas besoin d’être un adepte de Heidegger pour reconnaître que le seul lien indiscutable entre tous les êtres vivants de la terre est qu’ils mourront tous un jour ou l’autre. mehr lesen / lire plus