La réaction philosémite

(lc) – Beaucoup d’encre a coulé, coule et coulera encore sur les thèmes de l’antisémitisme, du communautarisme et du « défi culturel » qu’est la présence de l’islam en Europe. Beaucoup trop d’encre même pour y voir clair. Car derrière chaque commentateur, il y a une communauté, soit ethnique, soit d’intérêts, soit les deux en même temps. Heureusement qu’il existe encore des personnes qui veulent la clarification, comme Yvan Segré. Professeur et vivant en Israël, Segré s’est déjà fait entendre en publiant un livre intitulé « Comment penser Auschwitz ? ». Dans La réaction philosémite ou la trahison des clercs, il s’attaque à ces nouveaux penseurs de la cause juive comme Alain Finkielkraut, Emmanuel Brenner ou encore Pierre-André Taguieff. mehr lesen / lire plus

Letzte Lieder

lc) – „Wenn man sich das Leben leicht macht, macht man sich das Leben schwer, hingegen macht Unzufriedenheit glücklich, das ist eine der wichtigsten Lektionen, die man von der Kunst empfängt.“ Solche Lebensweisheiten und vieles mehr erfahren die geneigten LeserInnen bei der Lektüre von Georg Kreislers Autobiografie Letzte Lieder. Dabei ist der Titel schon eine bewusste Irreführung, geht es dem bekannten Chansonnier, Musiker und Autor eben nicht darum, über seine bekannten Klassiker „Alpenglühen“, „Tauben vergiften im Park“ oder „Zwei alten Tanten die Tango tanzen“ zu plaudern. Das Buch ist vielmehr eine Abrechnung mit der Gesellschaft, die ihn immer wieder zurückwies, sowie die Weitergabe seiner Erkenntnisse an kommende Generationen. mehr lesen / lire plus

Mapping August

(lc) – Encore jusqu’au 4 avril, le Carré Rotondes montre une exposition intitulée « Mapping August – An Infographic Challenge ». Le catalogue de cette exposition pas comme les autres vient de paraître et il mérite largement qu’on y jette un coup d’oeil. D’abord, qu’est-ce que l’infographie ? Question d’autant plus pertinente que nous en consommons chaque jour dès que nous entrons en contact avec le monde médiatique. Ce sont les graphiques destinés à nous simplifier l’information, à la représenter de façon esthétique et accessible à tous. En d’autres termes, c’est une formidable méthode d’information et de… manipulation. Car la mutation de l’écrit vers le graphique laisse une grande marge à l’infographiste. mehr lesen / lire plus

Walter Rufer / Dos Hermanos Der Himmel ist blau. Ich auch.

(lc) – Eine Geschichte wie aus einem Buch. Und es geht auch um eins dabei. Und um eine geniale posthume Zusammenarbeit dreier Lebenskünstler. Doch alles der Reihe nach. Vor einiger Zeit stöberte José, Musiker der Münchner Lo-fi Countryband Dos Hermanos, in einer alten Kiste und fand ein altes Buch mit dem spannenden Titel: Der Himmel ist blau – Ich auch. Er las es und lachte sich dabei halbtot. Die lakonischen Verse dieses unbekannten Poeten über sein Bohemienleben, seine wilden Ehen und Besäufnisse hatten es in sich. So kam es, dass das Buch fester Bestandteil der Band wurde und die beiden Musiker dem Publikum daraus vorlasen. mehr lesen / lire plus

VORARLBERG: Agent der Sehnsucht

Ein literarisches Geschenk: Michael Köhlmeiers Erzählung „Idylle mit ertrinkendem Hund“.

Michael Köhlmeier bei einer Lesung in Olmütz.

Es ist betörend, wie vorsichtig tastend diese Geschichte beginnt. Jeder Satz des Buches möchte mehrmals gelesen, möchte untersucht werden auf die verschiedenen Perspektiven, die er enthält, bevor er den Blick schließlich frei gibt auf den Zusammenhang, in dem er steht. Vorsichtig tastend beginnt die Geschichte wohl auch deshalb, weil das, was in ihr erzählt werden soll, so schmerzhaft ist, dass es einem – dem Autor Michael Köhlmeier – die Worte nimmt.

Und so beginnt die Geschichte mit dem Besuch des Lektors, den der Schriftsteller zuhause bei sich in Vorarlberg empfängt. mehr lesen / lire plus

Une autre Chine : Les trois soeurs Song

Pour s’initier à l’histoire de la Chine moderne, rien de mieux que ce livre retraçant l’histoire romanesque de la famille Song.

De gauche à droite: Meiling, Qingling et Ailing.

Le passé de la Chine regorge d’histoires incroyables. Parmi les plus récentes, et les moins connues en Occident, il y a l’épopée du clan des Song. C’est à la lecture d’un album de BD que j’ai rencontré pour la première fois les soeurs Song, et je n’ai pas cru en leur existence. En effet, dans la préface de « Corto Maltese en Sibérie », Hugo Pratt évoque le banquier Song : « … il faut savoir que ce banquier milliardaire a eu trois filles. mehr lesen / lire plus

James Ellroy – My Dark Places

(lc) – Du noir, du polar et du bon. Celui qui a éclairé le monde sur « The Black Dahlia Murder » et qui a plongé – avec un succès à rendre parano même les lecteurs les plus avertis – dans la tête d’un serial killer dans « Silent Terror », donne au monde l’occasion de faire un tour dans son âme noire. Ou plutôt, avec son âme car « My Dark Places » montre un James Ellroy frénétique, instable et à la recherche du meurtrier de sa mère. Ce n’est pas une autofiction, car la mère d’Ellroy – ou plutôt ce qu’il en restait – a été découvert sur un terrain vague, l’auteur préférera parler d’un « body dump site », près de Los Angeles lorsqu’il n’avait même pas dix ans. mehr lesen / lire plus

ABGEHÄNGT: Ein Fest für Ethnologen

Wie sieht das kulturelle Erbe der Überflüssigen aus? Wer solche Fragen stellt, hat es verdient, Protagonist in einem der Romane des flämischen Autors Dimitri Verhulst zu werden.

Den 1972 im ostflämischen Aalst geborenen Dimitri Verhulst sollte man gut im Auge behalten – was nicht schwer fallen dürfte: Mit „Die Beschissenheit der Dinge“, seinem nach „Problemski Hotel“ zweiten Roman, schaffte er es auf Platz Eins der Bestsellerliste in den Niederlanden und gewann auch einen begehrten Publikumspreis.
Rainer Kersten gelang es, auch der deutschen Übersetzung ihre Authentizität zu belassen, er hat den in der „Beschissenheit“ verwendeten Slang einfach in rheinischen Dialekt übertragen.

Manche Bücher kommen einem gerade recht. mehr lesen / lire plus

EXIT GHOST: Fortsetzung des Massakers

Unverblümt, verzweifelt, aufbrausend und resigniert: Philip Roths neuer Roman liefert noch einmal einen unbedingt lesenswerten Einblick in die Leiden des Alters.

„Das Alter ist keine Schlacht; das Alter ist ein Massaker“, schrieb Philip Roth in seinem vorletzten Roman „Jedermann“. Eine Erkenntnis, die der 75-jährige amerikanische Autor in „Exit Ghost“ gnadenlos weiter entwickelt. Dazu gehört, dass man auch in diesem Buch über altersrelevante Themen wie Impotenz und Inkontinenz vielleicht ein wenig mehr erfährt, als man wissen möchte. Doch in der unverblümten Darstellung der schmerzhaften Realität offenbart Roth einmal mehr sein großes erzählerisches Können.

„Die bittere Hilflosigkeit eines alten Mannes, der nichts so sehr ersehnte, als wieder vollständig zu sein.“ mehr lesen / lire plus

MODERNE KLASSIKER: Das ganze Elend

Wieso nicht einmal einen Klassiker verschenken? William Faulkners „Licht im August“ ist in neuer Übersetzung erschienen.

Das Licht, das im August den Mississippi bescheint, soll eine ganz besondere Wirkung haben. Nicht etwa, dass es melancholisch macht, vielmehr haben die Betrachter den Eindruck, als bestrahle es das Gegenwärtige tatsächlich aus der Vergangenheit. Kein Wunder also, dass William Faulkner dieses „Licht im August“ als metaphorischen Titel für eines seiner Bücher gewählt hat. Ist er es doch gerade, der das Drama menschlichen Zusammenlebens nicht nur aus der Perspektive der Gegenwart beschreibt und analysiert. Wie sich das Augustlicht im Mississippi reflektiert und die Umgebung in eine ungewohnte Atmosphäre versetzt, stellt sich auch die Gesellschaft, die Faulkner beobachtet, im Spiegel ihrer Entwicklung anders dar. mehr lesen / lire plus

NINE-ELEVEN: Nach dem Kollaps

In Don DeLillos 9/11-Roman „Falling Man“ verwandelt sich der Anschlag auf das World Trade Center in ein therapeutisches Problem privater Traumata.

In den Augen der antisemitisch motivierten Attentäter ein Symbol der vermeintlich jüdisch beherrschten USA: Ein Tower des World Trade Center in New York.

„Es war keine Straße mehr, sondern eine Welt, Zeit und Raum fallender Asche und nahezu Nacht. Er ging nordwärts durch Trümmer und Schlamm, und Menschen rannten an ihm vorbei, hielten sich Handtücher ans Gesicht oder Jacken über den Kopf.“ Don DeLillos neuer Roman beginnt mitten im Chaos der brennenden Türme des World Trade Center. „Falling Man“ schildert den 11. mehr lesen / lire plus

DEMENZ: Der Verlust der Welt

Die dänische Autorin Kirsten Thorup und ihr niederländischer Kollege Bernlef versuchen herauszufinden, was im Kopf von Alzheimerkranken vor sich geht.

Wenn die Erinnerung verloren geht:
Den Alltag aufhellen, ohne ein Lachen zu erzwingen, möchte
dieser Klinikclown.

„Das Alter ist kein Kampf,
das Alter ist ein Massaker.“
(Philip Roth)

Schätzungsweise 5.000 Menschen in Luxemburg leiden an Alzheimer. Diese Krankheit ist die häufigste Form der Demenz. Langsam aber stetig fortschreitend gehen die Nervenzellen des Gehirns unter, was ebenso fortschreitend zum Verlust des Gedächtnisses führt. Das Leiden gleicht einem Verdikt, denn eine Heilung ist bis dato nicht möglich. Neben der schwindenden Intelligenz stellt die Veränderung in der Persönlichkeit eines der drastischsten Symptome dar, nicht zuletzt für die Umwelt der Erkrankten. mehr lesen / lire plus

Neue Staubfänger braucht das Land

(lc) – Es war an der Zeit, dass sich die luxemburgische Autorenriege selbst ein Denkmal setzt. Dass Luxemburgensia-Regale in den Buchhandlungen noch immer hauptsächlich Staubfänger sind, hat die AutorInnen Germaine Goetzinger und Claude D. Conter nicht davon abgehalten den Versuch zu unternehmen, sämtliche Schreiberlinge des Landes in ein Buch zu pressen. Herausgekommen ist das Luxemburger Autorenlexikon, ein wissenschaftlich anmutender Schmöker, der im Detail fast jeden auflistet, der in Luxemburg je zur Feder griff. Interessant sind zumal die Einträge, welche Autoren aus dem 18. Jahrhundert betreffen, zum Beispiel Michel Eiffes und seine Chronik über die Zeit als Soldat der napoleonischen Armee, die bis dahin dem breiten Publikum unbekannt war. mehr lesen / lire plus

Cartes et concepts

RK) – A un moment où la gauche française continue à délaisser la thématique environnementale, la publication de l’Atlas environnement par le Monde diplomatique a valeur de symbole. « La survie de la planète [constitue] désormais la priorité des priorités », affirme dans un article introductif Dominique Vidal, journaliste au « diplo ». Ce changement de paradigme, induit par la conscience de la menace climatique, se réflète dans l’atlas : plus de la moitié des articles traitent du climat ou de l’énergie. La publication, vendue 7,50 euros seulement en kiosque, offre un bon résumé des défis écologiques des décennies à venir. Les cartes et schémas y sont abondants et bien choisis, la présentation en double page est agréable à lire – même si elle impose aux auteur-e-s de rester à la surface des choses. mehr lesen / lire plus

GEFUNDEN: Ein spätes Geschenk

Der nun veröffentlichte Jugendroman Jean Amérys ist ein Meisterwerk des Humanismus.

Unmöglich zu bleiben, wer man ist, unmöglich, ein anderer zu werden: Jean Améry.
(Foto: Lutz Möhring)

Als Jean Améry 1935 die Arbeit an seinem ersten Roman „Die Schiffbrüchigen“ abschloss, war er knapp 23 Jahre alt. Über siebzig Jahre sollte es jedoch dauern, bis der Roman bei Klett-Cotta zur Veröffentlichung kommen würde. Während des Krieges galt das Buch dem Autor als verloren, als er das Manuskript 1949 zufällig wiederfand, blieb der Versuch einer Publikation ohne Erfolg. Nach abermaliger Lektüre schwankte Améry damals zwischen der Ansicht, „es tauge nichts“ und jener, es sei „stellenweise hervorragend“. mehr lesen / lire plus

GESUCHT: Drückendes Schweigen

Aharon Appelfelds Roman „Elternland“ über die Suche eines Sohnes von Shoah-Überlebenden nach seiner Familie.

„Das Leiden der Schwachen hat nichts Großartiges. Sollen die doch ihren Schmerz für sich behalten, anstatt ihre Nachkommen damit zu stören.“ Ein skandalöser Satz, skandalös in seiner verletzenden Brutalität. Ausgesprochen hat ihn der Vater von Jakob Fein. Jakob ist die Hauptfigur in Aharon Appelfelds neuem Roman „Elternland“. Sein Vater sprach, als er den Satz formulierte, von sich selbst, einem Überlebenden der Shoah. In einem kleinen Dorf in Polen aufgewachsen, schafften er und seine Frau es, mit Hilfe einiger Bauern in einem Versteck zu überleben, als die Deutschen alle anderen Juden des Ortes gnadenlos niedermetzelten. mehr lesen / lire plus

WOLF ERDBRUCH: Die Ente und der Tod

Ob man beim Schreiben über den Tod ihm etwas von seinem Schrecken nehmen soll und kann, ohne ideologisch zu werden, ist eine Frage, so alt wie die nach dem Sinn des Lebens. Noch komplizierter wird sie, wenn man Kindern die Tatsache, dass wir alle einmal sterben müssen, zu erklären versucht. Wolf Erlbruch hat es mit seinem Bilderbuch Ente, Tod und Tulpe versucht. Als die Ente auf den Tod trifft, tritt er ihr im Schlafrock und in Hausschuhen gegenüber. Ein Totenschädel, nicht richtig schrecklich, aber dennoch etwas unheimlich. „Schön, dass du mich endlich bemerkst“, sagt der Tod zu ihr, „ich bin schon in deiner Nähe, solange du lebst – nur für den Fall.“ mehr lesen / lire plus

YIFTACH ASHKENAZY: Pessimistische Pose

Es geschieht nicht oft, dass Arbeiten junger israelischer Autoren ins Deutsche übersetzt werden. Luchterhand hat nun das Erstlingswerk des 1980 geborenen Yiftach Ashkenazy veröffentlicht – laut Auskunft des Verlages der „Star der israelischen Literaturszene“. Doch ebenso wie die Bewertung „Star“ die Pose gegenüber dem Werk in den Vordergrund stellt, steht auch bei Ashkenazy die Pose im Zentrum seines Ausdrucksvermögens. Allzu abgeklärt und lapidar kommen bei ihm die verschiedenen Ich-Erzähler daher, kaum ein Unterschied zwischen ihnen, wenn sie von ihrem deprimierenden Alltag erzählen. Darin scheint immerhin etwas von der gesellschaftlichen Realität im Kapitalismus auf. Doch in Ashkenazys Blick, weitgehend einer der Anschauung, nicht der Reflexion, liegt ein Moment des Kulturpessimismus, das über die gesamten 120 Seiten zelebriert wird und zur Pose erstarrt. mehr lesen / lire plus

TIM PARKS: Mythos Medici

Die irrige Annahme, man könne die Sphäre der Produktion (Handwerk, Manufaktur, Industrie), von der Sphäre der Zirkulation scheiden (Geld, Zins, Banken) und jener den Vorzug (bodenständig, ehrlich, schaffend) über diese (heimatlos, Wucher, raffend) geben, ist so alt wie das allgemeine Äquivalent, das den unmittelbaren Warentausch ersetzt. Eine Annahme, die immer ideologisch war und heute als eine Wurzel des modernen Antisemitismus gelten muss. Dass beide Sphären nicht nur untrennbar miteinander zusammen hängen, sondern vielmehr Aufklärung, Moderne und „Hochkultur“ (Parks) mit der Entwicklung des Kreditwesens verbunden sind, will Tim Parks in seinem Buch Das Geld der Medici zeigen. Die Entfaltung der menschlichen Potenziale setzt die „Produktion auf der Basis der Tauschwerte voraus“, schrieb Marx in den „Grundrissen“. mehr lesen / lire plus

MUSIK: Punk in D.C.

Rar sind Bücher über neuere Musikströmungen, die frei von Musikjournalistenjargon sowie Über- und Verdrehungen sind. „Dance of Days“ ist ein solcher Fall. Mark Jenkins und Mark Andersen sind beide aktive Mitglieder der Punkszene in Washington D.C. – und das seit den Anfangstagen Ende der 70er Jahre. Ihre Chronik über berühmte und weniger bekannte Bands und Künstler vermischt Beobachtungen zum politischen Alltag in den USA mit der Zusammenarbeit zwischen linken Aktivisten und Musikern, etwa mit dem inzwischen fast mythischen „Dischord“-Label. Das Engagement der Friedensbewegung spiegelt sich in den Texten und der Musik von Fugazi und anderen Bands. Nebenbei gibt das Buch Aufschluss über das Funktionieren einer Szene von innen her, mit all ihren Veränderungen, Tiefschlägen und auch Erfolgen. mehr lesen / lire plus