USA: Erholen vom China-Schock

Die US-Regierung Joe Bidens verspricht eine „Außenpolitik für die ‚middle class‘“ und will verhindern, dass China den USA in Hightech-Branchen den Rang abläuft. Dabei geht es auch darum, Investitionen in sogenannte grüne Technologie so zu verkaufen, dass selbst Republikaner sie nicht ablehnen können.

Gutbezahlte Jobs für alle – bei sinkenden Lohnkosten, um gegenüber China und anderen konkurrenzfähig zu bleiben: US-Präsident Joe Biden versucht sich mit seiner Industriepolitik in der Quadratur des Kreises. (Foto: EPA-EFE/Michael Reynolds)

Am 9. August erließ Präsident Joe Biden ein Dekret zum Verbot von Investitionen aus den USA in die chinesische Hightech-Industrie. Betroffen sind unter anderem Firmen, die hochentwickelte Mikrochips, Künstliche Intelligenz und Quantencomputer herstellen. mehr lesen / lire plus

Umwelt- und Klimapolitik
: Gemischte Bilanz (2/2)

Nachhaltigkeit war ein wichtiges Schlagwort für die blau-rot-grüne 
Regierung. Im zweiten Teil unserer Serie über gehaltene und gebrochene Versprechen der Regierung gehen wir auf die Themen Biodiversität, Wasser- und Luftqualität ein.

Die Biberpopulation in Luxemburg hat sich erholt. Leider gibt es viele andere Tier- und Pflanzenarten, deren Zustand sich verschlechtert hat. (Foto: CC BY-SA Frank Liebig/Wikimedia)

Vor zwei Wochen hat die woxx im ersten Teil dieser Artikelserie die Versprechen des Koalitionsabkommens in den Bereichen Klima, Abfall, Energie und Forstwirtschaft analysiert. Während die Müllberge bekämpft wurden und der Wald ein neues Gesetz bekam, muss das Klima weiterhin auf seine Rettung warten. Die Klimakrise geht Hand in Hand mit der Biodiversitätskrise, die Luxemburg hart trifft, was das Land – und die Regierung – in den letzten fünf Jahren immer wieder von diversen Organisationen bestätigt bekam. mehr lesen / lire plus

Tunesien-Deal der EU: Meloni macht das Spiel

Als „Team Europe“ will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Tunesien für ihre Flüchtlingspolitik gewinnen – und zählt auf Italiens rechtsextreme Ministerpräsidentin Giorgia Meloni als Spielmacherin.

Ein tolles Team: Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (vorne links) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (vorne rechts) mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte (hinten rechts) am 16. Juli in Tunis. (Foto: European Union, 2023/Dati Bendo)

Als sich Mark Rutte, Giorgia Meloni und Ursula von der Leyen im Juni erstmals auf den Weg nach Tunesien machten, war die Tinte unter dem soeben getroffenen „Asylkompromiss“ noch nicht trocken. Die in Luxemburg von den EU-Innenminister*innen vereinbarte Position, die sie im Trilog mit EU-Parlament und -Kommission durchsetzen wollen, soll möglichst vielen Asylsuchenden das Recht nehmen, in Europa Schutz zu bekommen. mehr lesen / lire plus

Italien als Lehrstück für Europa: Gesellschaft als Beute

Italien ist keine Demokratie mit einer rechten Regierung, sondern ein Musterbeispiel für das Zusammenspiel von postdemokratischem Neoliberalismus und Faschisierung der Gesellschaft. In der EU wird diese Entwicklung weitgehend ignoriert – auch weil es der Regierung Meloni noch gelingt, nicht alle Elemente ihrer Machtergreifung deutlich sichtbar werden zu lassen.

Gallionsfiguren der drei maßgeblichen Fraktionen des italienischen Rechtsextremismus (erste Reihe von links nach rechts): Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (Fratelli d‘Italia), der am 12. Juni dieses Jahres verstorbene ehemalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi (Forza Italia) und der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Matteo Salvini (Lega). (Foto: EPA-EFE/Fabio Frustaci)

Über die verschlafene mitteleuropäische Presse kam, jedenfalls dort, wo sie noch Reste von sozialem Gewissen aufweist, die jüngste Nachricht aus dem (post-)faschistischen Italien wie ein kleiner Gruselschock: Per SMS hat die Regierung Giorgia Melonis Hunderttausenden Menschen mitgeteilt, dass sie von jetzt an keinen Anspruch auf den „reddito di cittadinanza“, das Bürgergeld, als Sozialleistung mehr hätten. mehr lesen / lire plus

Mentale Gesundheit: Psychiater*innen schlagen Alarm

Die Société luxembourgeoise de psychiatrie, pédopsychiatrie et psychothérapie lobt den Aktionsplan für mentale Gesundheit, zweifelt jedoch an seiner Umsetzung und zeigt sich besorgt.

Copyright: Pexels/Tara Winstead

Luxemburg hat seit Juli einen Aktionsplan für mentale Gesundheit, der den Sektor bis 2028 optimieren soll. Lobenswert? Nur bedingt, findet die Société luxembourgeoise de psychiatrie, pédopsychiatrie et psychothérapie (SLPPP): Ende letzter Woche begrüßte die Organisation den Plan in einem Presseschreiben, legte jedoch vor allem im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie den Finger in die Wunde.

Es fehlt dem Aktionsplan laut SLPPP nicht an Zielsetzungen in diesem Bereich, aber: Viele davon gehen auf die „Stratégie nationale en faveur de la santé mentale des enfants et jeunes au Luxembourg“ aus dem Jahr 2013 zurück. mehr lesen / lire plus

Alternativer Mischanbau trägt Früchte

Mehr Biodiversität, verbesserte Wasserqualität, höhere Eiweißkonzentrationen im Futter – laut dem „Institut fir biologësch Landwirtschaft an Agrarkultur Luxemburg‟ (IBLA) übertrumpft der gemischte Anbau von Mais und Stangenbohnen den reinen Maisanbau in der Futterproduktion in mehrerlei Hinsicht. Zusammen mit dem „Service eaux‟ der Stadt Luxemburg hat das IBLA ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, um neben etwaigen Vorteilen des Mischanbaus auch verschiedene Aussaatzeitpunkte der beiden Pflanzen sowie Methoden zur Bekämpfung des Unkrauts, das bei dem Mischanbau auftritt, zu erforschen. Seit diesem Monat liegen die ersten Ergebnisse vor. Als eiweißreiche Pflanzen enthalten Stangenbohnen ein Protein, das laut dem Institut für die Fütterung von Wiederkäuern „unerlässlich‟ ist. mehr lesen / lire plus

Frauenquote erreicht?

Der Abgeordnete Marc Goergen (Piraten) will es in seiner parlamentarischen Anfrage an die Gleichstellungsministerin Taina Bofferding (LSAP) und den Wirtschaftsminister Franz Fayot (LSAP) genau wissen: Sind 40 Prozent der Verwaltungsratsmitglieder in öffentlichen Einrichtungen Frauen? Dazu hatte sich die Regierung bei Amtsantritt 2018 selbst verpflichtet. Einen wahren Erfolg kann sie bis dato nicht verbuchen. Ende 2022 waren nur 36 Prozent der Verwaltungsratsmitglieder öffentlicher Einrichtungen Frauen, selbst wenn dieser Wert seit 2018 um rund zwei Prozent gestiegen ist. Anders verhält es sich mit dem Anteil der Frauen, die den Staat in Verwaltungsräten öffentlicher Einrichtungen vertreten: Die 40-Prozent-Marke wurde dort bereits 2018 erreicht; im Dezember 2022 lag der Wert bei 41 Prozent. mehr lesen / lire plus

Abstammungsrecht: CCDH enttäuscht

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat die beratende Menschenrechtskommission (CCDH) die Änderungen am Gesetzentwurf zum „Accès à ses origines“ zur Kenntnis genommen: Wie aus ihrem ergänzenden Gutachten hervorgeht, begrüßt die CCDH einerseits den nun präziser formulierten Text. Andererseits ist sie enttäuscht, dass fast keinem ihrer im Juli 2022 geäußerten Bedenken Rechnung getragen wurde, und zwar ohne dies zumindest zu begründen. „Il y a lieu de s’interroger sur l’intention des responsables politiques de lui demander de fournir un avis, s’il s’agit par la suite de ne lui accorder aucune attention“, so die CCDH. Der im September 2020 vom Justizministerium vorgelegte Gesetzentwurf 7674 hat zum Ziel, den Zugang zur Kenntnis der eigenen Abstammung im Rahmen einer Adoption, anonymen Geburt oder künstlichen Befruchtung zu regeln. mehr lesen / lire plus

Angela Steidele: In Männerkleidern

Angela Steidele porträtiert in der Biografie „In Männerkleidern“ das Leben von Catharina Linck: Sie war die letzte Frau Europas, die aufgrund einer lesbischen Beziehung hingerichtet wurde.

Die Autorin Angela Steidele befasst sich in ihrer Arbeit mit historischen Zeugnissen lesbischen Begehrens. (Copyright: Amrei-Marie, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

1721 wurde Catharina Margaretha Linck in Halberstadt hingerichtet, nachdem sie sich jahrelang als Mann ausgab und Frauen liebte. Die Autorin Angela Steidele widmete ihr 2004 die Biografie „In Männerkleidern. Das verwegene Leben der Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Lagrantinus Rosenstengel, hingerichtet 1721“. Zum dreihundertsten Jahrestag erschien das Buch 2021 als ergänzte Neuauflage im Insel Verlag, samt zahlreicher Quellen und Anhänge. mehr lesen / lire plus

Zweite Staffel von Heartstopper: Typen statt Menschen

Die zweite Staffel von „Heartstopper“ 
enttäuscht leider. Die Macher*innen scheinen so sehr darauf bedacht, ein Positivbeispiel für eine queere Jugend 
zu schaffen, dass sie dabei die Seriendramaturgie vernachlässigen.

Eine der zentralen Herausforderungen, die sich für die Figuren stellt, ist die Wahl des ersten Dates. (Quelle: Netflix)

Es gibt wahrscheinlich wenige Serien, auf die das Adjektiv „herzerwärmend“ so sehr zutrifft wie auf „Heartstopper“. Selbst im Subgenre der Teenie-Serie sucht die Graphic-Novel-Verfilmung ihresgleichen. Auf die Anfang August auf Netflix erschienene zweite Staffel trifft das sogar noch stärker zu als auf die erste. Charlie (Joe Locke) und Nick (Kit Connor) sind mittlerweile ein glückliches Paar und auch für ihre Freund*innen scheinen traumatische Erfahrungen der Vergangenheit anzugehören. mehr lesen / lire plus

Dans les bacs : Arthur Possing : ID:entity

Avec son premier album solo, Arthur Possing emmène les mélomanes qui goûtent le jazz dans un univers syncopé et mélodieux à la fois, fait de morceaux originaux et de reprises. Compte rendu d’écoute.

Seul mais pas égaré : le premier album solo d’Arthur Possing. (Photos : © Eric Engel)

Comme si son identité s’était quelque peu diluée dans son quartet, Arthur Possing revendique celle-ci haut et fort dès le titre de cet album. Mais « ID:entity », c’est aussi une entité unique, un seul instrument : rien d’autre que du piano ici, un exercice de style délicat sur un disque entier tant il demande d’éviter la monotonie. mehr lesen / lire plus

Im Kino: Passages

Vordergründig eine queere Dreiecksgeschichte, geht es in „Passages“ um sehr viel mehr.

Tomas meint’s nicht böse, richtet mit seinem Verhalten aber dennoch Schaden an. (Fotos: © Courtesy of Sundance Institute)

„Passages“ hat etwas sehr Familiäres an sich. Das, obwohl der Handlungsverlauf nicht gerade den Stoff zahlreicher Filme darstellt. Im Zentrum steht der in Paris lebende deutsche Regisseur Tomas (Franz Rogowski), der nach Drehschluss seines letzten Projekts nach einem Kick hungert. Nach einem feucht-fröhlichen Abend in einem Club hat er zum ersten Mal in seinem Leben Sex mit einer Frau (Adèle Exarchopoulos). Am nächsten Morgen kann er es kaum erwarten, seinem Ehemann Martin (Ben Whishaw) davon zu erzählen. mehr lesen / lire plus

Worldmusik-Konzertsaison 2023/24: Musikalische Weltreisen 2023

In der kommenden Konzertsaison können in Luxemburg Klänge aus aller Welt genossen werden, doch leider nicht ohne unangenehmen Beigeschmack.

Hier bei der Musikmesse Womex, am 18. Oktober in der Philharmonie: Fadosängerin Lina. (Copyright: Willi Klopottek)

Der Beginn der neuen Musiksaison in den großen Häusern in Luxemburg steht bevor und der Vorverkauf hat teilweise schon begonnen. Was die Konzerte mit Weltmusik angeht, ist wieder einiges zu finden, allerdings sei nicht verschwiegen, dass der Umfang des Angebots geschrumpft ist und manche Veranstalter*innen konservativ auf „Altes und Bewährtes“ setzen, statt Neues zu wagen.

Der Marnacher Cube 521, der in der letzten Saison noch offene Ohren bewies, hat lediglich ein Ensemble mit Balkanmusik im Angebot, merkwürdigerweise vorgetragen von einer spanischen Gruppe. mehr lesen / lire plus

Im Kino: Reality

2018 wurde die ehemalige NSA-Linguistin Reality Winner wegen Spionage zu fünf Jahren Haft verurteilt. Alle Dialoge aus „Reality“ sind der Tonaufnahme ihrer Verhaftung und Befragung entnommen – der 93-minütige Film zeigt die Vorgänge demnach in Echtzeit. „Reality“ weiß durch seine formale Simplizität, fesselnde Spannungsdramaturgie und herausragenden Schauspielleistungen zu überzeugen.

Bewertung der woxx: XXX
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Expotipp: Peter Halley: Conduits, Paintings from the 1980s

Soziale Fragen, Geometrie und Neonfarben: Ungefähr so lassen sich Peter Halleys Werke aus den 1980er-Jahren zusammenfassen. Das Mudam auf Kirchberg versammelt in der Ausstellung „Peter Halley: Conduits, Paintings from the 1980s“ 30 Schlüsselwerke des New Yorker Gegenwartskünstlers, darunter Gemälde, bisher unveröffentlichte Zeichnungen, Skizzen und Notizen. Es ist die erste museale Bestandsaufnahme dieser Schaffensphase des Künstlers. Halley ist vor allem für seine geometrische Bildsprache bekannt; dafür mit wenigen Linien Bezug auf gesellschaftliche Phänomene wie die Urbanisierung und die Industrialisierung oder aber den Wandel der Architektur zu Zeiten der Digitalisierung zu nehmen. Die Kuratorin Michelle Cotton versuchte in enger Zusammenarbeit mit Peter Halley selbst, zudem einen Bogen zur Sozialgeschichte New Yorks zu schlagen: Letztere ist von wirtschaftlicher Expansion und ihrem Zusammenbruch, der nuklearen Bedrohung und der Aids-Epidemie geprägt. mehr lesen / lire plus