Eine Woche vor den Wahlen ist auf den Internetseiten der luxemburgischen Parteien alles auf Wahlkampf geschaltet, könnte man denken. Die Suche nach den jeweiligen Programmen und Kandidat*innen-Infos stellt sich bis auf wenige Ausnahmen jedoch als Frustrationsquelle heraus.
Déi Lénk
Wer das Wahlprogramm von Déi Lénk lesen will, braucht Ausdauer und Geduld. Eine Online-Stichwortsuche nach „Déi Lénk“ und „Wahlprogramm“ ist schon mal nicht zielführend. Als Suchresultate erscheinen das Programm der Nationalwahlen 2018, das EU-Wahlprogramm von Déi Gréng, Artikel diverser Tageszeitungen und die Homepage der linken Partei. Am vielversprechendsten wirkt da noch das letzte Resultat. In der oberen Menüleiste der Homepage ist jedoch nur schwer erkennbar, welcher Button zum gewünschten Inhalt führt. Wer mit dem Unterpunkt „Elections“ sein Glück versucht, wird enttäuscht: Hier sind einzig die Wahlprogramme von 2009 bis 2013 aufgelistet. Fündig wird man schlussendlich unter dem Menübutton „Campagnes“. Dort ist als letzter Unterpunkt „EU-Wahlen 2019“ aufgelistet. Ist ja nicht so als würden wir uns mitten im Wahlkampf befinden. Doch immerhin gibt es dort nicht nur Informationen zu den Kandidat*innen und Videos, sondern auch die Wahlprogramme in deutscher und französischer Sprache. Ist zuvor auf der Startseite beim langwierigen Durchsehen der Buttons der Blick in genau dem richtigen Moment abgeschweift, mag aufgefallen sein, dass die EU-Wahlen auch irgendwann im Slider auftauchen. Wie die Wahlrogramme ist auch die Homepage nur auf französisch und deutsch verfügbar, da bleibt definitiv noch Luft nach oben.
ADR
Die Internetrecherche nach den Stichworten „ADR“ und „Wahlprogramm“ ergibt ein ähnliches Resultat wie bei Déi Lénk: Man stößt auf vieles, nur nicht auf das, was man sucht. Auf der Homepage braucht es dann nicht allzu lange, um rechts in der Menüleiste den Button „Wahlen“ ausfindig zu machen. Das Layout ist zwar schlicht, doch wird man auf eine übersichtliche Auflistung von „Eis Kandidaten“ und „Eise Programm“ bis hin zu „Eis Engagementer“ und „Eis Walspotten op der Tëlee“ weitergeleitet. Das Programm ist in luxemburgischer und französischer Sprache verfügbar. Kurzfassungen gibt’s auf französisch, deutsch, englisch und in 23 weiteren Sprachen. Vorbildlich, vorbildich. Die Verlinkungen sind allerdings fast allesamt nur auf luxemburgisch beschriftet. Auch die Homepage an sich gibt’s nur auf Luxemburgisch. Toi toi toi also denjenigen, die keine der Landessprachen lesen können und nach dem Wahlprogramm der ADR suchen!
CSV
Da die Stichwortsuche nach dem Wahlprogramm der CSV ebenso fruchtlos verläuft, wie bei den beiden erstgenannten Parteien, wird auf größeren Erfolg auf der Homepage gehofft. Und siehe da: Besucher*innen erwarten auf der Startseite nicht nur ein Gruppenbild der Kandidat*innen und der Wahlsogan, sondern auch ganz oben im Menü Buttons wie „Europawahlen 2019“, „Kandidaten“ und „Wahlprogamm“. Letzteres ist auf deutsch und, ebenso wie der Rest der Homepage, auf französisch und englisch verfügbar. Da geht noch mehr, aber schon mal nicht schlecht, CSV.
LSAP
Auch wenn sich eine Stichwortsuche nach dem LSAP-Programm als ebenso desaströs erweist wie bei Déi Lénk, ADR und CSV: Bei der Homepage-Gestaltung haben sie’s verstanden. Gleich auf der Startseite, ganz oben in der Mitte, steht der Wahlslogan, darunter wird auf’s Europaprogramm verwiesen. Auf diesem Teil der Homepage, dem ersten, den Besucher*innen sehen, steht nichts, was von dieser Information ablenken könnte. Per Klick auf den Button werden Besucher*innen auf eine neue, einzig den Wahlen gewidmete Seite weitergeleitet. Dort ist ein Gruppenfoto der Kandidat*innen zu sehen, das den Eindruck vermittelt als hätte jede*r eine andere Anweisung bekommen: „streng schauen“, ängstlich schauen“, „lächeln“, „in die Sonne schauen“. Wenn man runterscrollt findet man das „Manifest“ in luxemburgischer, französischer, portugiesischer und englischer Sprache vor. Links und rechts davon sind jeweils Buttons, um mehr über die Kandidat*innen und Termine der Partei zu erfahren. Schlicht, aber übersichtlich. Nur schade, dass die Homepage, im Gegensatz zu den Wahlprogrammen, nur auf französisch und luxemburgisch verfügbar ist.
Déi Konservativ
Bei Déi Konservativ ist das „Wahlmanifest“ zwar auch gleich oben in der Mitte verlinkt, die Font ist allerdings derart klein und unauffällig, dass man es auf den ersten Blick nicht gleich sieht. Das Programm ist, wenig überraschend, nur auf luxemburgisch verfügbar. Da hat wohl jemand nicht verstanden, dass Luxemburgischkenntnisse keine Voraussetzung sind, um an den Europawahlen teilnehmen zu dürfen. Da auch schon die Stichwortsuche keinen Erfolg brachte, erzielen Déi Konservativ insgesamt ein enttäuschendes Ergebnis.
DP
Eine Online-Recherche von „DP“ und „Wahlprogramm“ scheint zunächst umgehend zielführend zu sein. Das erste Resultat ist nämlich „Eise Programm – DP.lu“. Klickt man darauf, erwarten einen zahlreiche Buttons und Links, doch nichts davon führt zum EU-Wahlprogramm 2019. Da auch die anderen Resultate der Stichwortsuche nicht zielführend sind, bleibt nur, der der Homepage einen Besuch abzustatten. Dort ist auf der Startseite ausnahmslos alles auf Wahlkampf geschaltet: Oben Bilder der Kandidat*innen und der Slogan, darunter ein Wahlspot, eine Auflistung der Wahlversammlungen und unten Verlinkungen zum Wahlprogramm in langer und kurzer Fassung. Erstere ist auf luxemburgisch, deutsch, französisch und englisch verfügbar, letztere zusätzlich zu diesen auch noch auf portugiesisch und in leichter Sprache. Auch die Homepage ist in vier Sprachen verfügbar. Nicht schlecht, DP!
Piratepartei
Man kann über die Piratepartei sagen was man will – in puncto digitalem Know-how kann keiner ihr etwas vormachen. Und tatsächlich: Das erste Ergebnis einer Internetrecherche ist die Seite piratepartei.lu/Wahlprogramm-Piraten.pdf. Klickt man darauf, erwartet einen jedoch ein enttäuschendes „Oops! Page can’t be found“. Zurück auf der ersten Ergebnisseite findet sich leider nichts, das vielversprechender klingt. Auch hier taucht wieder das EU-Programm von Déi Gréng auf. Faszinierend. Auf ihrer Homepage können die Pirat*innen aber einiges wieder wett machen: Gleich auf der Startseite, in der Mitte eines Bildes der Europafahne, erwarten Besucher*innen die unübersehbaren Buttons „Wahlprogramm EU 2019“ und „EU-Kandidaten“. Das Programm ist ebenso wie der Rest der Seite nur auf Luxemburgisch verfügbar. Pfui, schämt euch, Piraten!
Déi Gréng
Wer mittlerweile denkt, dass es illusorisch ist, sich von Suchbegriffen wie dem Parteinamen und dem Wort „Wahlprogramm“ ein positives Ergebnis zu erwarten, hat die Rechnung ohne Déi Gréng gemacht. Erstes Resultat: Das EU-Wahlprogramm 2019 von Déi Gréng. So soll’s sein! Versucht man es dennoch direkt über die Homepage, verläuft die Suche nicht ganz so glatt: Auf der Startseite ist so viel los, dass man die Felder „Kandidaten & Kandidatinnen“ und „EU-Wahlprogramm“ leicht übersieht – beziehungsweise die Möglichkeitauf diese Felder anzuklicken. Hat man seinen Weg jedoch auf die entsprechende Seite gefunden, findet man das Programm in deutscher, französischer, englischer und sogar in leichter Sprache vor. Damit sind Déi Gréng und DP die einzigen Parteien, die sich um einen barrierefreien Zugang zu ihrem Programm bemühen. Die Homepage selbst ist allerdings nur auf französisch und luxemburgisch verfügbar. Wähler*innen, die nur portugiesisch oder englisch beherrschen, könnten eventuell Schwierigkeiten haben, zu finden was sie suchen.
Volt
Die Stichworte „Wahlprogramm“ und „Volt“ beziehungsweise „Volt Luxembourg“ führen zwar nicht zur Homepage von Volt Luxemburg, dafür aber zu den Sites anderer Länder. Bei einem paneuropäischen Programm ist das zwar egal, der Text scheint aber jeweils nur in einer Sprache verfügbar zu sein: bei Volt Deutschland auf deutsch, bei Volt Frankreich auf französisch, usw. Auf einigen Seiten wird zwar per Button auf die Seiten anderer Länder verwiesen (hier sind Fahnenkenntnisse gefragt!), doch besteht diese Option nicht auf allen Homepages. Auf der Seite von Volt Luxemburg ist die „Amsterdam Declaration“ nur in englischer Sprache verfügbar. Fazit: Benötigt werden nicht nur Zeit und Geduld, sondern auch ein wenig Glück und am besten Englischkenntnisse, um zu findet was man sucht.
KPL
Auf der Internetseite der KPL läuft so einiges falsch. Es beschleicht einen bereits der Verdacht, dass die KPL den Wahlkampf nur analog und mittels lustiger Radio- und Fernsehauftritte betreibt, da entdeckt man plötzlich doch tatsächlich einen roten, runden Button, der zur Wahlkampagne samt Wahlprogramm leitet. Ein Klick darauf bietet jedoch wenig Grund zur Freude, die KPL ist nämlich im Jahr 2018 hängen geblieben. KPL, reiß dich doch mal am Riemen!