ITALIEN: Bloß keine Wahlen!

Nicht wegen der Skandale, die er produziert hat, musste er weichen: Berlusconi wurde untragbar, weil er keine stabile Mehrheit beschaffen konnte, um die von EU und IWF geforderte Politik umzusetzen. Mit Mario Monti an der Spitze sollen nun die wirtschaftspolitischen Technokraten ans Ruder.

Zu früh gefreut: Schon zweimal war Berlusconi vor seinem
jetzigen Rücktritt weg vom Fenster – ein Ereignis, das 2006 sogar mit einer Filmkomödie gefeiert wurde.
Ob der Vorhang für ihn nun definitiv zum letzten Mal gefallen ist?

Der Ausgang der italienischen Regierungskrise bescheinigt den Bankrott der parlamentarischen Opposition und den Verlust der politischen Handlungsfähigkeit der Linken. Deshalb reagierte die Bevölkerung vergangene Woche nicht überwiegend mit ausgelassener Freude, sondern mit hasserfülltem Ressentiment: Als Silvio Berlusconi bei Staatspräsident Giorgio Napolitano vorfuhr, um seinen Rücktritt einzureichen, wurde er von wütenden Sprechchören begleitet. mehr lesen / lire plus

JUNGE LITERATUR IN ITALIEN: Der Kosmos der Familie

Was ist italienische Literatur heute? Was ist aus diesem von politischen und sozialen Krisen zerrissenen Land zu erwarten? Der Berliner Wagenbach Verlag, seit Jahrzehnten für die Entdeckung und Übersetzung der italienischen Nachkriegsliteratur bekannt, ging diesen Fragen nach.

Eine im Berliner Wagenbach Verlag veröffentlichte Anthologie zeitgenössischer Erzählungen markiert einen doppelten Neubeginn: Da die meisten der jungen Autorinnen und Autoren bisher noch nicht übersetzt worden waren, entschied sich der Verlag, die Texte ebenso jungen Übersetzern anzuvertrauen. Das war ein Wagnis, wie Susanne Schüssler in einem überraschend offenen Vorwort gesteht. Und es klingt wie eine Vorankündigung, denn tatsächlich werden die Zweifel der Verlegerin von der Sammlung kurzer und kürzester Erzählungen nicht widerlegt, sondern bestätigt. mehr lesen / lire plus

„Jede Bewegung hat eine generationenspezifische Prägung“

Christian Raimo gehört zu den Mitbegründern von „TQ“, der Bewegung der Dreißig/Vierzigjährigen. Er ist Mitarbeiter des unabhängigen Verlags „minimum fax“ in Rom, hat dort zwei Bände mit Erzählungen veröffentlicht und schreibt regelmäßig für verschiedene Zeitungen, Zeitschriften und Blogs.

Spuckt in den Teller,
aus dem er isst:
Der Schriftsteller Christian Raimo.

woxx: Warum die starke Betonung der Generationenzugehörigkeit?

Christian Raimo: Jede politische Bewegung hat eine generationenspezifische Prägung, wir haben diese Prägung einfach nur explizit gemacht. Der Protest von TQ hat seinen Ursprung nicht an den Universitäten, er geht nicht von zwanzigjährigen Studenten aus, sondern von Kulturschaffenden, die inzwischen seit zehn Jahren im Arbeitsleben stehen – oder eben auch nicht. mehr lesen / lire plus

KULTURPREKÄRE: Theater als Gemeingut

Nach dem erfolgreichen Volksentscheid gegen die Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung herrscht in Italien eine enorme Aufbruchstimmung. Mitte Juni haben Schauspieler und Techniker das von der Schließung bedrohte „Teatro Valle“ in Rom besetzt. Inzwischen hat sich das älteste noch bespielte Schauspielhaus der Hauptstadt zu einem festen Treffpunkt nicht nur der prekären Kulturschaffenden gemausert.

„Wie traurig ist doch die Vorsicht!“ Der Wahlspruch der Besetzer prangt nicht nur im Innenraum des Schauspielhauses, sondern drückt sich auch in ihren Aktionen aus.

Medusen aus pink und azurblauem Tüll treiben vor dem Theater im Abendwind. Ihre langen Tentakeln verfangen sich in bunten, über die Gasse gespannten Girlanden. mehr lesen / lire plus

RADIKALISIERUNG DER KRITIK: Mehr als nur Empörung

Nichi Vendola ist der hoffnungsvollste Aspirant der Linken auf das Amt des italienischen Ministerpräsidenten. In seinem programmatischen Buch für ein „besseres Italien“ präsentiert der christliche motivierte Politiker jedoch vor allem eine moralisierende Ideologie der Vergemeinschaftung. Indes setzt ihn eine sich radikalisierende Protestbewegung unter Druck.

Vielbeschworener Hoffnungsträger der italienischen Linken: Der Philosoph und Politiker Nichi Vendola.

Als Nichi Vendola in einem Interview zu Beginn des Sommers den Wunsch ausplauderte, sich gerne aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, um als Schriftsteller durch die Welt zu reisen, schreckten seine Anhänger auf: Apuliens Regionalpräsident ist der Hoffnungsträger der italienischen Linken. Seit er im Frühjahr letzten Jahres zunächst in koalitionsinternen Vorwahlen den Kandidaten der Demokratischen Partei deklassiert und später mit deutlicher Mehrheit gegen seinen rechten Herausforderer gewonnen hat, gilt er als einzige linke Alternative für das Amt des Ministerpräsidenten. mehr lesen / lire plus

DEUTSCHE GRÜNE – GRÜNE DEUTSCHE: Im Südwesten nichts Neues

Was darf man von der ersten deutschen Landesregierung mit einem grünen Ministerpräsidenten erwarten? In ihrem jüngsten Buch „Krieg ? Atom – Arbeit“ klopft Jutta Ditfurth noch einmal Anspruch und Wirklichkeit grüner Politik anhand der drei Titel gebenden Themenfelder ab.

„Soziale Ungleichheit macht diejenigen, die an ihrer Verschärfung mitarbeiten und von ihr profitieren, bösartig“: Die linksradikale Autorin Jutta Ditfurth, Gründungsmitglied der deutschen Grünen, hat sich ihre einstigen politischen Weggefährten noch einmal vorgeknöpft.

Aus Anlass der ersten grün-roten Landesregierung in Stuttgart bangt das bürgerliche Lager Südwestdeutschlands um den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg. Die Konservativen sehen das Ende einer „Erfolgsgeschichte“ und warnen ernsthaft vor der Einführung der „Planwirtschaft“. mehr lesen / lire plus

DEUTSCHLAND: Die echten Konservativen

Der designierte grüne Minister-präsident Winfried Kretschmann favorisierte lange eine schwarz-grüne Koalition für Baden-Württemberg. Doch mit dem Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 fiel diese Option weg – für dieses Mal.

Haben sich bereits in der Schlussphase des Wahlkampfs als Team präsentiert: Der designierte baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (GRÜNE) und der SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid (links).

Noch bevor das vorläufige amtliche Endergebnis feststand, wurde auf dem Stuttgarter Schlossplatz ausgelassen gefeiert. Die Gegner des Bahnhofsprojekts Stuttgart 21 hatten zur „Mappschiedsparty“ geladen und bereits nach den ersten Hochrechnungen keinen Zweifel mehr: Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) ist abgewählt. Nach 58 Jahren war die christdemokratische Herrschaft in Baden-Württemberg endlich gebrochen. mehr lesen / lire plus

AUSFLUG IN DEN MEZZOGIORNO: Betörendes Stimmengewirr

In der nun erschienenen deutschen Fassung von Fabrizia Ramondinos letztem Roman „La Via“ zeigt sich einmal mehr ihre große Erzählkunst. Dass die Virtuosität der 2008 verstorbenen Autorin auch in der vorliegenden Übersetzung zur Geltung kommt, ist der Übersetzerin Maja Pflug zu verdanken, die Anfang März für ihr Lebenswerk geehrt wurde.

„Alles geschah hier immer wegen der Straße“: Sie war die wichtigste Verbindungsstrecke des Römischen Reiches, auf ihr gelangte man aus der Hauptstadt in die Campagnia bis in den Süden des Imperiums. Auf der Via Appia ereignete sich Geschichte, sie bestimmte über das Schicksal von Ortschaften. So entstand aus einer Tempelstätte zu Ehren des Gottes Äskulap, von dem sich die erschöpften Reisenden Kraft und die verwundeten Krieger Heilung erhofften, im Laufe der Jahrhunderte zwischen Rom und Neapel ein Kleinstädtchen, „von den Einheimischen Acraia genannt“. mehr lesen / lire plus

ITALIEN: Blinde Wut

In Italien bildet sich eine Front der Entrüstung gegen das Treiben von Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Die politische Konstellation, die das System Berlusconi überhaupt möglich gemacht hat, steht indes nicht zur Debatte.

Diffuse Angelegenheit: Demonstration gegen das „System Berlusconi“ im Oktober vergangenen Jahres in Rom.

Silvio Berlusconi regiert weiter. Auch nachdem vergangene Woche das Mailänder Untersuchungsgericht der Anklage der Staatsanwaltschaft stattgegeben hat und sich der italienische Ministerpräsident Anfang April aufgrund eindeutiger Beweislage in einem Schnellverfahren wegen Amtsmissbrauch und Prostitution Minderjähriger zu verantworten hat. Dass Berlusconi persönlich vor Gericht erscheint, ist unwahrscheinlich, um seine Verteidigung kümmern sich zwei Abgeordnete seiner Partei.

Die Strategie der Anwälte Niccolò Ghedini und Piero Longo zielt bisher darauf, die Zuständigkeit des Mailänder Gerichts in Frage zu stellen. mehr lesen / lire plus

BRIEFWECHSEL: Fragile Freundschaft

Der Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und dem jüdischen Religionsphilosophen Gershom Scholem berührt drängende Fragen des europäischen Judentums und die verzweifelte Suche nach einer Antwort auf das Scheitern der Assimilation.

Hannah Arendt und Gershom Scholem fanden durch Walter Benjamins Tod zusammen. Sie waren sich zwar schon vor dem Krieg in Paris begegnet, doch erst in der Trauer um den gemeinsamen Freund, begannen sie sich regelmäßig zu schreiben. Für beide waren diese Briefe „dünne, feste Fäden“ mit denen sie Reste ihrer verlorenen Welt zusammenzuhalten suchten. Wie schwierig der Dialog zwischen dem Kabbala-Gelehrten und der Philosophin des Politischen werden sollte, deutet sich jedoch bereits im ersten Brief an. mehr lesen / lire plus

ITALIEN: Lebenslänglich für Italien

Das gescheiterte Misstrauensvotum hat die Krise der Regierung von Silvio Berlusconi nicht beendet. Seine Koalitionspartner fordern Neuwahlen, gleichzeitig radikalisiert sich der soziale Konflikt.

Nicht die blinde Wut einiger weniger, sondern das Bewusstsein unzähliger Demonstrationsteilnehmer, der Arroganz der Regierung entgegenwirken zu müssen, führte zu den Straßenkämpfen in Rom: Polizeikräfte rücken am 14. Dezember auf Barrikaden der Protestierenden vor.

„Wir brauchen eine präventiveAktion!“ Maurizio Gasparri, Fraktionsvorsitzender der rechtskonservativen Regierungspartei Volk der Freiheit (PDL) im italienischen Senat, geht der Vorschlag, den sein Innenminister zuvor gemacht hatte, nicht weit genug. Roberto Maroni hatte angeregt, ähnlich dem Stadionverbot für Hooligans, auffällig gewordenen Demonstranten die Teilnahme an Protesten zu verbieten. mehr lesen / lire plus

MAFIA IN ITALIEN?: Im Einklang mit der Kirche

Anlässlich eines Kurzbesuchs Anfang Oktober in Sizilien warnte Papst Benedikt XVI. vor der Mafia: man dürfe ihren „Suggestionen“ nicht folgen, ihre Machenschaften seien „unvereinbar mit dem Evangelium“. Isaia Sales, Dozent für die Geschichte der organisierten Kriminalität in Neapel, hat das Verhältnis der Katholischen Kirche zu den süditalienischen Mafias in den letzten 150 Jahren untersucht und kam zu einem anderen Ergebnis. Für sein Buch „I preti e i mafiosi“, das die Verstrickung von Klerus und Mafia behandelt, wird er diesen Samstag mit dem Preis „Feudo di Maida“ ausgezeichnet.

„Zu den kulturellen Wurzeln, die den Mafiosi mit seinem gesellschaftlichen Umfeld verbinden, gehört zweifellos der katholische Glaube“: Mafia-Forscher Isaia Sales, hier auf einer Konferenz im Jahr 2007.

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VERLAG EINAUDI: Der kritische Geist von Turin

Maike Albath hat den Werdegang des Turiner Verlags Einaudi aufgeschrieben. Warum dort ein revisionistisches Geschichtsbild hegemonial werden konnte, lässt sich indes nicht erklären, solange auf eine Auseinandersetzung mit den blinden Flecken des jahrzehntelang kultivierten antifaschistischen Selbstbildnisses der Linken verzichtet wird.

Von der kriegerischen Ästhetik eines Gabriele D’Annunzio oder Ernst Jünger angezogen, sympathisierte er nach der deutschen Besetzung Norditaliens für kurze Zeit mit den Nationalsozialisten:
Der Verleger Cesare Pavese.

Die italienische Nachkriegskultur hat ein Markenzeichen: den stolz aufgereckten Straußenvogel des Turiner Einaudi-Verlags. Er stand jahrzehntelang für schöne Literatur, gute Übersetzungen und engagierte Essays. Die Berliner Literaturwissenschaftlerin Maike Albath erinnert in einem schmalen, bibliophilen Bändchen an die Geschichte des berühmten Verlagshauses: „Der Geist von Turin“ soll nicht vom gegenwärtig vorherrschenden politisch-kulturellen Ungeist verdrängt werden. mehr lesen / lire plus

ITALIEN: Ein Postfaschist will die Zukunft gestalten

Die italienische Regierungskrise ist vertagt. Ministerpräsident Silvio Berlusconi bereitet sich auf vorgezogene Neuwahlen im Herbst vor, während die Oppositionsparteien die Möglichkeiten ausloten, sich zu einer „Übergangsregierung? zusammenzuschließen.

Seine neofaschistische Vergangenheit gerät immer mehr in Vergessenheit: Parlamentspräsident Gianfranco Fini.

Die erste Machtprobe im Parlament hat die Regierung von Silvio Berlusconi vergangene Woche bestanden. In der letzten Parlamentssitzung vor der Sommerpause gelang es ihr, die Abwahl des unter Korruptionsverdacht stehenden Justizstaatssekretärs Giacomo Caliendo zu verhindern. Der Misstrauensantrag der Opposition gegen Caliendo scheiterte allerdings nur deshalb, weil sich die neu konstituierte Fraktion „Zukunft und Freiheit? des jüngst aus Berlusconis Partei Volk der Freiheit (PDL) ausgeschlossenen Gianfranco Fini bei der Abstimmung enthielt. mehr lesen / lire plus

ITALIEN: Osteuropa im Mezzogiorno

Der Fiat-Konzern will 700 Millionen Euro in Süditalien investieren, aber nur, wenn die Beschäftigten schlechtere Arbeitsbedingungen akzeptieren. Darüber ließ das Unternehmen die Arbeiter abstimmen.

Wollen die Abwärtsspirale des internationalen Wettbewerbs um die miesesten Arbeitsbedingungen aufhalten: Arbeiter von Fiat bei einer Demonstration am 25. Juni in Neapel.

Im Kino der Sechzigerjahre war der Alfa Romeo Spider ein Symbol für Freiheit und Dolce Vita. Von dem Sportcoupé träumten damals auch viele junge Süditaliener, die in den Norden emigriert waren und dort in den Turiner Fiat-Werken für bessere Arbeitsbedingungen kämpften. Um die Abwanderung zu stoppen, beschloss die Regierung in jenen Jahren, in Pomigliano d’Arco bei Neapel die erste Autofabrik Süditaliens zu bauen. mehr lesen / lire plus

ITALIEN: Wo die Liebe siegen soll

Bei den Regionalwahlen am Sonntag fürchtet Silvio Berlusconi eine Niederlage. In der Provinz Rom und in Rom selbst hat es seine Partei versäumt, die Wahllisten rechtzeitig einzureichen, und wurde von der Wahl ausgeschlossen. Berlusconi probt indes neue Methoden der Beeinflussung.

Die neue Hoffnung der italienischen Linken: Nicki Vendola von der Rifondazione Comunista-Abspaltung „Sinistra, Ecologia e Libertà“. Unser Bild zeigt ihn (Mitte) auf einer Demonstration 2008 in Rom.

„Wir werden die Melancholie des Sonnenuntergangs besiegen“, versprach Silvio Berlusconi, als er vergangene Woche zum Abschluss einer Demonstration seiner Partei Volk der Freiheit (PdL) auf die Bühne trat. Die Anspielung auf das dämmrige Licht des späten Nachmittags geriet ihm unfreiwillig zur Metapher. mehr lesen / lire plus

ITALIEN: Das Verschwinden der italienischen Linken

Ein Gespräch mit dem linken Publizisten und Politologen Marco Revelli von der Universität Turin.

Marco Revelli

woxx: Für die italienische Linke ist der Ausgang der Wahl eine „Katastrophe“. Die Verantwortung für die Wahlniederlage wird vor allem Walter Veltroni, dem Vorsitzenden der Demokratischen Partei (PD), zugeschrieben. Welchen Einfluss hatte seine Kampagne, den PD als einzige Alternative zu Berlusconi darzustellen?

Marco Revelli: Mit diesen Wahlen verschwindet nicht nur die radikale Linke aus dem Parlament, sondern die gesamte italienische politische Linke. Alle im 20. Jahrhundert verankerten Traditionen, die verschiedenen Komponenten der ehemaligen italienischen Arbeiterbewegung, wurden ausgelöscht: vor allem die kommunistische, aber auch die sozialistische und die sozialdemokratische. mehr lesen / lire plus

ITALIEN: Die Angst der Patriarchen

Auch in Italien tobt der Kulturkampf, und der Abtreibungsparagraf wird vehement in Frage gestellt. Die Proteste dagegen sind erschreckend defensiv.

Hannibal Lecter beim Totentanz: Plakat der christlichen Miliz in Rom gegen das Recht auf Abtreibung.

Einem feministischen Slogan vergangener Tage zufolge sollte das erste und das letzte Wort den Frauen gehören. Doch in Rom ergriffen am 8. März vier Männer die Gelegenheit dazu. Einerseits die Vorsitzenden der drei großen italienischen Gewerkschaften CGIL, CISL und UIL. Sie hatten zum 100. internationalen Frauentag zur gemeinsamen Demonstration aufgerufen. In den von den Organisationen bereitgestellten Bussen waren jedoch nicht die in den Festtagsreden bedauerten prekär beschäftigten „jungen Frauen und Mütter“ und erst recht nicht die im Nachsatz erwähnten Migrantinnen in die Hauptstadt gereist, sondern vor allem altgediente Mitglieder, viele Pensionäre, mehr Männer als Frauen. mehr lesen / lire plus

ITALIEN: Rote Kraft und rote Schmerzen

Die neu gegründete „Partito Democaratico“ macht der italienischen Linken Dampf. Rufe zur Einheit finden jedoch nicht nur Zustimmung.

Die politische Ausrichtung der Anti-Bush-Demo im Juni sorgte in der italienischen Linken für Streit: Nur gegen Bush oder auch gegen die eigene Regierung? (Foto: Alfredo Mancia/flickr)

In diesem Sommer standen die italienischen Politiker unter Dauerstress, von Sommerpause keine Spur. Ende Juni hatte der populäre römische Bürgermeister Walter Veltroni angekündigt, für den Vorsitz des im Frühjahr gegründeten Partito Democratico (PD) zur Verfügung zu stehen. Seine medienwirksam inszenierte Kandidatur bescherte der neuen, aus linksliberalen und christdemokratischen Gruppierungen hervorgegangenen Partei einen beachtlichen Popularitätszuwachs, der nicht nur die Rechtskonservativen in Unruhe versetzte. mehr lesen / lire plus