AVORTEMENT: Halbe Bevormundung

Die Regierung will den Schwangerschaftsabbruch aus dem Strafgesetzbuch streichen, doch der Zwang zur staatlichen Beratung soll bleiben.

„Wir haben abgetrieben“. Die Titelschlagzeile der Zeitschrift Stern mit der Headline vom Juni 1971, mit den Gesichtern von Promi-Frauen wie Romy Schneider, markierte in Deutschland einen Höhepunkt der Debatten um den Paragraphen 218. Auf der einen Seite Kirche und Konservative, die das „heilige“ Ungeborene bemühten, um das gesellschaftliche Verfügungsrecht über Bauch und Lebenswege von Frauen zu sichern, auf der anderen die neue Frauenbewegung, die mit Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht für die rechtliche Freigabe eintrat. Eine Konstellation, wie sie im katholisch geprägten Luxemburg nur allzu bekannt ist: Ein ewiges Zerren und Reißen vonseiten der Herren einer CSV-LSAP-Regierung, die noch vor eineinhalb Jahren das Gesetz von 1978, das den Schwangerschaftsabbruch von Frauen unter Strafe stellte, nur marginal reformiert hatte. mehr lesen / lire plus

Lage von Gambia: Schmal ist breit

Inhaltlich durchwachsen, rhetorisch schwach – Bettels erste Rede zur Lage der Nation hat die wenigsten begeistert. Reicht das, um sich Gambia wieder wegzuwünschen?

„Luxemburg ist ein kleines Land mit einer großen Zukunft.“ Seht her, auch er kann es: bedeutungsschwangere Phrasen von sich geben! Xavier Bettels erste Rede zur Lage der Nation musste sich an Maßstäben messen lassen, die sein Vorgänger in fast 20 Jahren Amtszeit gesetzt hat. Doch Jean-Claude Juncker war mehr als ein Phrasendrescher – in den besseren seiner Reden schaffte er es, Begeisterung für neue Ideen zu wecken und politische Innovationen schwungvoll anzukündigen. Gewiss, die den Worten folgenden Taten waren meist weniger schwungvoll und begeisternd. mehr lesen / lire plus

LAGE DER NATION: Nachhaltig unbekannt

Die Erklärung zur Lage der Nation wird sich vor allem daran messen lassen müssen, wie die neue Haushaltspolitik aussieht.

Als die neue Regierung im Dezember vergangenen Jahres antrat, war die umstrittenste Personalie die des Finanzministers. Dessen erste Budgetrede zum Teilhaushalt 2014 hinterließ vor allem das Gefühl, dass der neue Ansatz, die Finanzen des Landes in den Griff zu bekommen, noch nicht sehr weit gediehen ist.

Die, zugegebenermaßen kurze, Vorbereitungszeit war vor allem durch einige Aufregung gekennzeichnet, weil die Ministerien – nach alter Manier – gehalten waren, ihre „frais de fonctionnement“ querbeet um zehn Prozent zu kürzen. Die anderen von Pierre Gramegna erreichten Spareffekte wurden vor allem durch das Verschieben von Investitionen erzielt. mehr lesen / lire plus

UKRAINE: En noir et blanc

Hypocrisie impérialiste ? Antiaméricanisme ? A gauche, entre partisans d’une ligne dure contre les « crimes » de Poutine et inconditionnels du soutien au « contre-pouvoir » que constitue la Russie, le débat s’envenime.

Des bons sentiments au service de l’impérialisme occidental ? Est-ce à cela que se réduisent les appels à refuser la manière dont Poutine s’attaque à l’intégrité territoriale de l’Ukraine ? Cette appréciation de l’attitude générale envers la Russie jouit d’une certaine popularité au sein de la gauche radicale. Effectivement, une partie des discours réclamant plus de fermeté de la part de l’Occident émanent des adeptes du « modèle » démocratique et libéral. mehr lesen / lire plus

OUTSOURCING: Le règne des experts

Le recours à des cabinets d’audit pour effectuer un « screening » de l’Olai ou du budget de l’Etat démontre que la technocratisation des esprits prime depuis longtemps sur la politique – aussi nobles que soient ses buts.

Ce furent les situationnistes, et avant tout Guy Debord et Raoul Vaneighem, qui mirent en théorie peu avant le déclenchement des « événements » de mai 1968 les dangers de l’avènement prochain d’un règne des experts. Malheureusement pour eux, leurs livres et pamphlets, conçus comme coups de semonce tirés face à une dérive sociétale, ont aussi pu être lus comme des manuels d’utilisation. Avec pour conséquence que, de nos jours, le règne des experts semble total. mehr lesen / lire plus

WELTFRAUENTAG: Frauen verdienen mehr!

Am 8. März wird der Weltfrauentag als Protesttag begangen, Frauenrechtsorganisationen verkünden ihre Forderungen. In Luxemburg haben sich einige Organisationen zu einer Plattform zusammengeschlossen, um gegen ungleiche Bezahlung zu protestieren.

„40 Jahre nachdem die Forderung nach gleicher Bezahlung auf parlamentarischer Ebene beschlossen wurde, ist die Einkommensschere noch immer Realität“, beklagt der Nationale Frauenrat (CNFL). Die Schonfrist für die Regierung ist nun vorbei – doch aus den vollmundigen Erklärungen im Regierungsprogramm sind im Bereich der Stärkung der Frauenrechte leider noch keinerlei konkrete Maßnahmen erfolgt. In Luxemburg haben sich elf Organisationen zu einer Plattform zusammengeschlossen, um gegen ungleiche Bezahlung und Diskriminierung von Frauen zu protestieren. mehr lesen / lire plus

CATTENOM: Ad vitam aeternam

La sortie partielle du nucléaire prévue par François Hollande est compromise. La fermeture de Cattenom, dans les délais, aussi.

A en croire Guy Catrix, actuel directeur de la centrale nucléaire de Cattenom, les quatre réacteurs EDF placés en bordure de la Moselle sont prêts à entamer une « deuxième » vie après les quarante années de service initialement prévues. S’il est normal que le chef d’une entreprise qui compte actuellement quelque 1.332 salariés – et ceci dans une région largement atteinte par le déclin de la sidérurgie – défende bec et ongles son outil de production, il ne faut pas perdre de vue que les affirmations avancées ce mardi lors d’une conférence de presse s’inscrivent dans un débat politique français qui va bien plus loin que les seules questions techniques et financières. mehr lesen / lire plus

UKRAINE: Good Morning Kiev !

Tandis qu’à Kiev les trèves et les nouvelles explosions de violence alternent, derrière les rideaux de fumée s’activent des groupes d’intérêts qui, en partie, rejouent le drame centenaire d’un pays déchiré entre l’Est et l’Ouest.

PHOTO : ©flickr_jlori

Qui regarde un peu l’histoire de l’Ukraine constate assez vite que le tiraillement entre l’Est et l’Ouest de ce pays ne date pas d’hier. En fait, il est constitutif de l’émergence de l’Ukraine car, depuis toujours, les pouvoirs voisins, que ce soient la Pologne ou la Lituanie, la Russie tsariste, soviétique ou maintenant poutinienne, se sont disputés ce territoire que Staline considérait comme son « grenier à blé ». mehr lesen / lire plus

UNBESCHÄFTIGTES PERSONAL: In der Abstellkammer

CSV-Altlasten tragen dazu bei, dass die Partei irgendwie noch nicht glaubhaft in ihrer Rolle als Opposition angekommen ist.

Aus Italien ist bekannt, dass es nicht unüblich ist (oder zumindest früher der Fall war), dass Staatsbedienstete einigen Nebenbeschäftigungen nachgehen, und dies mitten in ihrer Arbeitszeit und bisweilen sogar so, dass sie erst gar nicht an ihrer eigentlichen Arbeitsstätte erscheinen.

In fast täglichem Rhythmus sind in letzter Zeit in Luxemburg Fälle von Staatsbeamten bekannt geworden, die zwar auf den Gehaltslisten diverser Verwaltungen geführt werden, ohne von ihrer Tätigkeit – oder gar Existenz – Spuren hinterlassen zu haben.

Nun herrschen in Luxemburg sicherlich keine italienischen Verhältnisse. mehr lesen / lire plus

MARIAGE HOMOSEXUEL: Les portes de l’enfer

Les temps sont mouvementés pour la progression des droits LGBT, à chaque avancée correspond aussi une nouvelle levée de boucliers réactionnaire.

Sur le front de l’avancée des droits LGBT, ça bouge fort. D’abord, les bonnes nouvelles : ce mardi, le Parlement d’Ecosse vient de voter une loi autorisant le mariage pour tous, complétant ainsi la législation que l’Angleterre et le Pays de Galles avaient votée quelques mois auparavant. Le même jour, le Parlement européen a adopté – à 394 voix pour, 176 contre et 72 abstentions – le « rapport Lunacek », une feuille de route européenne contre l’homo- et la transphobie, nommée d’après sa co-éditrice, la députée verte autrichienne Ulrike Lunacek. mehr lesen / lire plus

BOMMELEEËR: Vor dem großen Knall?

Der Bommeleeër-Prozess erfährt eine – kurze? – Unterbrechung, weil neue Verdächtige aufgetaucht sind. Wichtiger wäre indes, zu erfahren, wieso es überhaupt solange dauern muss, um Jahrzehnte alte Erkenntnisse zu einem zusammenhängenden Ganzen zu verschmelzen.

Als vor mehr als zwei Jahrzehnten ein Journalist einen Informanten mit den Worten zitierte „er kenne keinen Förster, der nicht in krumme Geschäfte verwickelt wäre“, handelte er sich einen jahrelangen Presseprozess ein. Der woxx-Vorgänger GréngeSpoun solidarisierte sich, wie viele andere, mit dem Journalisten, dem fälschlicherweise unterstellt wurde, er habe zum Ausdruck gebracht, alle Förster seien korrupt. Uns kostete die Solidarität zwar ein paar Förster-Abos, doch nach einem langen, kostspieligen Kampf durch sämtliche Instanzen gab der Straßburger Menschenrechtsgerichtshof dem Journalisten Recht und mahnte an, der Status der Presseschaffenden sollte verbessert werden, um sie etwa vor ruinösen Prozessen zu schützen. mehr lesen / lire plus

DAYLI: Ein Schlag ins Gesicht

Wer hierzulande arbeitslos wird, gerät meistens auch noch in die Mühlen der Bürokratie. Über den Umgang mit Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben.

1.047 Konkurse gab es im Jahr 2013, davon 350 im Handel. Wie viele Menschen dadurch in die Arbeitslosigkeit abgerutscht sind, ist nicht bekannt. Für großes Aufsehen hat diese Nachricht jedenfalls nicht gesorgt. Auf etwas mehr Interesse stieß die Pleite des österreichischen Konzerns „dayli“, die zur Schließung von 29 Geschäften in Luxemburg führte. In Luxemburg hat die Insolvenz die Entlassung von 91 Beschäftigten zur Folge.(Siehe dazu Artikel S. 4)

Mag die Zahl 91 angesichts des bereits existierenden Heeres von fast 20.000 Erwerbslosen recht klein erscheinen, so verbergen sich hinter dieser Zahl doch jede Menge Einzelschicksale. mehr lesen / lire plus

CITÉ DU FER: Aufbruch oder Stillstand

In Windeseile ist in Differdingen die neue „Kenia-Koalition“ entstanden. Hat deren politische Agenda mehr als nur einen sozialen Anstrich?

Fast scheint es so, als hätten die Grünen in Differdingen vom Verhalten der DP nach den Nationalwahlen gelernt. Im Nu wurden Gespräche mit LSAP und CSV geführt und nach nur zwei Verhandlungsrunden die Kenia-Koalition unter Dach und Fach gebracht.

Die Verhandlungen seien respektvoll geführt worden, bekundeten die drei Parteien und kündigten mehr „Soziales“ und eine „stärkere Bürgerbeteiligung“ an, um dann in vielen Formulierungen doch recht vage zu bleiben. So liest sich das Programm der neuen Koalition in weiten Teilen wie eine eilig sozial angestrichene Version des Programms ihrer Vorgänger. mehr lesen / lire plus

LUXEMBOURG BASHING: A qui la faute ?

Du « meilleur élève européen » au paradis offshore à évincer de l’Union européenne, gouverné de surcroît pendant 18 ans par un ivrogne notoire. Le baromètre du Luxembourg n’est plus au beau fixe – mais au lieu de jouer les indignés, on ferait mieux de se demander si certaines critiques ne sont pas justifiées.

Quel scoop ! Le nouveau Monsieur Euro, Jeroen Dijsselbloem, a donc découvert le penchant pour la boisson de son prédecesseur, notre Jean-Claude Juncker national. Il faut vraiment le féliciter pour son courage. Et se réjouir qu’au moins désormais notre monnaie commune ne dépende plus d’un ivrogne, mais soit fermement tenue entre ses jeunes mains calvinistes – on respire enfin. mehr lesen / lire plus

LIBERTÉ ET RELIGION: Foulard du Nord

Dans l’intérêt de la liberté, faut-il interdire le port du foulard ? Doit-on traiter les conventions vestimentaires religieuses comme d’autres conventions ?

Au moment même où le nouveau gouvernement s’apprête à attaquer le grand projet de la séparation de l’Eglise catholique et de l’Etat, le comité des professeurs du Lycée du Nord a fait circuler une lettre demandant d’interdire le port du foulard à l’école, et en particulier à deux jeunes filles musulmanes. En apparence, la cause est entendue : on se bat contre les curés de toute obédience et on libère le Luxembourg de toute forme d’oppression religieuse.

Et effectivement, l’islam, comme d’autres religions, impose des contraintes à ses adeptes. mehr lesen / lire plus

SREL: Cadeau de fin d’année

Le château de Senningen n’a pas encore livré tous ses secrets. Les archives du Srel qui y ont été dissimulées ne sont pas seulement un back-up, ce qui donne de nouveaux indices sur le fonctionnement arbitraire du service secret et de l’Etat.

(©flickr_kathera)

Peut-être que la raillerie à l’égard de celles et de ceux qui se sont dits surveillés à tort – ou qui suspectaient de l’avoir été – par le Srel va cesser pour quelque temps. Car la liste d’associations surveillées par le service de renseignement en dit long sur le fonctionnement et la logique avec laquelle l’Etat voulait se protéger contre des ennemis intérieurs. mehr lesen / lire plus

ÉTATS D’AME DE L’OPPOSITION: Superflu, le CSV ?

Jean-Claude Juncker approuve la politique, notamment sociétale, annoncée par le nouveau gouver-nement, mais insiste lourdement sur le péché originel de la triple coalition, celui d’avoir exclu le CSV.

« Ça aussi, ça se trouve dans le programme électoral du CSV. » La phrase est revenue sans cesse dans le discours de Jean-Claude Juncker, comme un refrain. Pour sa première intervention en tant que leader de l’opposition mardi dernier, l’ex-
premier ministre avait choisi non pas de critiquer le « renouveau » annoncé par la triple coalition, mais de con-
tester qu’il y ait renouveau. Il a constaté une « continuité surprenante » dans le programme du nouveau gouvernement et a demandé pourquoi le CSV avait été écarté pour finir par appliquer son projet. mehr lesen / lire plus

KOALITIONSABKOMMEN: Die Katze ist aus dem Sack

Ein Kommunikations-GAU gleich zu Beginn. Doch Gambia zeigt sich lernfähig.

Eine der Fähigkeiten, die dem frisch gekürten Premier Xavier Bettel von allen Seiten zugestanden werden, ist die, „gut mit den Menschen zu können“. Ein Kommunikationsgenie demnach, sollte man meinen. Doch das am Freitag vergangener Woche unterschriebene Koalitionsabkommen wollte Bettel erst am Tag seiner Regierungserklärung publik machen. „Die Chamber“, so, ganz basisdemokratisch, der Regierungschef in spe, „hat das Recht, als erste zu erfahren, was wir uns alles vorgenommen haben.“

Dass die Regierungserklärung erst unmittelbar vor dem Auftritt des Premiers öffentlich gemacht wird, hat Tradition. Und: Es gilt das gesprochene Wort, will heißen, sogar dieser Text unterliegt der allgemeinen Regel, dass er erst kommentiert wird, wenn er auch wirklich den Wortlaut der Rede wiedergibt. mehr lesen / lire plus

MEDIENPLURALISMUS: Elefanten unter sich

Das Konzept der Regionalsender ist gescheitert. Radiopluralismus ist mit reinem Kommerzfunk nicht zu vereinbaren.

Gerade mal elf knappe Zeilen umfasste das am Donnerstag letzter Woche von „RTL Communication und Luxemburger Wort“ veröffentlichte Kommuniqué, in dem der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde, dass die beiden Häuser ihre „Kräfte vereint [haben], um ein frankophones Radio zu lancieren“.

Das kurze Statement, das mehr Fragen aufwirft, als es Antworten liefern kann, ist mit heißer Nadel genäht. Die vom neuen Sender ab Februar 2014 genutzten Frequenzen sind die des DNR, der im Text keine Erwähnung findet.

Der Verdacht, dass es sich eigentlich um ein reines RTL-Vorhaben handelt, wurde denn auch durch RTL-Chef Alain Berwick bestätigt, der 100,7 gegenüber erklärte, RTL „wisse wie man Radio macht“ weshalb es auch den „Lead“ in dem Vorhaben habe. mehr lesen / lire plus

FRAUEN IN DER POLITIK: No country for women

Geht es um die Verteilung der Macht, bleiben Männer gerne unter sich. Das veranschaulichen die Koalitionsgespräche nur zu gut: Allen Quotendiskussionen zum Trotz verhandeln ausschließlich Männer.

Gambia ist in aller Munde, die Modernisierung des Landes wird eifrig beschworen, und dennoch scheint sich kaum einer daran zu stören, dass die Verhandelnden – wie seit eh und je – Männer sind. Die Gespräche um die neue Koalition werden ausschließlich im Kreise geschäftig dreinblickender Herren geführt: Xavier Bettel, Claude Meisch, Etienne Schneider und Felix Braz flimmern über die Bildschirme und inszenieren sich als potente Viererbande. Kann dies verwundern angesichts einer Politik, die im Wahlkampf ausschließlich auf männliche Spitzenkandidaten als Aushängeschilder gesetzt hat? mehr lesen / lire plus