Gesellschaft & Coronapandemie (2): Negative Befreiung vom Realitätsprinzip

Wie hängen Kapitalismus, die Entstehung moderner Epidemien und irrationaler Widerstand gegen staatliche Impfkampagnen zusammen? In seinem neuen Buch „Krankheit als Kränkung“ liefert der Autor Uli Krug einen überzeugenden Erklärungsversuch.

Freiheit, jedenfalls: Protest gegen die staatlichen Maßnahmen zur Coronabekämpfung im September 2021 in den Niederlanden. (Foto: EPA-EFE/Jeroen Jumelet)

Als der österreichische Sozialdemokrat Victor Adler sich im Sommer 1892 die schrecklichen Folgen der Choleraepidemie in Hamburg vor Augen führte, stand für ihn völlig außer Frage, dass die Gesundheitskrise nur mit staatlicher Hilfe zu bewältigen sei. Allein dem Staat stehe die Macht zur Verfügung, „die Widerstände, welche städtischer Krämergeiz und kurzsichtige Kirchthurmpolitik bereiten, zu beseitigen“. mehr lesen / lire plus

Kontrolle von Seenotrettern: Beschränkte Befugnis

Der Europäische Gerichtshof hat am Montag die Rechte ziviler Seenotrettungsorganisationen gestärkt.

Bild: Chris Grodotzki/Sea-Watch.org

Immer massiver werden derzeit Vorwürfe, wonach die EU-Grenzschutzagentur Frontex daran beteiligt gewesen sein soll, geltendes Recht zu brechen. Auf 129 Seiten hat die EU-Antikorruptionsbehörde Olaf laut dem deutschen Nachrichtenmagazin „Spiegel“ die Verwicklung von Frontex in illegale Zurückweisungen von Asylsuchenden (sogenannte „pushbacks“) durch die griechische Küstenwache und andere illegale Aktivitäten dokumentiert. Teilweise wurden die Flüchtenden Berichten zufolge einfach wieder in aufblasbaren Rettungsinseln auf See ausgesetzt.

Angesichts solch mutmaßlich massiver Rechtsbrüche lieferte ein Urteilsspruch des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) am vergangenen Montag einen deutlichen Kontrast, was die Willkür im Umgang mit Flüchtlingen und ihren Helfer*innen auf EU-Territorium betrifft. mehr lesen / lire plus

Gasversorgung: Bittere Alternativen

In Europa versucht man, sich auf Gasknappheit im Winter vorzubereiten. Unterdessen wehren sich Aktivist*innen in den USA gegen immer mehr Exportterminals.

Verflüssigtes Gas über den Atlantik zu bringen, mag die kurzfristige Versorgung garantieren, sorgt langfristig aber für Probleme: dort, wo das Gas gefördert wird und global wegen den erhöhten Treibhausgasemissionen. (Foto: CC BY-SA 3.0 Wolfgang Meinhart/wikimedia)

Trotz Hitzewelle dominierte in den letzten Wochen die Angst vor der Winterkälte. Banges Starren auf die Zahlen der Gaspipeline Nordstream 1 war vor allem nach einer Wartungsperiode angesagt. Manch eine*r fürchtete, Putin drehe Europa den Gashahn endgültig zu. Die deutsche Wochenzeitung Zeit hat auf ihrer Website einen Energiemonitor eingerichtet. mehr lesen / lire plus

Superwahljahr: Legitimationsfalle

2023 schreitet Luxemburg gleich zweimal zur Urne. Das ist alle paar Jahrzehnte der Fall, doch diesmal kommt es dennoch zu einer Premiere.

CC BY-SA 4.0 GilPe

Ein ungewöhnliches Wahljahr erwartet Luxemburg 2023: Da die Mandatsperiode der Abgeordnetenkammer fünf und die der Gemeinderäte sechs Jahre beträgt, kommt es theoretisch alle 30 Jahre vor, dass beide Wahlgänge im gleichen Jahr stattfinden. Das geschah das letzte Mal 1999 und wäre eigentlich erst wieder 2029 der Fall gewesen.

Doch die vorgezogenen Chamberwahlen von Oktober 2013 haben diesen verfassungsrechtlich aktierten Rhythmus gleich zweifach durcheinandergebracht: Das gemeinsame Wahljahr findet nun schon 2023 statt und die beiden Wahlen würden sogar im gleichen Monat, wenn nicht sogar am gleichen Wahlsonntag stattfinden. mehr lesen / lire plus

Brasilien und der Bolsonarismus: „Affekte zwischen Furcht und Hass“

Anfang Oktober wird in Brasilien ein neuer Präsident gewählt. Auch der aktuelle Amtsinhaber Jair Bolsonaro tritt erneut zu den Wahlen an. Wer dessen politischen Erfolg verstehen will, muss einen Blick in die Geschichte des Landes werfen, meint Christian Ingo Lenz Dunker, Psychoanalytiker und Professor am psychologischen Institut der Universität São Paulo, der den „Bolsonarismo“ seit Jahren analysiert.

Würde den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro eher mit Diktatoren des 20. Jahrhunderts vergleichen: der brasilianische Psychoanalytiker Christian Dunker. (Foto: privat)

woxx: In brasilianischen Medien haben Sie die These formuliert, der auf den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro zurückgehende Bolsonarismus habe verborgene faschistische Tendenzen in der Gesellschaft offengelegt. mehr lesen / lire plus

EuGH stärkt Rechte von Migrant*innen

„Kein guter Tag für Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof“ war diese Woche in der Gratiszeitung „L‘Essentiel“ zu lesen. Angesichts des Anlasses eine etwas geschmacklose Wortwahl. Tatsächlich wurden die Rechte minderjähriger Geflüchteter gestärkt. In drei Fällen bekam Deutschland vor dem höchsten europäischen Gericht (EuGH) Unrecht. Eines dieser Urteile betrifft die Familienzusammenführung. Konkret geht es um Kinder, die zu ihren Eltern ziehen wollen, denen bereits ein Flüchtlingsstatus in einem EU-Land gewährt wurde – oder umgekehrt. Eine solche Zusammenführung ist nur dann erlaubt, wenn es sich bei den Kindern um Minderjährige handelt. In Deutschland kann ein solcher Antrag maximal drei Monate nach Anerkennung des Flüchtlingsstatus gestellt werden – es sei denn, das betroffene Kind ist zwischenzeitlich volljährig geworden. mehr lesen / lire plus

Glyphosate illégalement interdit ?

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C’était encore du temps de l’avant-pandémie : la deuxième coalition bleu-rouge-vert issue des élections d’octobre 2018 s’apprêtait à réaliser point par point son programme de coalition. Un des projets priorisés notamment par Déi Gréng : l’interdiction de la commercialisation et de l’utilisation des herbicides contenant du glyphosate, vendus notamment sous la dénomination « Roundup » par la société Bayer. Dans une lettre datée du 19 octobre 2019, le ministre de l’Agriculture, Romain Schneider, invoquait donc l’accord de coalition pour annoncer qu’il allait retirer les autorisations pour ces produits. En avril 2020, le géant de l’agrochimie introduisait quant à lui un recours en annulation contre cette décision ministérielle. mehr lesen / lire plus

Auf Apple TV: Black Bird

Dennis Lehanes Miniserie „Black Bird“ profitiert von der Faszinantion für Serienkiller. Trotz mehrheitlich guter Schauspielleistungen und einer insgesamt spannenden Handlung ist sie im Vergleich zu anderen dieses Genres leider nur mittelmäßig.

Warum sich Larry dem unauthentisch wirkenden Jimmy öffnet, bleibt bis zuletzt unklar. (Copyright: Apple TV)

Von „Dexter“ über „Bates Motel“ bis hin zu „True Detective“ und „You“ – Produktionen über Serienmörder erfreuen sich anhaltender Beliebtheit. Doch wieso eigentlich? Der Adrenalin-Rush und die Ähnlichkeit, die solche Erzählungen mit dem Lösen eines komplexen Rätsels haben, spielen dabei sicherlich keine unwesentliche Rolle.

Allgemein betrachtet sind Serienmörder-Produktionen ein recht konservatives Genre, das das Publikum nicht allzu sehr herausfordert. mehr lesen / lire plus

Expotipp: Berthe Lutgen – L’emprise du réel

Die Pandemie als Stillleben, der Arbeitsalltag von Frauen als Holzschnitt: Die luxemburgische Künstlerin Berthe Lutgen greift in der Abtei Neumünster in ihrer Einzelausstellung „L’emprise du réel“ auf altbewährtes Kunsthandwerk zurück, um aktuelle Krisen aufzuarbeiten und ein feministisches Zeichen zu setzen. Kunst, die sich kritisch mit der Gegenwart auseinandersetzt, ist für Berthe Lutgen nicht neu: Die Künstlerin gründete 1971 den „Mouvement de la libération des femmes“ und ist seit jeher als engagierte Kunstschaffende bekannt. In ihrer Schau in der Abtei Neumünster will sie unter anderem die Arbeit von Frauen würdigen.

Neimënster, hall Michel Delvaux (28, rue Munster, L-2160 Luxembourg), lu. – di.
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Backcover: « Wheels of Hope » 
de Thomas Girondel

En août, le woxx présente sur sa dernière page « Wheels of Hope », du photographe Thomas Girondel : une série photographique à l’initiative du skateur professionnel ukrainien Yurii Korotun. Le but du projet est de soulager le quotidien des réfugié-es les plus jeunes qui ont dû quitter leur pays après l’invasion de l’Ukraine par l’armée russe. Girondel sur son lien avec l’Ukraine, ses premières amours et un sourire.

Close-up des jeunes réfugié-es ukrainien-nes au skatepark « Gleis D » à Hanovre. (Photos : Thomas Girondel)

woxx : Où étiez-vous quand la Russie a envahi l’Ukraine ? 


Thomas Girondel : J’étais en France. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps
: August 2022

Malische Wurzeln

Coronabedingt musste man auf sein neues Album fünf Jahre warten. Vieux Farka Touré, Sänger und Gitarrist aus Mali, hat 2006 seine Recording-Karriere begonnen und sich in der Folge als Musiker mit offenen Ohren gezeigt. Er hat unter seinem eigenen Namen wie auch zusammen mit dem israelischen Pianisten Idan Raichel veröffentlicht und unter anderem mit dem Jazzgitarristen John Scofield kooperiert. Wegen seines bisweilen wilden Spiels nannten ihn einige den Hendrix der Sahara. Jetzt geht er zurück zu seinen Wurzeln und folgerichtig heißt sein aktuelles Album Les Racines. Die Platte erinnert stark an den entspannten Stil seines 2006 verstorbenen Vaters Ali Farka Touré, der bis heute als einer der größten Musiker Afrikas gilt. mehr lesen / lire plus

Art visuel : « OK Computer »

Un objet identifié en tant que « Machine Hallucinations. Rêves de nature » a atterri dans l’espace de la grande nef du Centre Pompidou de Metz. Une expérience psychosensorielle aux effets anxiolytiques nous y attend.

Photo : Nuno Lucas da Costa

À première vue, on pourrait spéculer sur une probable visualisation expérimentale des perceptions d’un des cobayes humains du chimiste Albert Hofmann (inventeur du LSD). Pourtant, ici, nulle question de prestidigitation ou de délires psychédéliques, mais plutôt d’une toile numérique de 10 mètres sur 10 mètres projetant des vidéos en 3D durant 20 minutes, élaborée par Refik Anadol. Issu de la génération Y, Anadol (né en 1985 en Turquie) vit et travaille actuellement à Los Angeles, où il est conférencier au département design et art numérique de la prestigieuse université de Californie à Los Angeles. mehr lesen / lire plus

Dans les salles : Piccolo corpo

Cette quête d’une jeune mère dans le Frioul-Vénétie Julienne de 1900 bénéficie d’images particulièrement travaillées. S’y ajoute le brassage de thèmes importants, comme l’arbitraire religieux ou la légitime aspiration à l’indépendance des femmes, pour composer dans un chaudron authentique, avec une pincée de surnaturel, un long métrage dont le souvenir reste en tête bien longtemps après la projection.

L’évaluation du woxx : XX
Tous les horaires sur le site. mehr lesen / lire plus