DESIGN: Transversale Lebenskunst

Im Mad-Magazin gab es einmal eine Liste von Geschenken, die man einem Menschen machen kann, den man nicht mag. Darunter unter anderem der Band XY eines 24-bändigen Lexikons. Schon sprichwörtlich sollte man einem Freund kein Messer und einer Braut keine Schuhe schenken. Auch Seife macht einen schlechten Eindruck. Ähnliche Aussagekraft hat ein Kaktus. Auch wenn es Menschen gibt, die Kakteen lieben und sammeln, fasziniert von der Widerstandskraft der anspruchslosen Pflanzen, reagieren die wenigsten begeistert und erkennen selbstironisch die darin liegende Metapher der stachligen Kratzbürste. Die meisten sind verletzt, geben es aber selbstverständlich nicht zu, um sich nicht bloßzustellen.

Noch pikanter wird das Ganze, wenn man sich einen solchen Kaktus als Vorbild nimmt und aus ihm ein Sitzkissen für Schwiegermütter macht. mehr lesen / lire plus

MALEREI: Acedia und mehr

Hochmut, Geiz, Wollust und Zorn (darunter fallen interessanterweise unter anderem auch Rache und Vergeltung), Völlerei, Missgunst und Trägheit sind die sieben Wurzel- oder Todsünden, die die katholische Kirche kennt. Papst Johannes Paul II. hat diese zusammengefasst und präzisiert als denjenigen Akt durch den sich der Mensch im Grunde von Gott und dessen Geboten abwendet und damit wider seine – also des Menschen – eigene gottgegebene Bestimmung handelt.

Und wer hätte noch nicht dagegen verstoßen? Mindestens gegen eine, wahrscheinlich gegen alle.

In ihrer aktuellen Ausstellung in der Galerie Nei Liicht in Dudelange will sich Catherine Lorent mit der titelgebenden Acedia – der Trägheit – auseinandersetzen und scheint sich ihrer auch selbst zu bezichtigen. mehr lesen / lire plus

KARIKATUREN: Brücken zeichnen

Sollten wir nicht besser Brücken bauen, fragt der junge Mann achselzuckend – in seinem Rücken eine über mannshohe, Stacheldraht bewehrte Mauer. Der wohl einfallsloseste Cartoon der aktuellen Ausstellung in der Abtei Neumünster in Luxemburg könnte nichtsdestotrotz als ihr überschreibendes Motto dienen. Im Kreuzgang der Abtei werden derzeit Arbeiten einiger der berühmtesten Cartoonisten der Welt gezeigt, die mit flinkem Strich ihre Ansicht zum Nahost-Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern zum Ausdruck gebracht haben.

Die Ausstellung mit dem Titel „Cartooning in Conflict“ entstand mit Unterstützung der israelischen Botschaften Belgiens und Luxemburgs unter der Schirmherrschaft von „The Parents Circle Families Forum“, einem Zusammenschluss von mehr als 600 palästinensischen und israelischen Familien, die alle mindestens ein Familienmitglied in diesem Konflikt verloren haben. mehr lesen / lire plus

INSTALLATION: Zeitweberei

Webstuhl und Spinnmaschine waren im 18. Jahrhundert der Startschuss für das industrielle Zeitalter in Europa. Anfangs noch betrieben mit Wasserkraft, später von der den Fortschritt noch weiter vorantreibenden Dampfmaschine, rotierten sie bereits mit enormen Geschwindigkeiten. Bis heute hat die damals begonnene Beschleunigung kaum inne gehalten und eigentlich mit jedem Schritt in die Zukunft zugenommen. Alles um den Menschen das Leben zu erleichtern, in der Hoffnung auf unbegrenztes Wachstum in einer endlichen Welt.

Zu diesen Errungenschaften gehört auch die Flechtmaschine mit der Schnüre und Litzen hergestellt werden, die später auch zu Seilen geschlagen werden können. Diese Maschinen wurden ebenfalls bereits im 18. mehr lesen / lire plus

FOTOGRAFIE: Verfolgung, Selektion und Segregation

Mit Verve schmeißt das Resistenzmuseum in Esch seinen Hut in den Ring zugunsten eines Volksstammes, der viel zu oft der Verdrängung anheim fällt, und setzt sich in der aktuellen Ausstellung mit einem ungewöhnlich aggressiven Auftritt für das europäische, aber fremde Volk der Roma ein.

Unter dem Titel „Peuple européen, peuple étranger – Le Luxembourg et les Roms“ zeichnet die Ausstellung ein Bild der Verfolgung, Selektion und Segregation eines Volkes nach, das durch seine Lebensweise so deutlich gegen gängige westliche Sitten und Gebräuche verstößt, dass es schon deshalb seit ewigen Zeiten und noch heute mit „umherziehenden Gaunern“ gleichgesetzt wird.

Und was sind sie schon: Diebe und Bettler, die im besten Fall Schrott zu Geld machen, gewonnen aus Kupferkabeln, die sie wahrscheinlich irgendwo aus dem Boden gerissen haben. mehr lesen / lire plus

GRUPPENAUSSTELLUNG: Real existierendes Mäzenat

Mitten im Raum steht, wie auf dem Präsentierteller, ein klassischer Tresor wie man ihn aus Western oder
Mickey-Mouse-Heftchen kennt, ein grauer Block mit Zahlenrad, geschmückt mit dem Wappen Luxemburgs. Ein Geschenk an die heutige Zeit, wie man es aus dem Titel heraus interpretieren könnte? Ein Wunsch? Eine Warnung? Oder versteht Jerry Frantz seinen Tresor doch nur als Symbol für den Ort dieser Ausstellung in der Galerie l`Indépendence? Mit ihr erweist sich die Dexia-BIL einmal mehr als „aktiver Mäzen und Förderer der Kunst und bestätigt damit ihre Rolle als starker Partner der Luxemburger Kultur“, steht im Begleitheft. Dabei geschieht es viel zu selten, dass Unternehmen und damit auch deren Anteilseigner ihr sauer verdientes Geld so selbstlos und bescheiden in den Dienst des Allgemeinwohls stellen. mehr lesen / lire plus

MALEREI/INSTALLATION: Platte Kritik

Das wichtigste Element in Lena Rays Arbeiten ist wohl die gläserne Käseglocke, unter der ihrer Ansicht nach die meisten von uns leben, in der man gehalten wird und aus der man ausbrechen muss. Sie steht als veranschaulichendes Symbol für die Eingeschränktheit, der wir uns durch uns selbst oder durch andere ausgesetzt sehen.

Sich seiner selbst bewusst zu werden, sein eigenes Handeln nachzuvollziehen, die Stellung in und die Kommunikation mit der Gesellschaft zu reflektieren, sind die maßgebenden Anliegen, auf die die Französin den Besucher aufmerksam machen will. Dass es nicht immer einfach ist, ein solches Ansinnen künstlerisch umzusetzen, ohne dabei in eine Art missionarischen Eifer zu verfallen, zeigen deutlich ihre Aquarelle. mehr lesen / lire plus

GRUPPENAUSSTELLUNG: Kulturkarren

Schwarz sind gemeinhin Dinge, die ein Skeptiker im Zweifel nicht sehen will. Doch es geht auch anders. Unter dem Titel „Schwarz auf weiß“ präsentiert das Konschthaus beim Engel in Luxemburg Arbeiten von zwölf österreichischen Künstlern, die allesamt Mitglieder der Künstlergruppe Cart sind. Organisiert wurde die Ausstellung von der österreichischen Botschaft mit Unterstützung des hiesigen Kulturministeriums. Die Werke selbst sind dem Motto entsprechend wie auf das wesentliche reduziert und es hat sich kaum eine Farbe in die Ausstellungsstücke verirrt. So erstaunt es nicht, dass die meisten Arbeiten auf vergleichsweise einfachen Drucktechniken beruhen, wie dem Linolschnitt oder der Radierung. Zu sehen sind aber auch Gemälde, Seidenmalerei und Keramiken. mehr lesen / lire plus

MALEREI: Ironie der (rezenten) Geschichte

Tom Sanfords Hauptmotiv ist der Mensch, sei es als Porträt oder im Gruppenbild. Allerdings geht es ihm nicht um eine realistische Umsetzung, sondern vielmehr um eine bestimmte Aussage, die er mit seinen Bildern transportieren will. Demzufolge ist es auch kein Wunder, dass in seiner Arbeit die Historienmalerei die wichtigste künstlerische Gattung darstellt. Ähnlich wie dort fokussiert auch Sanford in seinen Gemälden bestimmte gesellschaftliche und politische Entwicklungen und schafft so ironische, aber nur selten zynische Karikaturen, die er aus Versatzstücken, meist Szenen oder Figuren aus Hollywood-Filmen, zusammensetzt.

Dabei scheinen für den in New York lebenden Künstler die Entwicklungen der letzten Jahre in den Vereinigten Staaten ein gefundenes Fressen zu sein. mehr lesen / lire plus

GRUPPENAUSSTELLUNG: Von Fleischköpfen und Schwänzen

Wieder einmal hat der Cercle Artistique de Luxembourg die einheimischen Kunstschaffenden zu seinem Salon ins CarréRotondes geladen. Von den zahlreichen Bewerbern wurden schließlich vierzig Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die ihre insgesamt rund achtzig Arbeiten dort aktuell der Öffentlichkeit auf zwei Stockwerke verteilt präsentieren. Zu sehen sind neben einigen wenigen Fotografien und kleinen Plastiken in erster Linie Gemälde und Drucke, von denen einige derart alltagstauglich und wenig originell sind, dass man sie im Grunde auch in großen Einrichtungshäusern wiederfinden könnte.

Dazu gehört allerdings nicht Rafael Springers sich selbst zerlegende Stadtlandschaft auf Werbeprospekten, und schon gar nicht der Fleischkopf von Jean-Claude Salvi, den er aus Geschnetzeltem zusammen gesetzt hat und der anschließend von Veronique Kolber abgelichtet worden ist. mehr lesen / lire plus

FOTOGRAFIE: Weg ins Unbekannte

Die zwei Wörter „Fremd“ und „Gang“ gehen im Grunde nur dann eine Beziehung zueinander ein, wenn sie als Kompositum verwendet den Akt des Betrugs am Partner oder der Partnerin bezeichnen. Als Adjektiv und Nomen ohne grammatikalischen Bezug nebeneinander stehend bedeuten sie per se gar nichts.

So wirkt der Titel „Fremd Gang“ der aktuellen Ausstellung des CNA in Dudelingen erst einmal kryptisch. Man versucht Verknüpfungen herzustellen, die dann aber doch ins Leere laufen und immer wieder am „Fremdgehen“ hängen bleiben.

Es mögen Assoziationen geweckt werden zur Wanderschaft und Erkundung fremden Terrains, doch gerade dann erinnert der Gang in erster Linie an den Gang zum Friseur, Zahnarzt oder zum Schafott, eben den Weg ins Unbekannte und selten Positive. mehr lesen / lire plus

GRUPPENAUSSTELLUNG: Kunstgarten

Nur die Guten – oder häufiger die Harten – kommen in den Garten, ist einer dieser Sprüche unter Jugendlichen, mit denen sich der eine über den anderen stellen und seine eigene Männlichkeit betonen will. In ihm schwingt immer der Wettbewerb mit, der Subtext des „ich bin besser, stärker eben härter als du“. Die Belohnung ist der Garten, das Paradies und Refugium des gut gestellten Mittelschichtlers, der Ort an dem er ausspannen und sein Leben genießen kann, ein Ort des Rückzugs und der Besinnung.

Alles Aspekte, die auch in der aktuellen Ausstellung im Konschthaus beim Engel Berücksichtigung finden. Konsequent wurde bei der Konzeption auch dem Galerie- oder Museumsbesuch eine ähnliche Wirkung zugeschrieben wie dem oben erwähnten Garten. mehr lesen / lire plus

FOTOGRAFIE: Aus dem Nichts

Die Stimme aus dem Off ist ein sehr beliebtes Mittel Filmschaffender, bestimmte Szenen zu erklären und dem Zuschauer so einen leichteren Zugang zu seinem Werk zu gewährleisten. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Kommentare des Replikantenjägers Decker in Ridley Scotts Blade Runner. Um dies auf Druck der Produzenten zu verhindern habe Harrison Ford die Texte bewusst schnoddrig nuschelnd vorgetragen, konnte aber nichts bewirken. Zum Seelenfrieden vieler Cineasten sind in neueren Versionen diese Kommentare wieder getilgt worden. Zuviel Erklärungen sind gerade bei künstlerischen Projekten, die sich nicht dem Mainstream verschrieben haben wollen, häufig von Nachteil. Noch schlimmer wird es, wenn in solchen Erklärungen zeitgenössischer Kunst längst überstrapazierte Begriffe wie der der „Postmoderne“ oder der „Dekonstruktion“ auftauchen. mehr lesen / lire plus

FOTOGRAFIE: Starke Farben

Jessica Backhaus sind, als Tochter eines Theaterregisseurs und einer Schauspielerin, die künstlerischen Ambitionen wahrscheinlich schon in die Wiege gelegt worden. 1970 in Cuxhaven geboren, wächst sie in Berlin auf, zieht aber im Alter von sechzehn Jahren nach einem Austauschjahr nach Paris und studiert dort nach dem Abitur Fotografie und visuelle Kommunikation. Dabei gibt ihr das Studium „nicht das Gefühl irgend etwas Sinnvolles gelernt zu haben“. Viel wichtiger für ihren Weg zur Fotografin und Künstlerin war 1992 ihre Begegnung mit der damals 84-jährigen Gisèle Freund. Die gebürtige Berlinerin hat sich durch ihre zahlreichen Portraits wichtiger Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts einen Namen gemacht und wurde zur wichtigsten Mentorin und Lehrerin in Jessica Backhaus‘ Karriere. mehr lesen / lire plus

GRUPPENAUSSTELLUNG: Das letzte Gefecht

Es hat den Anschein, als sollte hier ein eher schleichender Übergang stattfinden von einem Zeitabschnitt in den nächsten. Doch auch wenn die Signale zuerst marginal erscheinen, zeichnet sich doch ein drastischer Schritt ab, der gerade in der Galerie Beaumontpublic vollzogen wird.

Die Direktorin Martine Schneider-Speller will sich Freiräume schaffen, sich frei strampeln von den Gepflogenheiten, Bindungen und den damit verbundenen Pflichten, die der Betrieb einer zwar zeitgenössischen, aber doch klassischen Galerie mit sich bringt. Konsequent hat sie daher bereits ihre vor etwas mehr als zehn Jahren in der zweiten Reihe der avenue Gaston Diederich gegründete Galerie in „espace beaumont“ umbenannt und darüber hinaus auch die Öffnungszeiten auf drei Tage in der Woche von Donnerstag bis Samstag verkürzt. mehr lesen / lire plus

MALEREI: Widersprüche

„Sharp Dull“ ist die englische Übersetzung der griechischen Wörter oxys und moros, die zusammen als Oxymoron eine rhetorische Figur beschreiben, die mit einem ihr inne wohnenden Widerspruch spielt. Dazu gehört der „alte Knabe“ genauso wie Celans „schwarze Milch“ aus seiner Todesfuge. Aktuell ist „Sharp Dull“ der Titel einer Ausstellung, die in der Galerie Nosbaum & Reding in Luxemburg präsentiert wird. Gezeigt werden Arbeiten der Luxemburgerin Aline Bouvy und des Belgiers John Gillis, die beide in Brüssel leben und seit Jahren zusammenarbeiten.

Trotzdem kann man ihnen kaum vorwerfen sich einem Stil fest verschrieben zu haben oder gar sich zu wiederholen. Kaum ein Medium oder eine Darstellungsform ist ihnen fremd. mehr lesen / lire plus

SOUNDINSTALLATION: Heilungsprozess

1952 wurde in der Maverick Concert Hall in Woodstock, New York ein Musikstück von John Cage uraufgeführt, dass heute zu seinen berühmtesten gehört. Dieses Stück besteht aus drei Sätzen, jeweils mit der Anweisung verknüpft absolute Stille einzuhalten. Laut Partitur ist die Dauer des Stückes frei wählbar, soll aber im Titel angegeben werden. Durchgesetzt hat sich die Bezeichnung 4` 33″, frei nach dem Titel und der Dauer der Uraufführung. Der damals interpretierende Pianist David Tudor zeigte die drei Sätze durch Öffnen und Schließen des Klavierdeckels an.

Aber auch wenn Stille herrschen sollte ist es selbstverständlich nicht still, man bemerkt nur die Geräusche, die man sonst beim Musikhören ausblendet: Sei es die Klimaanlage, draußen vorbeifahrende Autos oder das berühmte Hüsteln im Publikum. mehr lesen / lire plus

BILDER / INSTALLATIONEN: Storytelling

Dass Mac Adams so gerne Geschichten erzählt, führt er auf seine walisische Herkunft zurück. Wales sei ein Land, geprägt von der Tradition sich gegenseitig Geschichten zu erzählen. Was und die Art wie er diese erzählt, begründet Adams im Rückblick mit den ersten Erfahrungen, die er als Jugendlicher im Kino gemacht hat. Welten, die er sich sonst über Bücher oder vor dem Radio sitzend selbst in seinem Kopf vorstellte, taten sich hier plötzlich scheinbar real vor ihm auf. In diesem Umfeld hätte seines Erachtens gar nichts anderes aus ihm werden können, als der Geschichtenerzähler, der er heute ist.

Mac Adams erzählt seine Geschichten ohne Worte. mehr lesen / lire plus

MALEREI / FOTOGRAFIE: Nothing more than feelings

Gefühle sind Bestandteil und Grund für jede soziale Handlung, und sogar ihr scheinbares Fehlen ist ein Beweis für ihre Anwesenheit. Sie sind der Klebstoff, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Man kann ihnen ausgeliefert sein oder sie für eigene Zwecke nutzen, spielt mit ihnen oder wird durch sie zu Besonderem motiviert. Jeder, nicht nur Künstler sind beeinflusst von Emotionen, doch gerade Künstler schöpfen daraus und leben von ihnen. Im Grunde wird jeder kreative Prozess von Gefühlen bestimmt und gelenkt. Demzufolge drückt auch jedes Kunstwerk Gefühle aus und soll diese meist auch bewusst vermitteln. Umso bemerkenswerter ist es Kunstwerke unter dem Titel „Emotions“ in einer Ausstellung zusammenzufassen, und diese Arbeiten, dann auch noch verschiedenen Gefühlen oder gefühlsbeladenen Momenten zuzuordnen. mehr lesen / lire plus

FOTOGRAFIE: Leben im Gehege

Auch wenn Rilkes „Panther“ durchaus allegorisch interpretiert werden kann, bleibt er das wohl bekannteste literarische Manifest gegen die Haltung wilder Tiere. Der Panther, den Rilke hier beschrieb, vegetierte in der
Ménagerie du Jardin des Plantes in Paris, dem ältesten heute noch bestehenden wissenschaftlich geführten Zoo der Welt. Hegen und pflegen statt gefangen halten, Tierschutz und Arterhaltung sind die Ziele, die sich Zoos in aller Welt auf die Fahnen geschrieben haben wollen, und am Ende werden kleine, niedliche Eisbären in der vermeintlichen Obhut des Menschen zu Symbolen des Klimawandels.

Dem Tier in unserer nahen Umwelt wird hingegen kein Platz eingeräumt, nicht den Wölfen in Mecklenburg, schon gar nicht einem Problembären in Bayern und nicht einmal dem umsorgten Rotwild, das nur aus Angst zum Waldbewohner geworden ist und dafür seinen eigentlichen Lebensraum auf offenen Wiesen aufgegeben hat. mehr lesen / lire plus